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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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nicht.«
    Ich nickte, griff mit einer übertrieben lässigen Geste in die Westentasche und streute eine Handvoll zerknautschter fünf-Pfund-Noten vor ihm auf die Theke. »Reicht das?«
    Der Ausdruck auf Leymans Zügen änderte sich schlagartig. »Aber selbstverständlich, Sir«, sagte er hastig. »Welche Art von Kleidern ...«
    »Etwas Robustes«, unterbrach ich ihn. »Ich reise morgen bereits weiter, und ich gedenke mich in London standesgemäß einzukleiden.«
    »Also etwas Praktisches, für die Reise«, nickte Leyman schon merklich kühler. Er hatte die Spitze registriert. »Ich glaube, da habe ich etwas für Sie.« Er zögerte, biß sich auf die Unterlippe und sah sich suchend um. Dann trat er an eines seiner Regale, suchte einen Moment herum, wobei er beständig vor sich hingrummelte, und kam schließlich mit einem ganzen Armvoll Hemden, Hosen und Unterkleidern zurück. »Jacken und Mäntel habe ich oben, Sir«, erklärte er, während er mir den Kleiderstapel ohne viel Federlesens in die Arme drückte. »Sie werden nicht so oft verlangt, wissen Sie? Aber Sie können diese Sachen schon einmal in aller Ruhe anprobieren, während ich ins Lager gehe. Die Umkleidekabine ist da hinten.« Er wollte sich herumdrehen, zögerte aber noch einmal und deutete mit einer Kopfbewegung auf meine Hand. »Verzeihung, Sir ... Sie haben sich am Daumen verletzt.«
    Ich folgte seinem Blick, nickte und zog die Hand hastig zurück, um die sauberen Kleider nicht mit Blut zu beschmieren. Der Schnitt, den ich mir drüben in der Bank selbst zugefügt hatte, blutete noch immer; nicht sehr stark, aber beständig.
    »Es ist nur, damit die Sachen ...« Leyman brach ab und lächelte verlegen. »Sie verstehen.«
    »Aber sicher«, antwortete ich und steckte den Daumen in den Mund. Jetzt, als ich auf die Wunde aufmerksam geworden war, spürte ich auch Schmerz. Einen ziemlich ekelhaften Schmerz sogar. Der Schnitt mußte tief sein.
    »Nichts für ungut, Sir«, sagte Leyman nervös. »Aber Blutflecken gehen sehr schwer wieder heraus.« Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich herum und ging.
    Im gleichen Moment, in dem er die Tür hinter sich zuzog, registrierte ich den Fäulnisgeruch.
    Es war nur ein Hauch, gerade an der Grenze des Spürbaren, aber meine überreizten Nerven reagierten darauf wie auf eine Wolke von Pestgestank.
    Ich fuhr herum, ließ einen Teil der Kleider fallen und langte automatisch nach meiner Waffe.
    Aber ich führte die Bewegung nicht zu Ende.
    Der Laden war leer. Obwohl er bis zum Bersten mit Regalen und Verkaufsständern vollgestopft war, bot sich doch nirgendwo ein Versteck, das groß genug war, einen Menschen aufzunehmen. Ich war allein.
    Und trotzdem spürte ich, daß ich beobachtet wurde. Es war nicht dieses flüchtige Gefühl des nicht-alleinseins, das man manchmal hat, wenn jemand mit einem im Raum ist, ohne daß man es weiß, sondern ein absolut sicheres Wissen. Außer mir war noch jemand im Raum – jemand oder etwas – und dieses Etwas kam näher.
    Ich lauschte, aber das einzige, was ich hörte, waren das Hämmern meines eigenen Herzens und Leymans Schritte, die irgendwo über meinem Kopf herumpolterten. Nur der Geruch wurde stärker.
    Fischgeruch. Ich konnte ihn jetzt identifizieren: es war der Gestank von faulendem Fisch, der mir entgegenschlug und mir schier den Atem nahm.
    Ich schluckte ein paarmal, versuchte den üblen Geschmack, der sich plötzlich auf meiner Zunge ausbreitete zu ignorieren und sah mich mit erzwungener Ruhe um. Ich hatte mich einmal zum Narren gemacht, weil ich dachte, etwas zu hören, und das reichte. Vielleicht war ich einfach nur übermüdet. Und schließlich war Goldspie ein Fischerdorf – warum sollte es in einem Fischerdorf nicht nach Fisch riechen?
    Ich zwang mich zur Ruhe, las die Kleider, die ich fallengelassen hatte, wieder auf, und ging mit erzwungen ruhigen Schritten zur Umkleidekabine.
    Die Kammer war winzig und bot nicht einmal ausreichend Platz, sich auszukleiden, ohne dabei ständig irgendwo anzustoßen. Verschlossen wurde sie nur von einem dünnen, schon halb zerschlissenen Vorhang, und die ganze Rückwand wurde von einem deckenhohen, im Laufe zahlloser Jahre blind und fleckig gewordenen Spiegel eingenommen. Behutsam legte ich die Kleider, die mir Leyman gegeben hatte, zu Boden, lehnte Aktenmappe und Stockdegen griffbereit neben mir an die Wand.
    Ich konnte Leyman und den Bankkassierer verstehen, als ich in den Spiegel sah. Es war nicht allein so, daß meine Kleider vor

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