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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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vorsprach.
    Kaum begannen die Totengräber, das Grab zuzuschaufeln, verließen die Menschen eilig den Friedhof, um sich auf dem Rehmringer-Gestüt wiederzutreffen. Wer in der guten Stube keinen Platz fand, musste sich mit einem warmem Ort in der Küche zufriedengeben.
    Schnatternd löffelte die Trauergemeinde die heiße Suppe, die mit Fleischstücken angereichert war. Frisch gebackenes Brot, dick mit Butter bestrichen, ließ manche Augen vor Freude strahlen.
    Johann saß beim Leichenschmaus neben Maria an der gedeckten Tafel in der guten Stube. »Wie geht es dir?«, wollte er von ihr wissen und goss sich heißen Würzwein nach.
    Die junge Frau überlegte und sagte: »Ich trauere um Regina, aber ich fühle mich nicht traurig.«
    Ohne einen Schluck zu nehmen, stellte Johann den Becher zurück auf die Tafel. Er blickte Maria erstaunt an. »Du sprichst mir aus der Seele«, sagte er und gab zu: »Ich empfinde ebenso und dachte schon, dass mein Herz erkaltet ist, denn ich habe bis jetzt keine Träne geweint.«
    Maria schüttelte den Kopf und ergriff seine Hand, um sie sanft zu drücken. »Du bist nicht gefühllos geworden, Johann«, flüsterte sie. »Bedenke, dass wir uns über viele Wochen lang von ihr verabschiedet haben. Ich habe täglich um sie geweint. Ihr Tod hat uns nicht überrascht. Wir waren vorbereitet.« Maria stockte und fügte hinzu: »Nur eben auf dem Friedhof, als ich mir vorstellte, dass Regina von nun an in dieser nassen und kalten Erde liegen wird, wurde mir elend zumute. Aber ich tröste mich damit, dass sie jetzt mit ihrer Freundin, der Äbtissin von Fraulautern, im ewig warmen Himmelsgarten sitzt.« Sie lachte leise.
    »Du hast eine blühende Einbildungskraft«, bewunderte Johann die junge Nonne und blickte ihr in die dunklen Augen, die ihn unter der Haube ihrer Tracht schalkhaft anschauten. »Du bist ein wunderbarer Mensch, Maria. Es würde mein Herz zerreißen, wenn du hierbliebest. Komm mit uns aufs Eichsfeld.«
    Erstaunt zog Maria eine Augenbraue in die Höhe. »Ich hatte gehofft, du hättest den Plan fallen gelassen«, murmelte sie, blass geworden.
    Johann schüttelte den Kopf. »Mein Entschluss steht fest. Mich hält hier nichts mehr.«
    »Wirklich nicht?«, fragte sie und schaute vorsichtig zu Franziska, die am Ende der Tafel saß, wie immer keine Regung zeigte und gedanklich abwesend schien.
    »Ich habe bereits vor vielen Jahren losgelassen, und das muss sie auch. Es wird den Kindern und Franziska guttun, wenn wir an einem anderen Ort leben.«
    »Du kannst nicht von ihr verlangen, es zu verlassen.«
    »Ich kann es wohl schlecht mitnehmen«, wurde er laut und dämpfte im nächsten Augenblick seine Stimme, da sich alle Blicke auf ihn richteten. »Ich kann nicht länger über etwas nachdenken, was nicht zu ändern ist«, bekannte er leise und vergrub das Gesicht in beiden Händen. Müde strich er sich die Haare zurück und nahm einen kräftigen Schluck des erkalteten Würzweins.
    Maria senkte den Blick und malte mit den Zinken der Gabel Muster auf die Leinendecke, die wegen des Beerdigungsschmauses die rohe Holzplatte des grob gezimmerten Tisches verbarg. »Wann willst du gehen?«, fragte sie und legte die Gabel zur Seite, da sie den Stoff des Tischtuchs leicht beschädigt hatte.
    »Ich werde meiner Familie nicht zumuten, im Winter übers Land zu ziehen, und deshalb bis zum Frühling warten. Bis dahin habe ich Zeit, Franziska von meiner Entscheidung zu überzeugen.«
    »Du bist blauäugig, wenn du denkst, dass sie dir folgen wird.«
    »Ich muss es schaffen, dass sie uns wieder lieben kann.«
    Maria schluckte, und ihre dunklen Augen füllten sich mit Tränen. »Was soll ich ohne euch machen?«, fragte sie leise und sah Johann gequält an.
    »Überleben!«, sagte er bitter.

• Kapitel 7 •
    Seit Tagen herrschte eisige Kälte in dem dunklen Kellerraum, sodass das Wasser auf dem Krug eine dünne Eisschicht gebildet hatte. Das Stroh, auf dem das Kind lag, war feucht, und die Nässe drang durch seinen dünnen Kittel bis auf die Haut. Das Fieber stieg, und obwohl der Körper sich heiß anfühlte, zitterte das Kind am ganzen Leib. Es legte sich auf seine Schlafstatt nieder und zog die missgestalteten Beine, so weit es konnte, gegen den Leib. Mit zittrigen Fingern zog es die dünne Decke über sich. Das Kind wagte kaum zu schlucken, da sein Hals heftig schmerzte. Gelber Rotz lief ihm aus der Nase, den es mit dem Handrücken kaum bändigen konnte.
    »Mutr!« , krächzte es, hoffend, dass es gehört

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