Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
ein Tablett mit kleinen Tonbechern auf den Tisch, die er verteilte.
Johann schnupperte an dem klaren Getränk, und Burhenne erklärte: »Das ist unser gebranntes Wässerchen.« Dann rief er: »All voll!«, und die Männer kippten den Selbstgebrannten hinunter.
In diesem Augenblick öffnete sich langsam die Tür, und alle Augen schauten zu dem wuchtigen Eichenportal. Als Johann die Männer erkannte, die eintraten, schüttelte er heftig den Kopf, da er glaubte, einer Sinnestäuschung zu erliegen. »Verflucht, ist das gebrannte Wässerchen gefährlich«, nuschelte er und wiegte ungläubig sein Haupt hin und her.
Doch als er die Stimmen erkannte, war er schlagartig nüchtern und wusste, dass er sich nicht getäuscht hatte.
»Wer seid ihr?«, rief Kirchmeier und versuchte sich hinzustellen, doch er schwankte und plumpste zurück auf seinen Stuhl.
»Ihr könnt euch glücklich schätzen, dass wir und nicht die Kroaten eure beiden Männer am Zinnberg getroffen haben«, erklärte Arne mit rauer Stimme. Dabei ließ er Johann nicht aus den Augen.
»Du verdammter Mistkerl«, schimpfte Johann leise. »Ich hatte gehofft, dich endlich los zu sein, und jetzt stehst du leibhaftig wieder vor mir.« Er sah zu Gustavsson und hob grüßend die Hand. »Das gilt nicht für dich, Erik, du bist willkommen.«
»Du kennst die beiden Riesen?«, lallte der Bürgermeister und schaute schielend in die Runde.
Plötzlich schoss Johann ein Gedanke durch den Kopf. Er setzte sich kerzengerade auf und rief den beiden Schweden zu: »Ist euer Heer zur Rettung nach Allendorf marschiert?«
»Achtzehntausend Mann?«, fragte Arne ungläubig.
Johann nickte zaghaft.
»Wir müssen dich enttäuschen, guter Mann. Nur wir beide sind hierhergekommen«, beantwortete Erik Johanns Frage.
»Erklärt endlich jemand, wer diese Gestalten sind?«, rief Augustin Jehner umständlich und versuchte mit der Faust auf den Tisch zu schlagen, was kläglich misslang. Während er sich die schmerzende Hand rieb, entdeckte er die beiden Brüder Hans und Gabriel Kell, die wie angekettet neben den fremden Männern standen und anscheinend nicht wagten, sich vom Platz zu bewegen.
»Bringst du mir ein Bier?«, fragte Gabriel den Wirt.
Doch Kirchmeier lallte: »Erst erzählt ihr beiden, was geschehen ist. Dann könnt ihr trinken.«
»Sind unsere Dokumente sicher?«, wollte Jehner laut wissen.
»Ja, das sind sie!«, riefen die beiden Brüder gleichzeitig.
»Dem Himmel sei Dank«, frohlockte Josephi, der während des Wartens eingenickt und durch Jehners Schlag auf den Tisch wieder erwacht war.
Hans Kell fuhr sich mit beiden Händen über den Schopf und berichtete, wie die beiden Schweden sie beim Vergraben der Papiere erwischt hatten. »Den Schrecken, als ich plötzlich auf die Schwertspitze schaute, werde ich mein Leben lang nicht vergessen.«
»Wir wussten nicht, wer ihr seid. Ihr hättet ebenso gut einer der kaiserlichen oder kroatischen Soldaten sein können«, erklärte Erik ihr Vorgehen.
»Was habt ihr auf dem Zinnberg zu suchen? Und woher kennt ihr unseren Freund Johann?«, fragte der Bürgermeister.
»Das sind die beiden Schweden, von denen ich euch erzählt habe«, klärte Johann die Allendorfer Männer auf.
»Diejenigen, die euch vor der Soldateska gerettet haben?«, fragte einer der Ratsherern ungläubig.
Johann nickte.
»Dann sind sie an diesem Tisch willkommen«, bestimmte der Mann und gab dem Wirt ein Zeichen, eine neue Runde von dem besonderen Schwarzbier zu bringen.
»Was um alles in der Welt macht ihr in Allendorf?«, wollte Johann wissen. Dabei sah er Arne herausfordernd an.
»Wir wollten uns überzeugen, dass es euch gut geht«, erklärte Erik. »Unser Feldmarschall hat uns verraten, dass Allendorf belagert wird und du mit deiner Familie durch diesen Ort reisen wolltest. Wir waren beunruhigt.«
»Die beiden Schweden sind anscheinend eure Schutzengel, die euch überallhin folgen. Solche wünsche ich mir auch«, lachte Jehner und leerte seinen Krug.
»Ob wir erwünscht sind, bezweifle ich, denn die Bonners sind ohne ein Wort des Abschieds aus unserem Lager abgefahren«, stellte Arne klar. Jeder konnte dem Klang seiner Stimme entnehmen, wie verärgert er war.
Johann wollte gerade hitzig widersprechen, als Erik ihm ins Wort fiel: »Wir haben eine wichtige Neuigkeit, die schnelles Handeln erfordert.« So hatte er die Aufmerksamkeit der Anwesenden, und Johann war von Arne abgelenkt.
»Die Armee, die vor eurer Stadt liegt, wird euch morgen einen
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