Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
Vorkehrungen treffen müsse, falls der Feind doch die Stadt einnehmen würde. Superintendent Magister Josephi hingegen wollte auf Gott vertrauen, während der Hauptmann der kleinen Truppe, die zum Schutz von Allendorf in der Stadt stationiert war, die Ansicht vertrat, dass die Gefahr eines Überfalls gebannt sei.
»Ihr könnt meiner Erfahrung vertrauen. Ich bin sicher, die Kroaten und die Kaiserlichen haben verstanden, dass wir Allendorf nicht kampflos aufgeben werden.«
»Ihr seid der Ansicht«, erwiderte Kaufmann Schreiber ungläubig, »dass der eine Stein, den eine alte Frau auf die Soldaten warf, sie eingeschüchtert hat?«
»Natürlich nicht«, erklärte der Kommandant. »Aber er hat bewiesen, dass wir uns zu wehren wissen. Außerdem werden die kaiserlichen Soldaten und die Kroaten langsam begreifen, dass bei uns nichts zu holen ist.«
»Ich denke«, warf der Magister ein, »dem Feind geht es nicht allein darum, seine Vorräte aufzufrischen. Er will uns gewaltsam bekehren. Zum Glück sind wir weitsichtig und konfirmieren unsere Kinder schon im Alter von sieben Jahren. Deshalb sind alle Bekehrungsversuche vergeblich. Die Kaiserlichen und die Kroaten können sich das sparen. Sie sollten weiterziehen.«
Bürgermeister Kirchmeier stöhnte leise auf und blickte kopfschüttelnd den Superintendenten an. »Glaubt mir, Magister Josephi, die Truppen wollen Nahrung und Geld. Alles andere ist zweitrangig.«
Christoph Kirchmeier blickte im Kreise der Versammelten herum und trug dann mit großer Eindringlichkeit seine Meinung vor: »Wir müssen für den Ernstfall vorsorgen. Zwar können dank des Freibriefs die Siedemeister unsere Pfannen weiter unter Feuer halten. Nicht auszudenken, wenn unsere Salzknechte keinen Zugang mehr nach Sooden hätten und die Salzgewinnung ruhen müsste. Ich bleibe bei meiner Meinung, dass wir für den Ernstfall Vorsorge tragen müssen. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Aufzeichnungen über die Siedekoten schützen. Ich will mir nicht ausmalen, welches Unglück über Allendorf ausbräche, wenn die Siedekoten bei einem Übergriff des Feinds vernichtet würden oder wenn auch nur einige Seiten verloren gingen.«
»Versteckt sie in der Stadt!«, erklärte der Hauptmann unbedarft, sodass die Pfannenbesitzer ihn ungläubig anblickten.
»Was ist, wenn das Haus, in dem sie versteckt sind, abgefackelt wird?«, fragte Franko, der zu einer der ältesten Pfannenbesitzerfamilien in Allendorf gehörte.
»Was schlagt Ihr vor?«, fragte einer der Ratsherren.
»Wir müssen die Dokumente außerhalb der Stadt vergraben.«
»Ha, ha«, lachte der Hauptmann. »Da könnt Ihr die Papiere gleich persönlich dem Feind aushändigen. Wie wollt Ihr ungesehen aus der Stadt hinauskommen?«
Die Männer der Pfannengesellschaft blickten einander an.
»Wie wir wissen, sind die meisten Keller in Allendorf miteinander verbunden. Einige unterirdische Wege führen unter der Stadtmauer hindurch aus Allendorf hinaus. Und ein Weg führt bis zum Zinnberg«, sagte Kirchmeier und blickte in die Runde. Als er fortfuhr, senkte er die Stimme. »Zwei aus unserer Mitte werden sich heute Nacht hinausschleichen und die Unterlagen am Zinnberg vergraben.«
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Arne sattelte seinen Wallach, als Erik sein Pferd neben ihn führte.
»Was hast du vor?«, fragte Arne und befestigte den Leinenbeutel.
»Ich bin ebenfalls beurlaubt worden.«
Verständnislos blickte Arne zu Erik auf. »Was heißt das?«, fragte er.
»Banér hat mir ebenfalls sechs Wochen Urlaub zugestanden, sodass ich dich begleiten kann.«
»Du willst mich aufziehen«, lachte Arne den Freund aus und blickte ihn zweifelnd an. Doch plötzlich verstand er und fragte erregt: »Du wirst ihm hoffentlich nicht auch versprochen haben, im Heer zu bleiben?« Und bevor Gustavsson antworten konnte, schimpfte er: »Ich brauche dich nicht. Also geh und mach den Antrag rückgängig.«
»Irgendjemand muss auf dich aufpassen«, erklärte Erik mit todernster Miene.
Arne reagierte wütend. »Verdammt, Erik! Du sturer alter Bock! Ich brauche keinen Aufpasser, denn ich komme sehr gut allein zurecht. Geh heim zu deiner Frau und deinen Kindern.«
»Du kannst dich wieder abregen. Ich habe den Urlaub genehmigt bekommen, ohne mich weiter verpflichten zu müssen. Wie du treffend gesagt hast: Ich bin alt, des Kämpfens müde und nur eine Last für das Heer«, rief Erik mit lauter Stimme, sodass sich einige Soldaten in der Nähe nach ihm umdrehten.
Arne musterte das Gesicht seines
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