Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit
Selbst wenn Sie Ihr Gepäck zurücklassen würden, verlieren Sie zu viel Zeit. Meine ... Auftraggeber sind jetzt bereits an der Unglücksstelle. Wahrscheinlich haben sie die Kiste schon. Und außerdem
kommen Sie sowieso nicht hier raus«, fügte er
gelangweilt hinzu.
Howard war sichtlich am Ende seiner
Selbstbeherrschung. Seine Lippen zitterten. »Rowlf«, sagte er. »Wir gehen.«
»Oh nein«, sagte Boldwinn. »Das tun Sie nicht.« In seiner Hand lag plötzlich eine Pistole. Er zog sie nicht etwa unter dem Rock hervor oder dem Tisch – sie war einfach da, von einem Sekundenbruchteil auf den anderen. »Wie gesagt«, fuhr er fort. »Ich will Ihnen nicht schaden – aber ich werde schießen, wenn Sie mich dazu zwingen.«
Rowlf fuhr mit einem wütenden Knurren aus seinem Stuhl hoch und sank zurück, als Boldwinn die Waffe ein wenig schwenkte und den Lauf auf seine Stirn richtete. Meine Hand krampfte sich um den Stockdegen.
Boldwinn grinste. »Tun Sie es nicht, Craven. Ich habe Sie erschossen, bevor Sie die Waffe gezogen haben. Mein Wort darauf.«
Ich glaubte ihm. Aber ich versuchte auch gar nicht erst, den Degen aus seiner Hülle zu ziehen, sondern ließ mich ohne ein weiteres Wort seitwärts vom Stuhl fallen, riß den Stock hoch und zog ihm ihn mit aller Macht über die Schulter.
Boldwinn schrie auf, fiel zur Seite und verlor den Halt. Die Pistole entlud sich mit einem donnernden Knall, aber die Kugel klatschte harmlos hoch unter der Decke in einen Buchrücken.
Ich fiel, rollte mich herum und sprang auf, um mich auf Boldwinn zu stürzen. Aber es war nicht mehr nötig. Howard sprang mit einem raschen Schritt hinzu, trat ihm die Waffe aus der Hand und riß ihn grob vom Boden hoch. Boldwinn keuchte und versuchte, sich zu wehren, aber der Zorn gab Howard übermenschliche Kräfte. Er schüttelte Boldwinn wie ein Spielzeug hin und her, wirbelte ihn schließlich herum und gab ihm einen Stoß, der ihn direkt in Rowlfs ausgebreitete Arme taumeln ließ. Rowlf grinste und schloß seine mächtigen Pranken um Boldwinns Schultern.
»Das war knapp«, sagte Howard schwer atmend. »Gut gemacht, Robert. Rowlf, halt ihn gut fest.«
Rowlf knurrte eine Antwort, hob Boldwinn mit einer beiläufigen Bewegung hoch und setzte ihn wuchtig auf seinen Stuhl zurück, während Howard und ich zur Tür eilten.
Sie war verschlossen. Howard zerbiß einen Fluch auf den Lippen, rüttelte einen Moment in sinnlosem Zorn an der Klinke, fuhr mit einer wütenden Bewegung herum und stampfte auf Boldwinn zu. »Das nutzt Ihnen nichts, Boldwinn«, sagte er. »Geben Sie den Schlüssel heraus!«
Boldwinn wand sich stöhnend unter Rowlfs Griff. Howard gab Rowlf einen Wink, und der breitschultrige Riese ließ Boldwinns Arme los. »Also?«
»Ich habe ihn nicht«, sagte Boldwinn trotzig.
Howard wollte auffahren, aber ich hielt ihn mit einem raschen Griff zurück. »Er hat recht, Howard«, sagte ich. »Wir hätten es gemerkt, wenn er die Tür verschlossen hätte. Es muß Carradine gewesen sein.«
»Dann rufen Sie ihn«, verlangte Howard.
Boldwinn schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht daran«, sagte er. Die Furcht war aus seiner Stimme gewichen. Jetzt, als er den ersten Schrecken überwunden hatte, kehrte die alte Überheblichkeit in seinen Blick zurück. Und noch etwas. Etwas, das ich nicht definieren konnte, das mich aber schaudern ließ.
»Wir können Sie auch zwingen«, sagte Howard leise.
Boldwinn runzelte die Stirn. »So?« sagte er. »Können Sie das?« Er stand auf. Rowlf hob mit einem zornigen Knurren die Arme, aber Howard hielt ihn zurück.
»Ich hasse Gewalt, Mister Boldwinn«, sagte er ernst. »Aber Sie lassen mir keine andere Wahl.«
Boldwinn lachte meckernd. »So?« sagte er. »Und was wollen Sie tun? Mich vielleicht umbringen?«
»Vielleich die Tür einschlag’n«, sinnierte Rowlf. »Mit deim’ Schädel.«
Boldwinn drehte sich halb herum, sah Rowlf mit einer Mischung aus Abscheu und Verachtung an und lächelte böse. »Aber Sie können mich nicht umbringen«, sagte er dann, wieder an Howard gewandt. Sein Gesicht begann sich zu verändern. »Selbst wenn Sie wollten.« Seine Haut fiel ein, wurde grau und rissig und spannte sich plötzlich wie trockenes Pergament über den Knochen. »Ich bin nämlich schon tot, müssen Sie wissen.« Die Veränderung ging weiter; schnell, unglaublich schnell. Er taumelte. Seine Beine schienen nicht mehr die Kraft zu haben, seinen Körper zu tragen. Er sackte gegen den Tisch, klammerte sich
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