Der Hexenmeister
benötigen.
4. Die letzte Beschwörung
Es gibt zwei gleiche, wenngleich entgegengesetzte Irrglauben, in die unser Geschlecht hinsichtlich der Teufel verfallen kann. Der eine ist, nicht an ihre Existenz zu glauben. Der andere ist, an ihre Existenz zu glauben und ein übermäßiges oder ungesundes Interesse an ihnen zu fühlen. Sie selbst sind über beide Arten von Verwirrung gleichermaßen erfreut und begrüßen den Materialisten wie den Magier mit gleicher Freude.
Tatsächlich stehen wir vor einem grausamen Dilemma. Wenn die Menschen aufhören, an unsere Existenz zu glauben, verlieren wir all die erfreulichen Früchte direkten Terrors, und wir können auch keine Magier machen. Wenn sie aber andererseits an uns glauben, dann können wir aus ihnen keine Materialisten oder Skeptiker machen. Wenigstens noch nicht . . . Wenn wir aber erst einmal unser vollkommenstes Werk hervorbringen können — den materialistischen Magier, den Menschen, der, was er vage ›Kräfte‹
nennt, nicht nur verwendet, sondern ihnen sklavisch ergeben ist, während er das Vorhandensein von ›Geistern‹ leugnet — dann erst ist das Ende des Krieges in Sicht.
T HE S CREWTAPE L ETTERS Aus C. S. Lewis
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Die Reise nordwärts zum Monte Albano fiel Pater Domenico trotz der starken Schneefälle relativ leicht. Einen großen Teil der Strecke konnte er im Schnellzug zurücklegen. Es schien ihm selbst absurd, daß er sich über den Schnee solche Sorgen machte. Wenn es so weiterschneite, dann würde es im Frühling böse Überschwemmungen geben. Aber das war, weiß Gott, nicht das schlimmste Unheil, das dieser Frühling bringen konnte.
Nachdem er die Reise hinter sich hatte, schien alles schiefzugehen. Nur etwa die Hälfte der Weißen Magier der Welt, jedenfalls eine sehr kleine Zahl von all denen, die eingeladen worden waren, hatten zu der Tagung kommen können oder die Reise der Mühe wert gehalten. Einer der größten unter ihnen, der bejahrte Archivar Pater Bonfigliolo, hatte zwar den weiten Weg aus Cambridge zurückgelegt, mußte aber erfahren, daß er der Strapazen, sich den Berg hinauftragen zu lassen, nicht gewachsen war. Jetzt lag er mit einem Herzinfarkt im Spital am Fuße des Berges und man zweifelte an seiner Gesundung.
Glücklicherweise hatte Pater Ucello kommen können. Auch Pater Montieth war hier, der ehrwürdige Meister einer ganzen Horde schöpferischer (doch leider oft eher untüchtiger) Geister der zislunaren Sphäre; Pater Boucher, der in Verbindung mit irgendeinem Intellekt der jüngeren Vergangenheit stand, der weder ein Sterblicher noch aber eine ›Kraft‹
gewesen war. Dieser Kontakt sah fatal nach Zauberei und Totenbeschwörung aus, war aber weder das eine noch das andere. Auch Pater Vance war gekommen, in dessen Geist Visionen von Arten der Magie herumschwammen, die aller Wahrscheinlichkeit nach den Menschen noch einige Millionen Jahre lang nicht verständlich sein, geschweige denn von ihnen anwendbar sein würden; Pater Anson, ein wortkarger Mann mit dem Verstand eines Ingenieurs, dessen Spezialität es war, Klarheit in die verworrenen Hirne von Politikern zu bringen; Pater Selahny, ein erschreckender Kabbalist, der in Parabeln sprach und dem man nachsagte, daß seit den Zeiten des Leviathan noch keiner seinen Rat verstanden hätte; Pater Rosenblum, ein ernster, strenger Bär von einem Mann, der in knappen Worten Unheil und Katastrophen vorhersagte und dessen Vorhersagen immer eintrafen; Pater Atheling, ein glasäugiger Grimoirist, der seltsamen Sinn und prophetische Bedeutung in gewissen Teilen der Rede seiner Mitmenschen sah und der dauernd allen in einer aufgeregten, nasalen Stimme Vorträge hielt, bis der Direktor ihn in die Bibliothek ins Exil schicken mußte, aus dem er nur hervorkommen durfte, wenn er seine magischen Kräfte anwenden sollte .. . Außer den Genannten gab es dann noch eine Anzahl weniger bedeutender Weißer Magier und deren Akolyten.
Diese alle und die Brüder vom Monte Albano selbst versammelten sich in der Kapelle des Klosters, um darüber zu beraten, was unter den gegebenen Umständen zu tun sei. Schon von Anfang an herrschte Uneinigkeit. Pater Boucher war fest der Ansicht, daß es ohnedies nicht zugelassen würde, daß Ware eine derartige Beschwörung zum Osterfest vornehmen würde, und meinte daher, daß minimale Sicherheitsmaßnahmen völlig ausreichend seien. Pater Domenico mußte erst noch darauf hinweisen, daß Wares letzte ›Sendung‹ — zugegebenermaßen eine relativ
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