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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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wisperte Franziska. »Ich bin innerlich gestorben und wünschte, ich würde neben Regina liegen«, stieß sie hervor.
    »Du hast zwei gesunde Kinder! Zählt das nicht?«, fragte Christel.
    Franziska zuckte mit den Schultern. »Ihr Vater soll sich um sie kümmern. Ich habe keine Kraft«, erklärte sie mit kaltem Blick und starrte zur Tür.
    Christel wandte sich um und sah, dass Johann dort stand. Sein Gesicht war leichenblass, und seine Augen blickten Franziska ungläubig an.
    »Das ist nicht dein Ernst, Franziska. Wir sind eine Familie«, sagte er und wollte auf sie zugehen, doch seine Frau stand auf und lief an ihm vorbei in den Flur.
    Dort griff sie nach dem Umhang, der über dem Treppengeländer lag, und öffnete die Haustür. Sie stand schwer atmend auf der Türschwelle. Ich muss zur Kräuterfrau, dachte sie, als plötzlich zwei Ratten vor ihr aufschreckten und fiepten. Aus Angst vor dem Ungeziefer lief sie schreiend davon.
    • •
    Die Vorweihnachtsstimmung auf dem Rehmringer-Gestüt war nicht nur wegen Reginas Tod gedrückt. Christel und Clemens mussten machtlos zusehen, wie Franziska und Johann sich jeden Tag mehr entfremdeten. Besonders die Kinder litten darunter, sodass seit Tagen kaum jemand lachte.
    Es waren nur noch wenige Tage bis zum Weihnachtsfest, als Clemens beim gemeinsamen Essen Georg, Benjamin und Magdalena zuzwinkerte und sagte: »Es wird Zeit, dass wir in den Wald gehen und eine Tanne für das Fest schlagen. Sollen wir morgen gemeinsam losziehen?« Clemens richtete diese Frage nicht nur an die Kinder, sondern auch an Johann, der gerne zustimmte. Die beiden Buben waren begeistert, und auch Magdalenas Augen glänzten.
    »Gleich nach dem Frühmahl werden wir uns auf den Weg machen. Christel wird uns Brote für unterwegs einpacken«, sagte Clemens zu seiner Frau, die nickte.
    Als am frühen Morgen die beiden Männer mit ihren Söhnen und Johanns Tochter aus dem Haus traten, schlug ihnen eisige Luft entgegen. Ihr Atem war als helle, dichte Wolken sichtbar und brannte in ihren Lungen. Sie zogen ihre Schals über Münder und Nasen. Vor der Haustür reichte Christel ihrem Mann einen Beutel mit Wegzehrung, den er sich umhängte. Dann marschierten die fünf los.
    Trotz der bitteren Kälte waren die beiden Buben und Magdalena freudiger Stimmung und gingen im Gleichschritt neben ihren Vätern einher. Um den Weihnachtsbaum nicht tragen zu müssen, zog Clemens einen Schlitten mit.
    Sie waren kaum aus der Umfriedung des Dorfs heraus, da meinte Georg: »Vater, können wir uns auf den Schlitten setzen, damit du uns ziehst?«
    »Du bist wohl schon zu müde zum Gehen?«, erwiderte Clemens lachend und ging weiter. Als auch Benjamin bettelte, gab er nach: »Sobald der Hoxberg ansteigt, geht ihr zu Fuß weiter.«
    Die Buben nickten eifrig und setzten sich kichernd auf den Schlitten. Nun fasste Johann mit an, sodass die Holzkufen mühelos durch den Schnee glitten. Magdalena schritt neben ihrem Vater und blickte zu den verschneiten Baumwipfeln empor.
    »Nicht eine Wolke ist am Himmel zu sehen«, sagte sie und strahlte, wobei ihre blauen Augen leuchteten.
    Liebevoll umfasste Johann ihre Schultern und zog sie zu sich, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu drücken. Dann schaute er mit einem Seitenblick zu seinem Freund und musste grinsen. »Wie siehst du denn aus?«
    Clemens hatte sich den Schal so um den Kopf gewickelt, dass nur noch seine Augen sichtbar waren. Zudem hatte er seinen Hut tief ins Gesicht gedrückt. »Lach nicht«, schimpfte Clemens freundlich mit seinem Freund. »Bei der Kälte jucken meine Narben«, erklärte er und kratzte mit der Handfläche über den Stoff, der seine Wangen bedeckte. Obwohl es schon siebzehn Jahre her war, dass ihm diese Verletzungen bei einem Brand zugefügt worden waren, litt Clemens bei kaltem Wetter an den Narbengeschwulsten in seinem Gesicht, am Hals und auf dem Oberkörper. Auch seine rechte Hand, die durch den Brand missgestaltet worden war, musste er vor der Kälte schützen.
    »Du hättest dich dick mit Fett einschmieren müssen«, sagte Magdalena ernst.
    »Hört, hört«, nuschelte Clemens unter dem Schal. »Wir haben eine angehende Heilerin unter uns!«
    Klatsch! machte es, und ein Schneeball traf seine Brust, den Magdalena geworfen hatte.
    »Na warte«, rief Clemens und verfolgte das vor ihm flüchtende und juchzende Mädchen. Als er sie eingeholt hatte, hielt er sie fest und rieb ihre Wangen mit Schnee ein, wobei sein Hut und der Schal verrutschten. Magdalena quietschte

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