Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
dämmerte, hatte Magdalena das Gefühl, kein Auge zugemacht zu haben. Sie sah zu Benjamin, der quer auf dem Lager lag und tief schlief. Vorsichtig stieg sie aus dem Bett, kleidete sich an und ging auf leisen Füßen aus dem Zimmer. Auf dem Gang horchte sie nach Geräuschen, doch alles blieb ruhig. Sehnsuchtsvoll blickte sie die Treppe zum Obergeschoss hoch, als sie glaubte, eine Bewegung zu sehen. Auf Zehenspitzen stieg sie die ersten Stufen hinauf und erblickte Arne, der mitten auf der Treppe saß, den Kopf in beide Hände gestützt. Er schlief. Sogleich begann Magdalenas Herz heftig zu klopfen, und das Durchatmen fiel ihr schwer. Arne spürte ihre Anwesenheit, denn er erwachte und streckte sich. Als er sie erblickte, überzog ein Strahlen sein Gesicht, und er flüsterte: »Da bist du endlich!«
Sogleich stand er auf und nahm Magdalenas Hand, und gemeinsam verließen sie das Haus. Sie liefen mit eiligen Schritten über den Hof in die Scheune, wo Arne Magdalena an sich zog und sie leidenschaftlich küsste. Als sie sich voneinander lösten, führte er sie zu einem Heuhaufen, in den sie sich lachend fallen ließen.
»Ich habe seit gestern Abend auf der Treppe gesessen, weil ich hoffte, du würdest kommen.«
»Das tut mir leid«, zwitscherte Magdalena lachend und zupfte ihm einen Halm aus dem Haar. »Wenn ich das geahnt hätte, wäre ich mitten in der Nacht zu dir gekommen.«
Erneut küssten sie sich.
Dann sagte Arne: »Der Feldmarschall hat mir sechs Wochen frei gegeben, die ich mit dir verbringen will.«
»Und danach?«
»Muss ich zurück zu meinem Heer.«
»Dann komme ich mit dir!«, erklärte Magdalena und strahlte ihn an.
»Das geht nicht.«
»Warum nicht?«, fragte sie und schob trotzig ihre Unterlippe vor.
»Weil wir in den Krieg ziehen werden, und da ist es in einem Heer zu gefährlich für dich.«
»Aber ich könnte im Tross mit euch reisen, so wie es die anderen Frauen auch machen«, erklärte sie.
Arne schüttelte den Kopf.
»Brigitta begleitet euch schließlich auch«, fauchte Magdalena.
Arne lachte laut. »Du weißt nicht, wer oder was Brigitta ist. Habe ich recht?«
»Sie ist eine wunderschöne Frau, die …«
»… die sich für Geld den Männern hingibt.«
Magdalenas Augen weiteten sich ungläubig.
»Du meinst, sie ist …?« Sie wagte das Wort nicht in den Mund zu nehmen, doch Arne hatte sie verstanden und nickte.
»Hast du auch schon … ich meine … Brigitta?«, stotterte sie.
Arne musste schmunzeln. »Wenn du wissen willst, ob ich Brigittas Dienste in Anspruch genommen habe: Nein, das habe ich nicht.«
Erleichtert schaute Magdalena zu ihrem Liebsten, doch dann wurde ihr Blick ernst. »Was soll aus uns werden, wenn du wegmusst und ich nicht mitkommen darf?«
Arne küsste ihre Stirn und sagte mit leiser Stimme: »Ich hoffe, du wirst bei deinen Eltern hier in Hundeshagen auf mich warten. Ich werde schnellstmöglich zu dir zurückkehren.«
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Johann wollte am Morgen zum Grab seiner Mutter gehen und bat seine Schwester, ihn zu begleiten. Zuerst wollte Karoline seine Bitte ablehnen, doch dann erkannte sie seinen bangen Blick und sagte zu.
»Wieso hat man Mutter als Selbstmörderin nicht am Rand des Friedhofs beerdigt?«, fragte Johann überrascht, als er vor dem Grab stand, das sich mitten unter den anderen Ruhestätten befand.
»Dafür hat Oheim Lutz Sorge getragen, obwohl Vater es nicht wollte«, erklärte Karoline. »Aber der Oheim hatte als Pfarrer die Macht, Mutter ein anständiges Begräbnis zu geben. Vater war damals außer sich, doch Lutz drohte ihm, ihn nach seinem Ableben irgendwo ohne kirchlichen Beistand zu verscharren. Du kanntest unseren Vater, er hatte eine Heidenangst vor dem Fegefeuer. Deshalb ließ er Lutz seinen Willen und verschwieg Mutters Selbstmord.«
Johann spürte, wie die Trauer sich seiner bemächtigte, und er schlug die Hände vors Gesicht.
Karoline blickte zu ihrem Bruder, der voller Verzweiflung über den Tod der Mutter weinte, die schon vor mehr als siebzehn Jahren verstorben war. Obwohl sie die Jüngere war, hatte sie das Bedürfnis, Johann zu beschützen und ihm die Trauer zu nehmen. Sie trat auf ihn zu und umarmte ihn. Er erwiderte die Umarmung. Als seine Arme sich um sie schlossen und er seinen Kopf gegen ihren lehnte, hatte Karoline auf einmal das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Es schien, als ob der Tag plötzlich heller und die Last, die ihre Schultern niederdrückte, leichter wurde.
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Franziska hatte Johann nicht auf den
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