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Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Der Hexenschwur: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenschwur: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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zurück und schaute blinzelnd zu den Baumwipfeln empor. Durch das frische Grün der Blätter konnte er den grauen Himmel erkennen. Es riecht nach Schnee, dachte er erstaunt. Mit großen Schritten eilte er durch das Gehölz und ließ seinen Blick dabei suchend über den Waldboden schweifen.
    Arne war Soldat, aber auch Arzt im Tross eines schwedischen Heeres. Da etliche Kinder und Frauen über heftige Bauchschmerzen klagten, befürchtete man, dass im Gefolge die Ruhr ausgebrochen war. Aus Angst vor Ansteckung zogen das Heer und der Tross weiter und ließen die Kranken mit einigen wenigen Soldaten als Schutz zurück. Arne hatte der Truppe folgen sollen, doch er weigerte sich und blieb, denn er vermutete, dass nicht die Ruhr der Grund für die Leibespein war, sondern Würmer die Gedärme der Kranken befallen hatten. Deshalb war er nun unterwegs, um frischen Bärlauch zu finden, der nicht nur gegen Entzündungen, Fieber und vieles mehr half, sondern auch Würmer aus den Eingeweiden vertrieb. Arne musste sich mit dem Heilen der Kranken beeilen, denn in wenigen Tagen sollten sie dem Tross folgen, da sie ihn sonst nicht wiederfinden würden.
    Der hünenhafte Schwede hielt auf einer Lichtung inne, um nach allen Seiten zu schnuppern. »Weit und breit kein Bärlauch«, murmelte er seufzend und lief suchend weiter. Als er glaubte, den intensiven Geruch der Pflanze riechen zu können, schloss er kurz die Lider und reckte die Nase in die Richtung. Doch sofort riss er die Augen wieder auf, denn ein gellender Schrei zerriss die Ruhe des Waldes. Aufgeschreckt sprang Arne hinter einen umgestürzten Baumstamm in Sicherheit, als ein erneuter Schrei zu hören war. »Jävlar« , fluchte er in seiner Muttersprache, um dann wieder ins Deutsch zu fallen. »Ich habe mein Schwert beim Pferd zurückgelassen.« Er griff hastig nach dem Dolch, den er an seinem Gürtel mit sich führte, und hielt ihn vor sich. Langsam hob er den Kopf und horchte über den Stamm in den Wald hinein. Nichts war zu sehen oder zu hören. Er wartete einige Herzschläge lang, und als es ruhig blieb, kam er aus der Deckung hervor. Aufmerksam blickte er sich um, als er glaubte, lautes Lachen und verhaltenes Wimmern zu hören.
    Arne wusste, dass es ratsam wäre, zurück zu seinem Pferd zu gehen, doch die Neugierde trieb ihn weiter in den Wald. Seine Sinne waren wachsam. Er pirschte in die Richtung, aus der er die Laute vernommen hatte, und glaubte bei jedem Schritt, dass das Gehölz unter seinen Stiefeln lauter knackte als sonst. Während er die Waffe schützend vor sich hielt, durchsuchte sein wacher Blick die Umgebung. Immer wieder hielt er inne und lauschte. Aber es war nichts mehr zu hören. Der Wald schien wie ausgestorben. Arne schlich einige Schritte weiter, als in seiner Nähe plötzlich wieder Lachen erscholl und gleichzeitig jemand fürchterlich kreischte.
    Sein Atem beschleunigte sich, denn er mutmaßte, dass ein Mensch in Todesangst war. Warum habe ich mein Schwert zurückgelassen?, fluchte er in Gedanken, doch er war von seinem Pferd zu weit entfernt, um umzukehren. Vorsichtig pirschte er sich von Stamm zu Stamm, bis er am Rand einer abgeholzten Lichtung stand, auf deren Mitte sich ein kegelförmiger Wall befand. Arne wusste, dass dies ein Meiler war, in dem Holzkohle gebrannt wurde. Er wusste auch, dass nahe dieser mannshohen Aufschüttung eine Köhlerfamilie leben musste. Suchend schaute er sich um und erblickte zwischen Tannen eine armselige Hütte, und vor ihr mehrere zweifelhafte Gestalten.
    Arne drückte sich keuchend gegen einen moosbewachsenen Stamm und hoffte, dass man ihn nicht entdeckte. Mit einem Auge lugte er am Baum vorbei und zählte drei Männer, die wie Söldner gekleidet waren und Waffen trugen. Nun konnte er jedes Wort verstehen, das die Söldner sprachen.
    »Sei nicht stur und lass uns an deine Alte. Mich juckt es zwischen den Beinen«, hörte er einen der Söldner höhnen, der schwankend vor der Tür der Köhlerhütte stand.
    Ein anderer lag lachend auf dem Boden und trank aus einer Tonflasche. »Du kannst uns aber auch deinen Arsch hinhalten, Köhler«, lallte er zwischen zwei Schlucken. Dann reichte er die Flasche an einen milchgesichtigen Burschen weiter, der einen tiefen Zug nahm und hustend nach Luft rang. Der Mann lachte schadenfroh auf und sagte: »Gib mir die Flasche zurück!« Dann drehte er sich in Richtung Hütte. »Schick dein kleines Mädchen zu uns raus. Der Junge hat noch nie seinen Schwanz in eine Spalte gesteckt. Also mach

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