Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
durch und sagte: »Mach dir keine Vorwürfe, Karoline. Weder du noch ich sind schuld an Mutters Freitod. Wir wissen beide, dass nur einer sie in den Tod getrieben hat – Vater!«
Kaum hatte Johann den alten Bonner beschuldigt, sprang Karoline vom Tisch auf und schrie den Bruder an: »Mein Vater trägt keine Schuld an ihrem Tod! Er ist ein lieber Mensch …«
»Du belügst dich selbst«, unterbrach Johann seine Schwester. »Vater war brutal und gemein. Denk an die vielen Schläge mit der Hundepeitsche. Denk an seinen Jähzorn.«
»Ich höre mir diese Unverschämtheiten nicht länger an«, sagte Karoline und wollte aufspringen und die Küche verlassen.
Johann aber befahl ihr mit eisiger Stimme: »Du bleibst! Ich hatte mir mein Nachhausekommen anders vorgestellt, aber anscheinend muss es sein, dass wir gleich am ersten Abend einiges klären.«
Und dann erzählte er seiner Schwester und ihrem Mann Jodokus, wie Bonner, ihr Vater, versucht hatte, seine Frau Franziska und seine kleine Tochter Magdalena zu ertränken.
»Er war verblendet und verwirrt gewesen.«
»Gewesen?«, fragte Karoline ahnungsvoll.
Johann gab sich einen Ruck. Leidenschaftslos schilderte er nun, wie den alten Bonner vor siebzehn Jahren beim Versuch, Schwiegertochter und Enkelin umzubringen, der Schlag getroffen hatte und er verstorben war.
• Kapitel 43 •
Es war späte Nacht, als auf dem Bonner’schen Gehöft Ruhe einkehrte.
Die Familien hatten noch lange in der Küche zusammengesessen und geredet. Johann war nicht müde geworden, seiner Schwester zu erzählen, wie es ihm und Franziska in den letzten Jahren ergangen war, und er erklärte auch, warum die beiden Schweden bei ihnen waren.
Obwohl Karoline jetzt mehr über ihren Bruder wusste, wusste sie nicht, ob sie sich über sein Erscheinen freuen sollte. Im Gegensatz zu ihrem Mann Jodokus, der Gefallen an der neuen Verwandtschaft zu haben schien. Seit Langem waren seine Gesichtszüge nicht mehr so entspannt gewesen. Karoline hatte ihrem Bruder und seiner Familie sowie den beiden Schweden – nur widerstrebend und erst, als Jodokus es ihr befohlen hatte – Schlafplätze im Haus zugewiesen.
»Endlich ist das große Haus wieder mit Leben ausgefüllt«, sagte Jodokus lächelnd und legte sich zu Karoline ins Bett. »Seit die alte Hebamme den Hexenschwur über uns gelegt hat, kam niemand mehr zu Besuch. Ich habe nicht gewusst, wie sehr ich es vermisst habe, dass Leute bei uns am Tisch sitzen.«
Karoline runzelte nachdenklich die Stirn. »Was werden sie sagen, wenn sie vom Fluch erfahren?«
»Dein Bruder und seine Frau wissen am besten, wie es ist, wenn man solch eine Last zu tragen hat.«
»Da magst du recht haben, aber was wird sein, wenn sie von dem Wechselbalg erfahren?«, fragte Karoline mit ängstlicher Stimme.
Jodokus drehte sich zu ihr. »Wir müssen ihnen von dem Wesen schon morgen erzählen, denn die Menschen in Hundeshagen werden es sofort ausplaudern, wenn sie mit Johann oder Franziska ins Gespräch kommen. Je früher sie von unserem Schicksal erfahren, desto besser ist es.«
»Vielleicht haben wir Glück, und Johann und seine Familie verschwinden schnell wieder«, sprach Karoline die Hoffnung aus.
Jodokus blickte ihr forschend in die Augen. »Ich glaube nicht, dass du das wirklich willst, Karoline. Sei ehrlich! Auch du bist glücklich, dass wir in Zukunft nicht mehr allein sind, wenn sie bleiben. Wir haben uns immer eine große Familie gewünscht.« Jodokus legte den Arm um seine Frau und zog ihren Kopf auf seine Brust.
Überrascht schielte Karoline zu ihrem Mann. Sie konnte sich nicht erinnern, wann Jodokus das letzte Mal die Nähe zu ihr gesucht hatte. Als seine Hand über ihren Kopf strich, schossen ihr vor Glück Tränen in die Augen.
»Freu dich über sie, Karoline. Unser Leben war trostlos, einsam und traurig. Doch jetzt habe ich Hoffnung, dass wir wieder glücklich werden können. Von mir aus können Johann und seine Familie sogar bei uns einziehen. Das Haus ist groß genug, Arbeit haben wir auch reichlich, und Kinder haben auf dem Hof gefehlt. Obwohl ich denke, dass Magdalena schon bald eine eigene Familie gründen wird.«
Erstaunt hob Karoline den Kopf. »Wie kommst du darauf?«
Jodokus schmunzelte. »Hast du nicht die Blicke gesehen, die sich der jüngere Schwede und deine Nichte zugeworfen haben? Ich würde mich nicht wundern, wenn sie sich gerade in der Scheune träfen.«
»Das müssen wir unterbinden«, sagte Karoline und wollte aufspringen, doch Jodokus
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