Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
gepackt. Aus seinem Mundwinkel lief ein dünner Blutfaden. Er mußte sich verletzt haben, als er
stürzte.
»Warum nicht? Er ...«
»Weil ich etwas Besseres weiß«, kicherte der Mann. Seine Hände schlossen sich fester um den Stiel der Mistgabel. »Etwas viel Besseres, halt ihn nur gut fest. Ich werde das Schwein lehren, nach mir zu treten.«
Der mit Fred Angesprochene grunzte zustimmend und packte Quentons Kopf mit beiden Händen. Der andere kam näher, blieb breitbeinig über Quentons Kopf stehen und hob die Forke. »Halt ihn gut fest«, kicherte er.
Die Zinken der Mistgabel näherten sich Quentons Gesicht.
»Tu es nicht«, sagte Quenton ruhig.
Der Mann blinzelte. Die Forke in seiner Hand zitterte, und in seinem Blick machte sich ein fragender, beinahe überraschter Ausdruck breit. Aber die Gabel senkte sich nicht weiter.
»Tu es nicht«, sagte Quenton noch einmal. »Ich erlaube es nicht.«
»Worauf wartest du?« raunzte Fred ungeduldig. »Ich kann den Kerl nicht ewig festhalten.«
Quentons Blick bohrte sich in den des anderen. Die Augen des Mannes waren starr, und Quenton glaubte einen schwachen Abglanz der abgrundtiefen Furcht darin zu lesen, die er in diesem Moment empfinden mußte. Sein Mund öffnete sich, aber nicht der geringste Laut kam über seine Lippen.
»Und nun geh«, befahl Quenton. »Und nimm deinen Freund mit.«
Fred glotzte ihn an wie einen bunten Hund. Er leistete kaum Gegenwehr, als ihn sein Kamerad von Quenton wegriß, ihn mit beiden Armen fest umschlugen und zum Rand des Heubodens schleppte. Erst im letzten Moment dämmerte es ihm, doch die Erkenntnis kam zu spät.
Sein Kumpan ließ sich ins Leere fallen und riß Fred mit sich. Mit einem gellenden Schrei verschwand er aus Quentons Blickfeld.
Quenton arbeitete sich stöhnend hoch. Zwei seiner Rippen waren gebrochen und schmerzten fürchterlich, aber er kämpfte den Schmerz nieder, stemmte sich auf Hände und Knie hoch und kroch ein Stück zur Seite. Die Beiden waren die einzigen Angreifer gewesen, die den Weg zum Heuboden hinauf gefunden hatten, aber die Scheune unter ihm war erfüllt von einer tobenden Menge, die nicht eher ruhen würde, bis sie auch die letzte Spur vom Leben in Jerusalems Lot ausgelöscht hatte.
Quenton ballte in ohnmächtigem Zorn die Fäuste. Der Mob hatte wenig mehr als zwei Minuten gebraucht, das Tor einzuschlagen und die wenigen Verteidiger, die sich ihm todesmutig in den Weg gestellt hatten, niederzumachen. Quenton blieb nur noch Minuten.
Unter ihm durchbrach ein neuer, gellender Schrei den Lärm. Quenton beugte sich vor und sah, wie vier Männer ein Mädchen aus dem Haus zerrten und ihr die Kleider vom Leib zu reißen begannen. Ein Gefühl heißen, hilflosen Zornes stieg in Quenton hoch. Er kannte das Mädchen; in einem Dorf von nicht einmal fünfzig Einwohnern kannte man jeden.
Sein Blick suchte das winzige, strohgedeckte Gebäude am gegenüberliegenden Dorfrand. Das Haus stand noch. Die Läden waren vorgelegt, und trotz der schweren Rauchwolken, die wie eine erstickende Decke über dem Dorf lagen, konnte er erkennen, daß es unbeschädigt war.
Natürlich, dachte er haßerfüllt. Die drei anderen würden dafür sorgen, daß der Mob sie erst ganz am Schluß entdeckte. Es würde sie nicht retten. Die Menge war viel zu aufgepeitscht, als daß sie noch geistig zu beeinflussen wäre, nicht einmal von drei Meistern der Macht zugleich. Aber sie hatten die anderen geopfert, um noch einige Minuten des Lebens für sich herauszuschinden.
Ein Geräusch hinter seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Das Ende der Leiter, die zu seinem Versteck auf dem Heuboden hinaufführte, hatte zu zittern begonnen. Jemand stieg zu ihm herauf.
Quenton richtete sich auf. Sein Blick saugte sich am Ende der Leiter fest. Plötzlich spürte er die gebrochenen Rippen nicht mehr; selbst seine Furcht war verschwunden.
Schon tauchte der Kopf des Mannes über dem Rand des Zwischenbodens auf. Da war Quenton bei der Leiter und versetzte ihr einen Tritt.
Die Leiter begann zu zittern. Langsam, als würde sie von unsichtbaren Händen geschoben, löste sie sich von ihrem Halt, kippte nach hinten. Die Augen des Mannes an ihrem Ende weiteten sich entsetzt. Er schrie auf, griff verzweifelt nach Halt – vergebens.
Die Leiter bewegte sich weiter, stand für eine endlose Sekunde gegen alle Naturgesetze senkrecht und frei – und kippte dann nach hinten!
Quenton lächelte kalt, trat an den Rand des Bodens und blickte nach unten. Die Leiter war
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