Der Hexenturm: Roman (German Edition)
Saarbrücken.«
»Mach dir darüber keine Gedanken. Bruder Franziskus, Bruder Klaus und ich werden ebenfalls für einige Tage unterwegs sein und weitere Pfarrer aufsuchen.«
»Wollte sich Bruder Franziskus nicht bereits auf den Weg gemacht haben?«, fragte Burghard.
Ignatius nickte. »Ja, so war es gedacht. Aber es ist etwas dazwischengekommen.«
Voller Eifer berichtete Franziskus, der gerade einige Blätter bündelte, von dem, was sich ereignet hatte. »Stell dir vor, Burghard! Im Wald haben wir einen Franziskanermönch beerdigen müssen.«
Als der junge Mönch den scharfen Blick seines Lehrmeisters sah, senkte er den Kopf und tat beschäftigt.
Burghard und die übrigen Mönche sahen Ignatius fragend an.
»Ich wollte nicht darüber sprechen, denn es ist eine unschöne Geschichte«, erklärte Ignatius und rieb sich über die Tonsur. »Es ist meine Schuld, denn ich habe Franziskus’ ungestümes Wesen nicht bedacht und ihm nicht den Mund verboten. Nun, da er es bereits ausgesprochen hat, werde ich es euch erzählen.«
»Wir haben Servatius schließlich zwischen einigen Bäumen beerdigt«, schloss Ignatius seine Schilderung.
Burghard saß regungslos da und spürte nichts. Keine Freude, keine Trauer – nichts. Seine Gedanken sprangen hin und her. Viele Franziskanermönche nennen sich Servatius!, beruhigte er sich. Wie groß kann die Wahrscheinlichkeit sein, dass es der Servatius war?
Langsam erwachte Burghard aus seiner Starre und fragte nachdenklich: »Woher wisst ihr, dass der Mönch Servatius hieß?«
»Das ist ebenso unfassbar. Tage später, wir waren gerade auf dem Weg in die Ortschaft Lebach, begegneten wir einem Mann und einem Mädchen, die den Mönch suchten. Anscheinend hatte der Alte bereits vermutet, dass dem Mönch etwas zugestoßen war, denn er war nicht sonderlich berührt, als er das Grab entdeckte.«
Burghard atmete hörbar aus. Zum Glück sind es nicht Servatius und Barnabas, dachte er und sagte laut: »Wahrscheinlich ein Vater und seine Tochter, die hier leben.«
Ignatius schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Mag sein«, antwortete er, doch man konnte heraushören, dass er Zweifel hegte. »Ich kann nicht sagen, weshalb, aber mich beschlich sofort das seltsame Gefühl, dass der Mann ein Magier sei. Einer, der Hexen erkennen kann.«
»Wie kommst du darauf?«, fragte Burghard mit bebender Stimme. Ignatius musterte ihn erstaunt. »Ist dir nicht wohl? Du bist ja mit einem Mal leichenblass.«
»Sag mir, warum du glaubst, dass der Mann ein Magier war«, forderte Burghard ihn nun mit lauter Stimme auf. Sein Körper bebte, seine Beine zitterten. Schweiß bedeckte seine Stirn.
»Ich weiß es nicht, Burghard. Es war nur ein Gefühl. Wahrscheinlich irre ich mich. Aber was hast du nur?«
Burghard ging nicht auf die Frage ein, sondern fragte stattdessen: »Wie sah er aus?«
Ignatius tat ihm den Gefallen und beschrieb den Alten.
»Es ist Barnabas. Sie haben mich gefunden«, flüsterte Burghard, sprang auf und rannte wie ein Tier in der Hütte auf und ab.
»Du kennst sie?«, fragte Ignatius erstaunt.
Burghard nickte, und der Jesuit verstand auf einmal. Wortlos stellte er sich Burghard in den Weg, legte ihm die Hände auf die Schultern und erklärte mit ruhiger Stimme: »Dir kann nichts passieren, Bruder. Servatius ist tot, und Barnabas weiß nicht, dass du hier bist. Außerdem sah er krank aus. Auch denke ich, dass das Kind, das ihn begleitet, ihm genug Sorgen bereitet.«
»Wie meinst du das?«
»Sie hat einen irren Blick und scheint ein böses Wesen zu haben. Servatius muss vor ihr große Angst gehabt haben, denn seine letzten Worte galten ihr.«
Ignatius wiederholte, welche Worte Servatius angesichts des Todes immer wieder hervorgestoßen hatte.
»Weißt du, wohin Barnabas mit dem Mädchen wollte?«
»Nein, aber ich bin sicher, dass du dich nicht zu fürchten brauchst. Er scheint alt und müde zu sein, und wie du selbst erklärt hast, war Servatius derjenige, der dir Schlechtes wollte.«
Burghard überlegte, dann entspannte ein zaghaftes Lächeln sein Gesicht. »Du hast Recht, Ignatius. Barnabas war mir mehr Freund als Feind. Wenn ich recht überlege, würde ich ihn sogar gerne wiedersehen, um ihm von unseren Absichten zu erzählen. Aber auch, um ihm zu sagen, dass ich kein Dieb bin.«
Kapitel 32
Mit bitterbösem Blick betrachtete Bonner seine Tochter Karoline, die zitternd dasaß und sich nicht traute, ihrem Vater in die Augen zu schauen.
»Sieh mich gefälligst an, wenn
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