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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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Die Bäume wirkten, als würden sie brennen, da das Laub im Licht golden leuchtete. Das Leben könnte so schön sein, dachte Johann und spürte, wie ihn Bitterkeit überkam.
    Es war nicht Regina Rehmringers nahender Tod, der ihn niederdrückte. Alle Menschen mussten einmal sterben. Johann tröstete die Gewissheit, dass die Sterbende älter als viele andere im Dorf geworden war und zudem die meisten Jahre ein schöneres Leben als andere gehabt hatte. Nun würde sie bald nicht mehr sein, und alle würden trauern. Aber noch mehr belastete Johann sein eigenes Schicksal. Über fünf Jahre war es her, dass sich sein Leben und das seiner Familie jäh verändert hatten.
    Bei dem Gedanken daran musste Johann die Zähne fest zusammenbeißen, um nicht laut aufzuschreien. Seit jenem Tag, der der schwärzeste in seinem bisherigen Leben war, haderte er mit Gott und seinem Glauben. Franziskas Liebe zu ihm und zu ihren Kindern hatte sich seitdem verändert, und dadurch ihrer aller Leben.
    Jedes Mal, wenn Johann seine Frau ansah, fragte er sich, ob sie noch Gefühle für ihn, Magdalena oder Benjamin hegte. Die Liebe, die sie beide bei ihrer Flucht quer durchs Reich alle Anstrengungen und Entbehrungen hatte vergessen lassen, schien versiegt. Franziskas Verhalten gegenüber ihrem Ehemann war abweisend und befremdend geworden, und Johann konnte das kaum ertragen. Es zerriss ihm schier das Herz, wenn sie ihn von sich stieß, denn er liebte sie wie am ersten Tag.
    Franziska sprach nur noch das Nötigste mit ihm, und er vermied es, sie anzusprechen. Doch wenn sie miteinander sprechen mussten, machte Franziska voller Hass ihren Mann und den Rest der Welt für ihr Schicksal verantwortlich. Sie tobte und klagte, bis sie zusammenbrach und weinend auf dem Boden kauerte. Anschließend verließ sie das Haus und kam erst Stunden später wieder – das Gesicht verquollen. Johann wagte nicht zu fragen, wohin sie gegangen war. Er litt schweigend und hegte doch die Hoffnung, dass es eines Tages wieder wie früher werden würde.
    Johann holte tief Luft und strich sich über die Stirn. Wenn ich doch die Zeit zurückdrehen könnte, dachte er. Nur seine Kinder gaben ihm die Kraft, Franziskas Ablehnung zu ertragen. Bei dem Gedanken an die beiden zog ein Lächeln seine Mundwinkel nach oben. Magdalena war noch keine elf Jahre alt gewesen, als das Unglück geschehen war. Das Kind hatte versucht, seine Mutter zu trösten. Doch Franziska stieß auch ihre Tochter immer wieder barsch von sich. So übernahm Magdalena irgendwann die Pflichten der Mutter, die meist geistesabwesend in der Stube saß und Löcher in die Wand starrte. Der sechsjährige Benjamin hingegen kannte seine Mutter nicht anders. Er gab sich mit dem wenigen zufrieden, was Franziska ihm zu geben bereit war. Aber je älter er wurde, desto öfter beobachtete Johann, wie sein Sohn mit unglücklichem Blick seine Mutter betrachtete. Auch Magdalena bemerkte die Niedergeschlagenheit ihres Bruders. Nur Franziska erkannte die Sehnsucht ihres Sohnes nicht.
    Johann blickte zum Himmel und murmelte: »Gott, was habe ich getan, dass du uns so strafst?« Wie immer bekam er keine Antwort. Niedergeschlagen wandte er sich um, als er seinen Sohn Benjamin rufen hörte, der auf ihn zulief.
    »Magdalena sagt, du sollst kommen«, rief er und ließ sich in die ausgestreckten Arme seines Vaters fallen. Johann ahnte, warum seine Tochter ihren Bruder schickte. Er hob den Jungen auf seine Schultern und rannte, so schnell er konnte, zum Gestüt.
    Im Hof ließ Johann den Jungen über seinen Rücken auf den Boden gleiten. Der Lauf mit Benjamin auf den Schultern hatte ihm den Schweiß aus den Poren getrieben. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Hemds über die Stirn und schnaufte mehrere Male durch. Als er durch die Tür ins Haus gehen wollte, trat ihm der Pastor entgegen.
    »Ist sie …?«, fragte Johann hastig, doch der Mann schüttelte den Kopf.
    »Sie scheint ein starkes Herz zu haben. Ich kann nicht länger warten, denn in Schwallbach benötigt ein anderer Sterbender die Letzte Ölung«, erklärte er. »Menschen sterben lieber im tristen Winter«, fügte er hinzu und blinzelte in die Sonne, dann ging er rasch davon.
    »Menschen sterben zu keiner Jahreszeit gern«, wollte Johann ihm hinterherrufen, doch der Pastor war bereits außer Hörweite. Mit Benjamin an der Hand ging Johann die Treppenstufen hinauf in den ersten Stock. Als er die Tür von Regina Rehmringers Stube öffnete, schlug ihm schlechte Luft entgegen, sodass

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