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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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geerbt hatte, zum Fluch werden.
    »Soll ich Sie begleiten?« bot sich Bannermann an. »Ich kenne die Gewohnheiten der Leute hier besser als Sie.«
    Ich lächelte. »Ich glaube, ich werde schon noch aus eigener Kraft einen Kreditbrief einlösen können, Captain. Gehen Sie ruhig ins Hotel zurück. Und trinken Sie einen guten Sherry auf mein Wohl.«
    Bannermann sah mich auf eine Art an, die mir verriet, daß er meine wahren Gründe durchschaut hatte. Aber trotzdem nickte er, verabschiedete sich mit einem wortlosen Kopfnicken und eilte über die staubige Straße davon.
    Ich sah ihm nach, bis er im Eingang des Hotels verschwunden war, wandte mich um und ging – wesentlich langsamer als er – in die entgegengesetzte Richtung. Die Bank lag am hinteren Ende der Straße, weniger als zweihundert Schritte entfernt, aber ich hatte es nicht besonders eilig, dorthin zu kommen.
    Irgend etwas stimmte nicht mit dieser Stadt.
    Ich konnte nicht sagen, was es war, nicht einmal, was mich auf diesen Gedanken brachte – aber ich spürte einfach, daß Goldspie nicht das verschlafene kleine Fischernest war, als das es sich gab. Die Männer und Frauen, die mir begegneten, erschienen mir vollkommen normal, und die verwunderten – und zum Teil eindeutig feindseligen – Blicke, die sie mir zuwarfen, galten wohl mehr meiner zerrissenen und verdreckten Kleidung als mir selbst.
    Und trotzdem ... diese Stadt barg ein Geheimnis. Ein Geheimnis, das auf eine Weise, die ich jetzt noch nicht zu benennen imstande war, mit O’Banyon und seinem toten Kameraden zusammenhing.
    Ich erreichte die Bank, betrat die Schalterhalle und sah mich einen Moment neugierig um. Ich war der einzige Kunde, und dem überraschten Blick des Kassierers hinter dem Schalter nach zu urteilen, hatte er zu dieser Zeit wohl nicht einmal damit gerechnet.
    Der Ausdruck von Schrecken in seinem Blick wandelte sich in Überraschung, Herablassung und Unsicherheit (in dieser Reihenfolge), und pendelte sich irgendwo in der Mitte ein, als ich mich mit gemessenen Schritten dem Schalter näherte und vor ihm stehenblieb. Unwillkürlich wich der Mann einen Schritt von seinem Tresen zurück, und ich unterdrückte im letzten Moment ein amüsiertes Lachen. Wahrscheinlich rechnete er damit, daß ich ihn anbetteln würde – oder die Bank überfallen – und wahrscheinlich überlegte er schon fieberhaft, wie er mit beiden Eventualitäten am elegantesten fertig werden könnte.
    Ich konnte ihm seine Gefühle nicht einmal übelnehmen, beachtete man mein Aussehen. Mein Anzug war zwar in den letzten vierundzwanzig Stunden getrocknet, aber er sah eben auch aus wie ein Anzug, mit dem man ins Wasser gefallen, mitten durch ein Felsenriff geschleudert und schließlich ein paar Dutzend Schritte weit einen Sandstrand hinaufgezerrt worden ist. Und auch mein Gesicht und mein Haar hätten ein erneutes Zusammentreffen mit Wasser dringend nötig gehabt.
    Ich sah den Kassierer einen Moment lang durchdringend an, legte mit einer betont langsamen Geste die schwarze Aktenmappe, die Andara als einziges Stück seiner Ausrüstung aus dem sinkenden Schiff gerettet hatte, vor mich auf den Schalter, und öffnete die Verschlüsse. Der Kassierer erbleichte ein ganz kleines bißchen mehr. Sein Blick saugte sich an der Tasche fest. Wahrscheinlich überlegte er, welche Art von Waffe ich darin verborgen haben konnte.
    »Womit ... kann ich Ihnen dienen, Sir?« fragte er stockend. Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. An seinem Hals pochte eine Ader im Rhythmus seiner Herzschläge.
    »Mit Geld«, antwortete ich lächelnd. Der arme Bursche wurde noch blasser und sah sich jetzt ganz unverholen nach einem Fluchtweg um. Aber er schien unfähig, sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren.
    Langsam öffnete ich die Tasche, nahm den Stapel Kreditbriefe hervor, der in wasserdichtes Öltuch eingeschlagen darin verborgen war, und suchte die drei heraus, die auf meinen Namen ausgestellt worden waren. Zwei von ihnen lauteten über fünftausend Pfund, der dritte über fünfhundert. Mein Vater mußte vorausgesehen haben, daß ich an eine Bank geraten konnte, die vor einer Forderung über fünftausend Pfund Sterling glatt kapitulierte.
    Ich schob ihm den Kreditbrief über die Theke, wickelte die anderen sorgfältig wieder ein und verschloß die Mappe. Der Kassierer griff mit zitternden Fingern nach dem Papier, warf einen flüchtigen Blick darauf und starrte dann mich wieder an. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war

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