Der Hexer - GK567 - Als der Meister starb
findest ihn im Hotel Westminster. Geh zu ihm und ... und sage ihm, Roderick Andara schickt dich. Sage ihm, wer du bist, und er wird dir ... helfen.«
»Wer ich bin? Aber ich ...«
»Du bist ... mein Erbe, Junge«, murmelte Andara. »Du ... bist nicht der, der du ... zu sein glaubst.« Er lächelte flüchtig. »Du hast deine Eltern niemals gekannt, nicht wahr?«
Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Worauf wollte er hinaus?
»Auch ... auch ich hatte ein Kind, Robert«, flüsterte er. »Einen Jungen wie dich. Meine ... Frau starb bei ... bei seiner Geburt, und ... ich wußte, daß meine Feinde auch ihn ... töten würden, wenn sie erführen, wer er ist.«
Langsam, ganz langsam stieg eine furchtbare Ahnung in mir hoch. Aber ich schwieg weiter und hörte gebannt zu.
»Ich ... brachte ihn zu einer Frau, von der ich wußte, daß sie ein gutes ... Herz hatte«, sagte er mühsam. »Ich gab ihr Geld und ... löschte die Erinnerung an mich aus ihrem Geist.«
»Sie ...«, murmelte ich. »Sie wollen sagen, daß Sie ... daß du ...«
»Später, als ich glaubte, dem Fluch entrinnen zu können, habe ich angefangen ihn zu suchen, Robert«, flüsterte Andara. Seine Hand kroch unter der Decke hervor und suchte die meine. Sie fühlte sich warm und schwammig an, feucht und nicht so, wie sich eine menschliche Hand anfühlen sollte. Ich vermied es, sie anzusehen.
»Ich hätte es nicht tun dürfen«, keuchte er. »Ich hätte dich niemals ... finden dürfen, Robert. Aber jetzt ... mußt du den Kampf ... fortführen. Geh nach ... London. Geh zu Howard und ... sage ihm, daß dein Vater dich schickt.«
Das waren seine letzten Worte. Sein Gesicht glättete sich, und der Ausdruck des Schmerzes auf seinen Zügen wich einem seltsamen Frieden.
Es dauerte lange, bis ich merkte, daß ich die Hand eines Toten hielt.
Irgendwann berührte mich Bannermann an der Schulter, und ich sah von Andaras Gesicht auf. Aber ich erkannte den Captain kaum. Eine seltsame Teilnahmslosigkeit hatte von mir Besitz ergriffen, ein Gefühl der Lähmung, dem der wirkliche Schmerz erst noch folgen würde. Ich hatte meinen Vater gefunden, nach mehr als fünfundzwanzig Jahren, und ich hatte ihn im gleichen Moment wieder verloren.
Roderick Andara, der Meister, war tot.
Aber noch während ich diesen Gedanken dachte, spürte ich, wie sich tief in meiner Seele etwas regte; die ersten, tastenden Bewegungen einer Macht, die bisher geschlummert hatte und erst langsam zu erwachen begann.
Mein Vater war tot, aber der Hexer lebte weiter.
Denn der Hexer bin ich.
ENDE
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