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Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb

Titel: Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Männer, die in ihr gefangen waren, gepackt hielt und langsam, aber mit ungeheurer Kraft, zudrückte. Ich sah, daß sich die grünen Schuppen an zahllosen Stellen geteilt hatten. Darunter kamen dünnlippige, mit rasiermesserscharfen Zähnen versehene Haifischmäuler zum Vorschein.
    Ein Schuß krachte. Das Geräusch ließ mich herumfahren. Die ganze, schreckliche Szene hatte sich in weniger als einer Sekunde abgespielt, aber ich hatte das Gefühl, dem Toben des Monsters seit Stunden zuzusehen. Meine Arme und Beine schienen sich ohne mein Zutun zu bewegen. Ich stand auf, torkelte rückwärts davon und prallte gegen den Mast, unfähig, den Blick von dem furchtbaren Bild zu wenden. Das Boot begann unter dem Druck der Fangarme zu zerbrechen.
    Wieder peitschte ein Schuß. Ich sah, wie die Kugel einen der Fangarme traf und ein faustgroßes Loch in die grünen Schuppen riß. Aber die Wunde schloß sich fast ebenso schnell, wie sie entstanden war.
    Eine Hand ergriff mich an der Schulter, riß mich herum und versetzte mir einen Stoß, der mich meterweit zurücktaumeln und zum dritten Mal zu Boden gehen ließ. Dort, wo ich gerade gestanden hatte, klatschte ein weiterer Fangarm gegen den Mast, glitt zu Boden und zog sich, zitternd hierhin und dorthin tastend wie eine blinde suchende Schlange, wieder zurück. Wieder krachten Schüsse. Der Tentakel erzitterte unter einem halben Dutzend Einschlägen, und plötzlich markierte eine Spur dickflüssigen schwarzen Blutes den Weg, den er zurückkroch. Aber wie beim ersten Mal schlossen sich die Wunden so schnell, wie sie entstanden. Die Bewegungen des Ungeheuers wurden nicht einmal langsamer.
    Ein Matrose sprang mit einem gellenden Schrei an mir vorüber, blieb mit gespreizten Beinen über dem Tentakel stehen und schwang eine gewaltige zweischneidige Axt.
    Andaras Warnschrei kam zu spät. Das Beil sauste herab und trennte ein meterlanges Stück des Fangarmes ab. Schwarzes Blut traf den Mann.
    Dort, wo es seine Haut berührte, begann sich Rauch zu kräuseln. Der Matrose schrie auf, ließ seine Waffe fallen und torkelte zurück, beide Hände gegen das Gesicht gepreßt. Er war tot, noch bevor der verstümmelte Tentakel von Bord gekrochen und im Meer verschwunden war.
    »Robert! Zu mir!«
    Andaras Schrei riß mich endgültig aus meiner Erstarrung. Ich sah auf, blickte einen Herzschlag lang in das Gesicht des Hexenmeisters und nickte automatisch, als er mir mit Gesten zu verstehen gab, ihm zu folgen. Andara hatte seinen Mantel abgestreift und den Stockdegen gezogen. Die Kette mit dem kreuzförmigen Amulett hing jetzt sichtbar auf seiner Brust. Die dünne Klinge des Floretts glühte wie unter einem unheimlichen, inneren Feuer.
    Dicht hinter ihm hetzte ich auf die Reling zu. Das Deck des Schiffes hatte sich in ein Schlachtfeld verwandelt. Dutzende der grünen, peitschenden Tentakel waren dicht vor der Bordwand aus dem Meer emporgestiegen und bildeten einen wippenden, tödlichen Wald aus Schuppen und schnappenden Teufelsmäulern vor dem Schiff. Die Männer schossen ununterbrochen; andere hatten sich mit Enterhaken und langen, mit eisernen Spitzen versehenen Stangen bewaffnet und hackten und schlugen auf die Tentakel ein, die an Deck zu kriechen versuchten. Das Schicksal ihres unglücklichen Kameraden hatte sie gewarnt – sie vermieden es, den tödlichen Schlangenarmen zu nahe zu kommen und beschränkten sich darauf, die zuckenden Arme wieder ins Meer zurückzustoßen, und für einen Moment sah es fast so aus, als hätten sie Erfolg.
    Aber nur für einen Moment. Die Kräfte der Männer erlahmten rasch, während das Ungeheuer im Meer weder Müdigkeit noch Schmerz zu kennen schien. Mehr und mehr der gewaltigen Fangarme tauchten gischtend aus dem Wasser auf, krochen wie gierige grüne Schlangen an der Bordwand empor, ringelten sich um die Reling oder schnappten nach den Matrosen. Der tödliche Würgegriff um das Boot hatte sich weiter geschlossen; die Pinasse war fast vollkommen unter der wogenden grünen Masse verschwunden. Die Schreie der Männer waren verstummt. Noch während ich hinsah, riß eine der armdicken Ketten, an denen das Boot hing, mit einem peitschenden Knall entzwei. Die Tentakelfaust zitterte und zerrte das Boot ein Stück mehr auf die Wasseroberfläche herab.
    »Bleib immer in meiner Nähe, Robert«, keuchte Andara. »Und hab keine Angst – er kann dir nichts tun, solange ich bei dir bin.« Mit einem geschmeidigen Sprung setzte er über einen zuckenden Tentakel hinweg,

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