Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
Arne sie aufklärte: »Wir werden die Stadt so verlassen, wie Erik und ich hereingekommen sind, nämlich durch die Gänge unter euren Häusern. So werden die Soldaten nichts mitbekommen und eine leere Stadt vorfinden.«
»Ich lasse meine edlen Kutschpferde nicht zurück, damit der Feind sie womöglich schlachtet«, rief Johann, der bisher schweigend zugehört hatte, aufgebracht dazwischen.
»Darüber können wir uns später unterhalten. In erster Linie geht es darum, die Menschen zu retten«, meinte Erik.
»Da ihr anscheinend schon alles geplant habt, hätte ich als Bürgermeister eine Frage an euch«, sagte Kirchmeier mit einem leicht spöttischen Unterton und blickte die beiden Schweden an. »Wer soll den Truppen die Tore öffnen, wenn wir alle weg sind?«
»Es gibt in der Seefahrt einen Spruch, der heißt: Der Kapitän geht als Letzter vom sinkenden Schiff.«
Kirchmeier runzelte die Stirn. »Was heißt das?«
»Du bist der Bürgermeister und somit der Kapitän von Allendorf.«
Kirchmeiers Augen weiteten sich entsetzt. »Das könnt ihr nicht von mir verlangen. Ich habe Frau und Kinder und zu kurze Beine, um schnell fliehen zu können«, jammerte er schamlos.
»Auch darüber können wir später noch entscheiden«, tröstete Erik den Bürgermeister. »Ich denke, ihr wisst jetzt, dass wir uns beeilen müssen. Weckt die Bürger und schärft ihnen ein, dass sie nur das Wichtigste mitnehmen und leise sein sollen. Dann geleitet sie zu den unterirdischen Gängen.«
Die beiden Schweden eilten mit Johann zum Gasthaus »Zum Löwen«. Vor dem Eingang blieb Johann stehen, drehte sich Arne und Erik zu und fragte: »Ich verstehe nicht, warum ihr uns nach Allendorf folgt, obwohl ihr euren Soldaten befohlen habt, uns aus dem Lager zu werfen! Was führt ihr im Schilde?« Sein Blick maß die beiden.
Arne schaute Johann verwirrt an. »Ich habe keinem Soldaten befohlen, euch aus dem Lager zu werfen. Wie kommst du auf eine solch unglaubliche Behauptung?«
»Die beiden Soldaten, die am Morgen in unserem Zelt erschienen, sagten, dass ihr diesen Befehl ausgesprochen hattet. Sie ließen uns kaum Zeit, unsere Sachen zu packen, und drohten sogar mit Gewalt.«
Arne stützte sich mit den Händen auf den Knien ab und atmete tief und hörbar durch. Als er sich wieder aufrichtete, blickte er Erik an und fragte: »Denkst du auch, was ich denke?«
Sein Freund nickte und murmelte: »Ich hatte es längst vermutet, dass Brigitta für die Vertreibung der Bonners verantwortlich ist, als ich hörte, dass die Familie ohne ein Wort des Abschieds oder eine Erklärung abgereist war. Da ich keinen Beweis hatte, habe ich Brigitta zur Rede gestellt. Und sie bestätigte widerwillig meinen Verdacht.«
»Warum hast du mir davon nichts gesagt?«
»Was spielt das für eine Rolle?«
Arne atmete aus und nickte. »Keine mehr!«
»Ich werde meine Familie holen, und du hältst dich von Magdalena fern. Ist das klar?«, fragte Johann und stieß Arne gegen die breite Brust, um seine Worte zu verstärken.
Arne blickte ihn grimmig an, sagte aber nichts.
»Wir werden hier warten«, sagte Erik, und Johann stürmte die Treppe hinauf.
Mitten in der Nacht füllten sich die Gassen von Allendorf mit seinen Bürgern. Die Menschen, die die Häuser am Rand der Stadt bewohnten, liefen zu den Häusern nahe dem Marktplatz, deren Kellergewölbe miteinander verbunden waren und aus der Stadt führten. Die meisten Bewohner trugen nur ein Bündel mit dem Notwendigsten, denn sie hofften, bald wieder heimkehren zu können. Trotzdem blickten einige Allendorfer mit traurigen Blicken zu ihrem Heim zurück. Obwohl Hunderte von Menschen sich in den Straßen tummelten, war nur verhaltenes Gemurmel zu hören. Vereinzelt weinten Kinder, die verschlafen ihre Augen rieben und von den Eltern getröstet wurden, damit sie schwiegen.
Die Alten und Gebrechlichen wurden von den Gesunden getragen, denn niemand wurde zurückgelassen.
Als Johann seine Familie weckte und erzählte, dass die beiden Schweden ihnen gefolgt waren, wäre Magdalena am liebsten nach draußen gestürmt, um sich Arne in die Arme zu werfen. Vergessen war ihre Wut auf ihn, vergessen ihr Schmerz, weil sie geglaubt hatte, er habe sie vertreiben lassen. Er ist da, jubelte sie in Gedanken und war sicher, dass er sie nun nicht mehr alleine lassen würde.
Johann berichtete mit wenigen Worten, was geschehen war, als Franziska einwarf: »Ich verstehe das nicht! Warum sind sie uns gefolgt, wenn sie uns gestern noch loswerden
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