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Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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war nicht mehr als ein schwacher Hauch des ursprünglichen Gestankes. Nein – wir waren wieder allein. Was immer sich an mich angeschlichen hatte, war verschwunden.
    »Ich dachte, ich ... hätte Schritte gehört«, antwortete ich ausweichend. »Hinter mir.«
    »Schritte? Hier?« Der Ausdruck auf dem Gesicht des Kassierers änderte sich erneut. Jetzt hielt er mich wohl für total übergeschnappt. Aber ich hatte die Erfahrung gemacht, daß die besten Lügen immer die sind, die sich so dicht wie möglich an der Wahrheit bewegen.
    »Man muß vorsichtig sein, wissen Sie?« sagte ich lächelnd. »Immerhin trage ich eine Menge Geld mit mir herum.« Langsam senkte ich das Florett, schob es in seine Hülle zurück und schraubte den Knauf wieder fest. Die Waffe war eine glatte Fehlkonstruktion. Sie ließ sich im Notfall blitzschnell ziehen, aber sie wieder zusammenzubekommen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit. Ich brauchte drei Minuten, schnitt mich dabei einmal in den Daumen, brach mir drei Nägel ab und degradierte mich in den Augen des Kassierers wahrscheinlich endgültig zum Trottel.
    Endlich hatte ich die Waffe unter meinem Umhang verborgen. Der Kassierer sah mir mit steinernem Gesicht dabei zu, aber es war wahrlich nicht schwer zu erraten, was hinter seiner Stirn vorging. So schnell ich konnte, raffte ich die Geldscheine auf, die mir bei meinem Sprung aus der Tasche gefallen waren, kritzelte meinen Namen unter die Quittung und beeilte mich, das Bankgebäude zu verlassen.
    Erst, als ich wieder auf der Straße stand, spürte ich, wie muffig und schlecht die Luft in der Bank gewesen war. Ich atmete ein paarmal tief ein, entfernte mich ein paar Schritte von dem niedrigen Holzbau und wandte mich um.
    Für einen Moment glaubte ich hinter dem Schaufenster eine rasche, huschende Bewegung wahrzunehmen. Aber der Eindruck verging, ehe ich mir seiner völlig sicher sein konnte, und alles, was ich in der hohen, teilweise bemalten Fensterscheibe erblickte, war mein eigenes, verzerrtes Spiegelbild.
    Ich schüttelte den Kopf, fuhr mir nervös mit dem Handrücken über die Augen und wandte mich wieder um; eine Spur zu hastig, wie ich selbst fand.
    Ich ging weiter, sah mich neugierig um und entdeckte den Laden, von dem der Bankangestellte gesprochen hatte, auf der anderen Straßenseite. Er war überraschend groß. Seine Schaufenster waren vollgestopft mit allen erdenklichen Dingen und Waren, und über der Tür schaukelte ein liebevoll handgemaltes Schild mit der Aufschrift:
    Leyman – Kolonialwaren aller Art
    Ich zögerte immer noch. Alles in mir drängte danach, sofort ins Hotel und zu Bannermann zurückzugehen. Aber andererseits brauchte ich frische Kleider – ich konnte nicht erwarten, daß mich die Leute freundlich behandelten, wenn ich wie ein Landstreicher dahergelaufen kam – und mich noch dazu wie ein Verrückter benahm.
    Die Aktenmappe fest unter den linken Arm geklemmt, betrat ich den Laden, schloß die Tür sorgfältig hinter mir und sah mich um. Trotz der deckenhohen Schaufenster, die sich um zwei der vier Wände zogen, war der Raum nur unzureichend erhellt. Die Fenster waren fast bis auf den letzten Inch vollgestopft mit Waren, und sie starrten noch dazu vor Schmutz.
    Wie die Bank war auch der Laden leer, was an der Tageszeit liegen mochte, mich jedoch in Anbetracht seiner Größe und der Tatsache, daß er das einzige Geschäft überhaupt war, doch ein wenig in Erstaunen versetzte.
    Ich wartete. Nach einer Weile klangen auf dem hölzernen Zwischenboden über mir Schritte auf, dann polterte jemand lautstark eine Treppe herunter, und kurz darauf wurde eine schmale Tür an der Rückfront des Ladens aufgestoßen, und Leyman betrat den Raum. Jedenfalls nahm ich an, daß er es war.
    Er kam auf mich zu, blieb in zwei Schritten Entfernung stehen und musterte mich einen Augenblick lang mit schon fast unverschämter Offenheit. Dann zauberte er ein berufsmäßiges Lächeln auf seine feisten Züge. »Was kann ich für Sie tun, Sir?« fragte er.
    »Ich ... brauche einen neuen Anzug«, antwortete ich. »Und eigentlich auch ein neues Cape.«
    Leyman maß mich mit einem weiteren Blick, mit dem er gleichzeitig meine Konfektionsgröße wie meine finanziellen Verhältnisse einzuschätzen schien. Eines von beiden schien ihm nicht zu gefallen.
    »Auch auf die Gefahr, daß Sie es mir übelnehmen, Sir«, begann er vorsichtig, »aber ich würde beinahe sagen, Sie brauchen eine komplett neue Ausstattung. Ganz billig wird das allerdings

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