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Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Der Hexenturm: Roman (German Edition)

Titel: Der Hexenturm: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deana Zinßmeister
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seine Tochter endlich wieder im Arm zu halten, küsste Bonner ihre Stirn und versprach: »Zerbrich dir nicht dein hübsches Köpfchen, mein Kind. Ich werde dafür sorgen, dass alles wieder so wird, wie es war.«
    Zufrieden legte Karoline ihren Kopf auf seine Brust und konnte sich ein gemeines Lächeln nicht verkneifen.

     
    »Verdammt!«, raunzte Bonner verhalten. »Es ist so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht sieht. Wo haben wir damals bloß diese verdammte Kiste vergraben?«
    Karoline, die hinter ihm herstolperte, tat, als blicke sie sich suchend um. Im schwachen Licht einer Laterne erkundete Bonner den Rand des Ackers. Plötzlich rief er seiner Tochter leise zu: »Karolinchen, hier ist es!«
    Nachdenklich betrachtete er die Stelle. »Schau nur, man könnte vermuten, dass sich erst vor kurzem jemand hier zu schaffen gemacht hat. Der Boden ist frisch umgegraben.«
    Ohne Hast kam Karoline näher, während er eifrig die Erde wegschaufelte. »Leucht mir mit der Laterne, mein Kind!«, forderte er sie auf. Schon nach wenigen Spatenstichen kam die Truhe zum Vorschein. »Merkwürdig«, murmelte er, »ich glaubte, sie tiefer vergraben zu haben.«
    Ohne Mühe zog er die Kiste aus dem Loch und öffnete den Deckel. Mit offenem Mund starrte er hinein. Die Truhe war zur Hälfte leer. »Welcher Hurensohn hat sich an meinem Geld bereichert?«, presste er zornig hervor. Karoline überlegte kurz, ob sie schweigen sollte, doch dann sagte sie mit fester Stimme: »Ich war der Hurensohn, Vater!« Sprachlos musterte er sie einen Augenblick lang, dann packte er sie an den Schultern und schüttelte sie. »Das Geld war für den Notfall gedacht und nicht, damit du dir neue Kleider davon kaufst!«
    Wütend blitzten ihre Augen auf. »Ich habe mir nur zwei neue Kleider geleistet. Das übrige Geld habe ich benutzt, um die Leute zu bestechen, die mich der Hexerei anklagen wollten. Warum, denkst du, haben sie mich gehen lassen?«
    Fassungslos stand der Bauer vor seiner Tochter. Der Zorn wich aus seinem Gesicht, und Entsetzen machte sich breit. »Karolinchen, wenn ich das nur geahnt hätte!«, stammelte er. »Ich werde nur so viel Geld entnehmen, wie ich für meine Suche nach Johann benötige. Den Rest vergraben wir wieder. So hast du noch genug, damit du für jedwede Not gesichert sein wirst! Ich werde so schnell wie möglich mit der Hexe zurückkommen. Dieses Mal wird mich nichts und niemand aufhalten können. Ich gebe dir mein Ehrenwort, mein Kind!«
    »Danke, Vater. Ich verspreche dir, das Geld nur in höchster Gefahr zu nutzen, damit noch genügend da ist, wenn du mit der Hexe zurückkehrst«, sagte sie mit einem feinen Lächeln um den Mund.

     
    Katharina wurde an diesem Morgen von Hufgetrampel und lauten Stimmen geweckt. Sie blickte aus ihrer Kammer auf den Hof und sah, wie Clemens und Burghard Mühe hatten, die Kutschpferde an einem Strick nach draußen zu führen. Als die Männer endlich fort waren und wieder Ruhe herrschte, konnte Katharina nicht mehr einschlafen. Sie stand auf, zog sich Rock und Bluse über, band sich die Schürze um und ging nach unten, bevor die anderen im Haus erwachten. Wenn ich schon nicht zu schlafen vermag, dann kann ich ebenso gut mit meiner Arbeit beginnen, dachte sie und nahm den randvoll gefüllten Wäschekorb auf.
    Im sanften Licht der Morgendämmerung ging sie hinunter zum Hessbach, um dort die Wäsche zu waschen. Katharina watete durch das kühle Wasser, das ihre Knöchel umspülte und die Müdigkeit verscheuchte. Mit kräftigen Bewegungen rieb sie die Seife in den Stoff, um ihn anschließend mit einer Bürste zu schrubben. Sie war so mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie erst aufsah, als die Sonne aufgegangen war und die Hitze ihr den Schweiß aus den Poren trieb. Immer wieder wischte sie sich die feinen Schweißperlen aus dem Gesicht. Da niemand in der Nähe war, öffnete die junge Frau die Schnüre ihrer Bluse und benetzte die Haut über ihren Brüsten mit Wasser. Anschließend raffte sie den Rock und steckte den Saum in ihrer Schürze fest, um tiefer ins Wasser zu waten. Mit geschlossenen Augen stand sie da und genoss die Kühle, als jemand sie unerwartet von hinten packte. Starke Männerarme grabschten nach ihren Brüsten und umklammerten sie, so dass sie kaum Luft bekam. Katharina wusste nicht, wie ihr geschah, und schrie auf. Sofort legte sich eine Pranke über ihren Mund, und jemand flüsterte ihr mit belegter Stimme ins Ohr: »Lässt dich wohl lieber von einem Schweinehirten besteigen?

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