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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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der saure Geruch des Weins in die Nase stieg, der auf einem Tischchen neben ihm stand, spürte er Übelkeit in sich hochsteigen, sodass er nach draußen wollte, um frische Luft zu schnappen. Doch da mehrere Offiziere vor dem Ausgang standen, kam er nicht vorbei. Arne versuchte die Übelkeit zu unterdrücken und hörte nur mit halbem Ohr hin, als ein Offizier laut vermutete: »Ich hoffe, dass die protestantischen Fürsten nicht zum Spielball dieses Machtkampfs werden, nur weil sie in ihren Zielen uneinig sind.«
    Arne standen feine Schweißperlen auf der Stirn, denn er spürte ein Reißen in seinem Gedärm. Mit schmerzverzerrtem Gesicht blickte er zu Banér, als der Feldmarschall mit sorgenvoller Miene sagte: »Eure Bedenken sind berechtigt. Aber im Augenblick sind die kaiserlichen und kroatischen Regimente, die in Richtung Kassel unterwegs sind, unser größtes Problem. Wie unsere Kundschafter herausgefunden haben, liegt das Heer derzeit vor der Stadt Allendorf, die es plündern will. Da die Bürger ihnen nicht freiwillig die Stadttore öffnen, belagern sie das Städtchen …«
    Das Wort »Allendorf« ließ Arne aufhorchen. Doch er konnte nicht nachfragen, denn ihm wurde so elend, dass er zwischen den Offizieren nach draußen drängte.
    • •
    Johann stürmte die Treppe des Gasthauses »Zum Löwen« hinunter und rannte dem Schein der Fackeln hinterher. Als ihm ein Allendorfer über den Weg lief, hielt er ihn auf und fragte: »Was ist geschehen?«
    »Einige kaiserliche Soldaten versuchen, über die Stadtmauer zu klettern.«
    »Habt ihr keine Landwehr?«
    Der Mann wandte sich Johann zu. »Um unsere Stadtmauer sind sogar drei Reihen Schwarzdornhecken hintereinander angepflanzt. Normalerweise gibt es durch das dichte Gestrüpp kein Durchkommen. Aber an einer Stelle waren im letzten Jahr zwei hochgewachsene Reihen umgefallen, sodass man sie für das Gradierwerk abgeschnitten hat. Die verbliebene einzelne Reihe haben die Soldaten niedergemäht. Sie versuchen nun, dort über die Mauer zu steigen.«
    »Sind ihre Leitern so hoch?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Unsere Mauer ist fünf Meter hoch, aber sie haben einen unserer Weintransporte überfallen und die Fässer neben- und übereinandergestapelt, auf denen sie hinaufsteigen wollen. Jetzt komm, damit wir bei der Abwehr helfen können«, sagte der Mann und lief los.
    Johann folgte dem Mann durch den Wehrgang bis zu der Stelle in der Stadtmauer, wo unter ihnen die Soldaten zusammenliefen. Von hier oben konnte er zum ersten Mal das Ausmaß des feindlichen Heers überblicken. Obwohl die schwedischen Truppen fast fünfmal so stark gewesen waren, schüchterten ihn die viertausend Mann der kroatischen und der kaiserlichen Regimenter ein. Wie er es im schwedischen Heer gesehen hatte, brannten überall Lagerfeuer, um die herum Zelte aufgebaut waren. Johanns Blick wurde nach unten zum Fuß der Mauer gelenkt, wo mehrere Soldaten nach oben schauten und laut fluchten.
    »Öffnet endlich eure verdammten Stadttore!«, brüllte ein Soldat, den man im anbrechenden Morgen schemenhaft erkennen konnte. Ein anderer war auf zwei übereinandergestapelte Fässer geklettert und stand mit wackligen Knien auf den Holzdeckeln. Weitere Fässer wurden neben ihm aufgestapelt, sodass eine Reihe entstand, die rechts und links noch verstärkt wurde.
    »Es dauert nicht mehr lang, und wir werden eure Stadt einnehmen«, brüllte ein junger Soldat, der auf dem obersten Fass stand und die Arme in die Höhe riss.
    »Dir werde ich es zeigen«, murmelte eine alte Allendorferin, die neben Johann stand. Sie versuchte einen der Steine aufzunehmen, die Tage zuvor auf die Mauer geschleppt worden waren und zuhauf herumlagen. Aber der Brocken war zu schwer. Johann musste ihr helfen, ihn hochzuheben. Kaum lag er auf der Mauer, gab die Alte ihm einen kräftigen Stoß, und er fiel auf der anderen Seite hinunter.
    Am Fuß der Mauer waren ein Krachen und lautes Wehgeschrei zu hören. Johann blickte hinunter und sah Soldaten zwischen den zertrümmerten Fässern liegen.
    »Gnade euch Gott, wenn ich euch erwische«, brüllte einer der getroffenen Männer, der humpelnd das Weite suchte.
    »Die sind wir fürs Erste los«, sagte Bürgermeister Kirchmeier lachend und schlug der Allendorferin wohlwollend auf den Rücken. »Therese, das hast du gut gemacht«, lobte er. »Doch nun lasst uns wieder nach Hause gehen. Die Wachen werden uns Bescheid geben, sollten sich die Soldaten erneut regen.«
    • •
    Als die Bonner’sche

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