Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
Brigitta und fuhr dem Jungen über den Kopf.
Er nickte vorsichtig und ging dann zu seiner Mutter, die die Hände nach ihm ausstreckte.
»Komm zu mir, mein Schatz«, sagte Franziska und zog ihren Sohn an sich. »Geht es dir gut? Hast du den Überfall unversehrt überstanden?«, fragte sie und sah ihn besorgt an.
Sein Gesicht kam dicht an ihr Ohr. »Die bösen Männer sind tot«, flüsterte er und schaute ängstlich zu der fremden Frau.
»Deine Mutter hat mir von eurem schrecklichen Erlebnis erzählt«, sagte Brigitta voller Mitgefühl. »Dieser Überfall muss für euch alle furchtbar gewesen sein«, erklärte sie und schaute Magdalena an, die nur nickte.
»Wir können Gott danken, dass Erik und Arne in der Nähe waren«, fuhr Brigitta fort und fügte hinzu: »Auch wenn wir auf dem Schlachtfeld Feinde sind, so seid ihr in unserem Lager in Sicherheit und könnt euch erholen, bis wir weiterziehen.«
»Wann wird das sein?«, fragte Franziska zwischen zwei Hustenanfällen.
»Wie ich hörte, geht es unseren Kranken dank des Bärlauchs bedeutend besser. Ich vermute, dass wir in zwei Tagen aufbrechen werden, damit wir schnell wieder bei unserem Heer sind.«
»Heer?«, fragten Mutter und Tochter wie aus einem Mund.
Brigitta nickte. »Hat man euch das nicht gesagt? Wir gehören zu einem großen Heer, kommen von der Festung Philippsburg in Baden und ziehen nach Norden.«
»Aber hier sind Frauen und Kinder und nur wenige Männer. Was habt ihr mit einem Heer zu schaffen?«, fragte Magdalena, während Benjamin quengelte:
»Kann ich zurück zu meinen Freunden gehen?«
Als Franziska fragend Magdalena anblickte, erklärte sie, dass ihr Bruder den schwedischen Geschichtenerzähler nicht verpassen wollte.
Ihre Mutter stimmte lächelnd zu.
»Kinder scheinen furchtbare Erlebnisse schnell zu vergessen«, meinte Brigitta, als der Junge aufgeregt hinauslief.
»Das ist gut so«, erklärte Franziska ernst.
Magdalena war neugierig geworden und wiederholte ihre Frage.
»Ihr habt wohl noch kein Heer gesehen?«, fragte Brigitta mit spöttischem Unterton. »Zu jedem Heer gehört ein Tross, und zu dem gehören wir.«
»Wir kommen aus dem Land an der Saar, auch Westrich genannt …«, wollte Franziska erklären, doch ein Hustenanfall hinderte sie daran.
»Hier, Mutter, trink den Kräutertrank«, sagte Magdalena und hielt ihr den Becher an die Lippen. Nachdem Franziska einige Schlucke zu sich genommen hatte, legte sie sich erschöpft zurück.
»Ich denke, wir lassen sie ruhen«, erklärte Magdalena und wies Brigitta an, das Zelt zu verlassen.
Draußen fragte Magdalena die Schwedin: »Was ist ein Tross?«
Brigittas Blick verengte sich, und sie erklärte: »Er ist die Nachhut, in der die Frauen ihren Soldatenmännern folgen.« Dabei sah sie das Mädchen mit ihren kornblumenblauen Augen durchdringend an, sodass es eingeschüchtert schwieg.
Brigitta lächelte freundlich, drehte sich um und ging ohne ein weiteres Wort davon.
Magdalena sah der Schwedin hinterher, die mit wogendem Gang den Platz überquerte. Dabei schwang ihr hellblaues Kleid mit dem dunkelblauen Umhang hin und her. Ihre dunklen, langen Haare, die durch ein Tuch zurückgehalten wurden, wippten im Takt dazu.
Nachdenklich sog Magdalena ihre Unterlippe zwischen die Zähne, als ihr Vater hinter sie trat und sie so unverhofft ansprach, dass sie erschrak.
»Ich habe dir Speck übrig gelassen, aber wenn du ihn nicht bald isst, wird es ein Schwede tun«, sagte er leise und blickte sich grimmig um.
»Vater, du bist ihnen gegenüber ungerecht. Sie haben uns gerettet«, wagte Magdalena zu sagen.
»Ja, ja, das weiß ich! Aber ich bin froh, wenn wir weiterziehen können. Ich traue ihnen nicht«, erklärte er mürrisch und ging zu Franziska ins Zelt.
Magdalena stöhnte leise auf und schlenderte zum Feuerplatz, wo Erik eine Pfeife rauchte.
»Mein Vater sagte, dass du Speck für mich hast«, sagte sie schüchtern. Das Mädchen erkannte selbst durch die Rauchwolke, die seinen Kopf umhüllte, Eriks Grinsen.
»Der Duft des gebratenen Specks hat so manchen meiner Landsmänner angezogen, aber ich habe dein Essen verteidigt«, spaßte Gustavsson und reichte ihr eine Platte mit dem knusprig gebratenen Rauchfleisch. Auch brach er von dem runden, dünnen Brot ein Stück ab, das Magdalena misstrauisch betrachtete.
»Tunnbröd ist etwas Besonderes, denn dank ihm erhalten wir auch in der Fremde die Erinnerung an unsere Heimat lebendig«, erklärte Erik mit der Pfeife zwischen den
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