Der Hexenschwur: Roman (German Edition)
wie er das Feuer in einer Frau entfachen konnte. Sein begehrlicher Blick, mit dem er das Mädchen ansah, versetzte Brigitta in tiefe Traurigkeit. Wird eine Fremde das von Arne bekommen, was er mir verwehrt?, fragte sie sich bitter und spürte, wie sich die Niedergeschlagenheit in Zorn wandelte. Wut ließ ihre Augen funkeln, weil eine Fremde sich zwischen sie und Arne drängte.
Brigitta hatte noch nie in ihrem Leben wegen eines Mannes eine Träne vergossen, einerlei, was er zu ihr gesagt oder ihr angetan hatte – selbst wenn Männer gehässig und gemein waren. Als Marketenderin war sie beschimpft, bespuckt und beleidigt worden. Selbst in solchen Augenblicken hatte sie es sich verboten, ihre wahren Gefühle zu zeigen, und stets so getan, als ob die Gemeinheiten an ihr abprallten. Keiner der zahlreichen Männer, die das Bett mit ihr teilten, hatte sich je die Mühe gemacht, hinter ihre Maske zu blicken. Deshalb hatte sie im Laufe der Zeit gelernt, ihre Gefühle zu verbergen. Doch dann war Arne in ihr Leben getreten.
Brigitta kämpfte mit den Tränen und versuchte sie zurückzudrängen. Nachdem sie einige Male tief Luft geholt hatte, gelang es ihr, ihre Maske wieder aufzusetzen. Ihr Blick wanderte erneut zu den beiden, die noch immer am Feuer saßen.
Magdalena blickte verunsichert zu Arne und rutschte ein Stück von ihm ab. Mit zittrigen Händen nahm sie den Becher vom Boden auf und nippte an dem Hopfensud. Sogleich verzog sie das Gesicht, denn er war kalt und bitter geworden.
»Ich habe dich gewarnt. Man soll ihn nur heiß trinken«, lachte Arne auf, als Magdalena das Gebräu ins Feuer schüttete. Die Flammen zischten, und das Holz qualmte.
»Soll ich dir frischen Sud kochen?«, fragte Arne grinsend.
Magdalena schüttelte den Kopf. »Ich gehe schlafen«, murmelte sie und erhob sich.
Arne sagte hastig: »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
Magdalena runzelte die Stirn, und Arne wiederholte: »Wer ist Johannes?«
»Das geht dich nichts an«, flüsterte sie und wandte sich zum Gehen.
»Ist es ein Geheimnis? Habt ihr euch deshalb auf diese gefährliche Reise begeben?«, fragte Arne arglos und bereute seine Frage im selben Augenblick, denn das Mädchen drehte sich ihm mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder zu. Bestürzt sprang er auf und nahm sie in den Arm.
»Bitte entschuldige«, flüsterte er in ihr Haar. »Ich wollte dich nicht verletzen oder traurig machen«, sagte er und zog sie zurück auf den Boden ans Feuer.
Magdalena wollte ihn abwehren, doch dann legte sie ihre Wange gegen seine Brust und sog seinen Geruch mit geschlossenen Augen ein. Sie genoss die Wärme, die sein Körper verströmte, und die Sicherheit seiner Arme, die ihre Schultern umschlossen. Magdalena hob ihren Blick und sah in Arnes Augen. Seine Lippen kamen langsam näher, bis sie sich sanft auf die ihren drückten. Erschrocken riss Magdalena die Augen auf, um sie sofort wieder zu schließen.
Plötzlich war ein leises Räuspern direkt neben dem Feuer zu hören. Magdalena und Arne stoben erschrocken auseinander und sprangen wie ertappte Hühnerdiebe auf.
Arne sah Brigitta auf der anderen Seite des Lagerfeuers stehen und ihn spöttisch anlächeln.
Sie sagte kein Wort, sondern blickte Magdalena an, die sich peinlich berührt mit dem Ärmel über die Lippen wischte. »Entschuldigt, dass ich euch störe«, erklärte sie schließlich. »Aber ich wollte nachfragen, ob es dir besser geht, meine Liebe. Kann ich vielleicht etwas für dich oder deine Familie tun?«, fragte Brigitta und schaute das Mädchen mit Unschuldsmiene an.
»Danke«, sagte Magdalena und wagte nicht, zu Brigitta aufzublicken. »Es geht mir wieder gut.« Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. Stattdessen drehte sie sich, schamrot geworden, um und lief, ohne ein weiteres Wort und ohne Arne eines Blickes zu würdigen, ins Zelt.
Kaum war Magdalena hinter dem Tuch des Eingangs verschwunden, fauchte Arne: »Was sollte das?«
Brigitta zuckte heuchlerisch mit den Schultern. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie. »Ich wollte höflich zu unserem Gast sein. Schließlich ist ihre Mutter schwer krank und kann nicht auf ihr Töchterchen aufpassen. Und du weißt, überall lauert Gefahr!«
Arnes böser Blick verriet Brigitta, dass er ihre Bemerkung verstanden hatte.
»Halt dich aus meinen Leben heraus«, zischte er, erhob sich und verschwand in Eriks Zelt.
Brigitta blieb allein am Feuer zurück und starrte in die Flammen. Sie dachte nach, bis ihr eine Lösung in
Weitere Kostenlose Bücher