Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe

Titel: Der Hexer - GK571 - Tyrann aus der Tiefe
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Bett, so daß es nicht nötig war, zu stehen. An einer der Wände hingen sogar ein paar Bilder, und auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers stand eine Vase mit frisch geschnittenen Blumen.
    Ich wollte aufstehen, aber Bannermann legte mir rasch die Hand auf den Unterarm, schüttelte den Kopf und legte den Zeigefinger über die Lippen.
    Ich lauschte. Im ersten Moment vernahm ich nichts außer dem rasenden Hämmern meines eigenen Herzens und dem dumpfen Rauschen meines Blutes in den Ohren, dann hörte ich das gedämpfte Geräusch von Schritten durch die Schrankwand dringen; schließlich Stimmen.
    »Wo sind sie?« fragte eine harte, unsympathische Stimme.
    »Wer?« antwortete eine andere. Ich glaubte sie als die unseres Retters zu identifizieren.
    »Die beiden Fremden. Sie sind in dieses Haus geflüchtet. Hast du sie gesehen?«
    »Ich habe niemanden gesehen. Wenn sie hier im Haus waren, dann sind sie auf der anderen Seite wieder –« Etwas klatschte, und die Stimme brach mit einem schmerzhaften Wimmern ab.
    »Sag die Wahrheit!« hörte ich wieder die erste Stimme. »Die beiden sind Verbrecher, Pri! Sie haben Leyman ermordet, und einer von ihnen hat auf Ben geschossen und ihn schwer verletzt. Wenn du sie deckst ...«
    »Aber ich habe niemanden gesehen! Ihr ... ihr könnt ja selbst nachsehen, ob ich hier irgend jemand verstecke!«
    Die Männerstimme lachte böse. »Darauf kannst du dich verlassen. Los Jungs – stellt die Bude auf den Kopf.«
    Bannermann fuhr erschrocken zusammen und sog hörbar die Luft ein, schwieg aber weiter verbissen. Eine Zeitlang waren durch die dünne Wand polternde und krachende Laute zu hören, vermischt mit dem schweren Stampfen von Schritten und wütendem Fluchen. Mein Herz schien einen schmerzhaften Sprung zu tun, als ich hörte, wie die Schranktür roh aufgestoßen und die Kleider von den Haken gerissen wurden. Schließlich traf sogar ein Kolbenhieb die Rückwand des Schrankes.
    »Die sind wirklich nicht hier«, vernahm ich. »Sie müssen vorne raus sein«, fügte eine andere Stimme hinzu. »Oder über die Dächer. Aber die kriegen wir schon.« Wieder polterten Schritte, dann wurde die Tür unsanft aufgerissen. Glas klirrte.
    »Du sagst uns sofort Bescheid, wenn du sie siehst, ist das klar?« hörte ich wieder die erste Stimme. Unser Retter antwortete irgend etwas, das ich nicht verstand, dann fiel die Tür krachend ins Schloß, und schwere Schritte polterten die Treppe hinunter.
    Bannermann atmete hörbar auf. »Das war knapp«, flüsterte er. »Eine halbe Minute später, und ...«
    Er sprach nicht weiter, aber das war auch nicht nötig. Diesmal hatten wir mehr als nur Glück gehabt. Unsere Rettung glich einem Wunder.
    Ich sah auf, als die Schranktür abermals geöffnet wurde und das Geräusch leichter Schritte laut wurde. Knarrend schwang die Rückwand des Schrankes nach innen, und eine schmalschultrige, in ein einfaches braunes Gewand gehüllte Gestalt huschte geduckt zu uns herein.
    Der Anblick verschlug mir für einen Moment die Sprache.
    Unser Retter hatte seinen Mantel abgelegt. Sein Gesicht war im hellen Sonnenschein deutlich zu erkennen.
    Es war ein Mädchen.
    Im ersten Moment schätzte ich sie auf achtzehn, vielleicht neunzehn Jahre, dann, als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und sich zu Bannermann und mir herumdrehte, erkannte ich, daß sie viel jünger sein mußte.
    Vielleicht täuschte ich mich aber auch. Für einen Moment kreuzten sich unsere Blicke, und ich las in ihren dunklen Augen einen Ausdruck solchen Ernstes, daß ich meine erste Schätzung schon wieder für realistischer zu halten begann.
    Plötzlich lächelte sie, und es war ...
    Wissen Sie, wie es ist, wenn nach wochenlangem Regen zum ersten Mal ein Sonnenstrahl durch die Wolkendecke bricht, oder wenn man nach einem langen, kalten Winter das erste Mal wieder Vogelstimmen hört, wenn die Sonne aufgeht?
    So war ihr Lächeln. Sie sagte kein Wort, sondern lächelte Bannermann und mich nur an, aber sie hatte eine Art, zu lächeln, die einem Mann in einer Sekunde die Sinne verwirren konnte.
    Fast eine Minute lang starrten Bannermann und ich sie nur an, und vermutlich hätten wir uns noch länger zum Narren gemacht und sie angeglotzt, wenn sie nicht schließlich von sich aus das Schweigen gebrochen hätte.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte sie. »Sie sind in Sicherheit. Sie werden nicht wiederkommen.«
    Ich schluckte, tauschte einen hilfesuchenden Blick mit Bannermann, versuchte aufzustehen und stieß mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher