Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
ihr.«
»Welchen Sinn sollte das haben? Ihr werdet niemals ein Paar werden«, ereiferte sich Gustavsson, und seine Stimme wurde laut.
»Halt’s Maul«, schimpfte Arne erregt. »Ich benötige diese Zeit, um mir über einiges klar zu werden.«
»Was ist, wenn du sie nicht findest oder wenn sie von den feindlichen Soldaten gefangen wurden?«
»Verdammt, Erik! Sei still! Ich werde mir darüber Gedanken machen, wenn es so weit ist. Jetzt werde ich nach Allendorf reiten.«
»Sechs Wochen«, murmelte Gustavsson. »Ich finde, der Feldmarschall ist sehr großzügig.«
Arne blickte von seinem Beutel auf und zog eine Augenbraue hoch. »Du weißt, alter Freund, umsonst ist der Tod! Ich musste Banér versprechen, ihm in das Gebiet um Magdeburg zu folgen.«
»Aber du willst doch nach Hause!«, erinnerte Erik ihn an ihre gemeinsamen Pläne.
»Ich will nur sie«, antwortete Arne und blickte seinen Freund entschlossen an.
• •
Am Mittag wollten Johann und Franziska mit ihren Kindern in die Sankt-Crucis-Kirche gehen, um für eine sichere Heimreise zu beten. Als sie aus dem Eingang des Gasthauses »Zum Löwen« traten, sahen sie zahlreiche Allendorfer, die in dem Städtchen unterwegs waren. Das Leben schien für sie ganz normal weiterzugehen, und sie schienen unbekümmert, obwohl vor der Stadtmauer der Feind lauerte. Franziska beobachtete zwei Frauen, die zusammenstanden und ein Schwätzchen hielten.
»Sie scheinen sich trotz der Belagerung nicht zu fürchten«, stellte sie erstaunt fest.
»Die Arbeiten müssen erledigt werden, und solange die Menschen hinter ihren Mauern sicher sind, besteht kein Grund, sich zu verstecken. Das Leben geht weiter, und dazu gehört auch ein Tratsch«, meinte Johann.
»Nach dem Vorfall heute Morgen kann ich meine Angst kaum beherrschen«, gab Franziska ehrlich zu.
Johann ergriff ihre Hand und drückte sie sanft. »Wir haben auf unserer Reise einiges durchstehen müssen, was du so schnell nicht vergessen wirst. Aber hier in Allendorf musst du keine Angst haben. Hinter diesen hohen und dicken Mauern sind wir in Sicherheit.«
Franziska versuchte zu lächeln, doch es misslang. Sie nahm Benjamin, der gelangweilt umherblickte, an die Hand und folgte ihrer Tochter und ihrem Mann, die in die Steinstraße einbogen. Als sie auf die Kirchstraße stießen, begegnete ihnen der Bürgermeister von Allendorf und der Saline, der sie freudig begrüßte.
»Wie es aussieht, haben die Soldaten nach ihrem morgendlichen Fehlschlag kein Verlangen mehr, unser Städtchen zu erobern«, lachte Christoph Kirchmeier. »Ich hoffe, dass sie aufgeben und abziehen werden.«
»Wir werden dafür beten«, versprach Franziska mit ernster Miene.
Kirchmeier blickte zur Sankt-Crucis-Kirche. »Ja, das kann nicht schaden. In unserer Kirche zu beten ist ein Vergnügen, denn Sankt Crucis ist ein Schmuckstück. Links vom Eingang könnt ihr eine Inschrift auf Latein erkennen, die besagt, dass am 26. Mai im Jahr des Herrn 1424 mit dem Bau des Turms begonnen und er erst 1476 beendet wurde. Man muss unseren Vorfahren danken, dass sie uns solch ein prächtiges Bauwerk hinterlassen haben. Ihr müsst euch die Zeit nehmen, das Kreuzrippengewölbe zu betrachten, das von Säulen im Mittelgang und Konsolen an den Wänden getragen wird. Das macht unsere Kirche zu etwas Besonderem. Auch die Bibliothek, die die größte im ganzen Umfeld ist, solltet ihr besuchen. Es wäre eine Schande, wenn sie unseren Feinden in die Hände fiele. Die würden ihren Wert nicht zu schätzen wissen und die Bücher womöglich vernichten. Zum Glück müssen wir uns mit solchen Gedanken nicht quälen, schließlich haben wir schon andere Belagerungen überstanden. – Ich muss weiter, denn die Ratsherren der Stadt und einige andere Herren erwarten mich im Rathaus.«
Mit einem Kopfnicken verabschiedete sich der Bürgermeister und war schon einige Schritte weitergegangen, als er sich umdrehte und Johann zurief: »Am Abend werden wir in den Ratskeller gehen. Falls es dich nach einem anständigen Wein dürstet, kannst du dich zu uns setzen.« Als er Johanns Gesichtsausdruck sah, lachte er: »Der Gastwirt Burhenne ist für seinen guten Tropfen bekannt, der mit dem Dreimännerwein nichts gemein hat!«, und zog grüßend von dannen.
Im großen Versammlungssaal des Rathauses saßen sich die Männer mit erhitzten Gemütern gegenüber. Die Mitglieder der Pfännerschaft, in der sich Geschäftsleute, Kaufleute und reiche Bürger zusammenfanden, waren sich einig, dass man
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