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Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit

Titel: Der Hexer - GK579 - Das Haus am Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Augen waren unnatürlich geweitet, und seine Lippen zitterten ununterbrochen, ohne daß er indes auch nur den geringsten Laut von sich gegeben hätte. Auf seiner Stirn perlte Schweiß.
    »Was bedeutet das?« murmelte ich hilflos. »Dieser Wald und ...«
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »Ich ...« Howard stockte. Seine Hände zitterten. Er schien kurz davor zu stehen, endgültig die Beherrschung zu verlieren. »Dieser Wald ist ...«
    Wieder sprach er nicht weiter, sondern starrte nur abwechselnd mich und den Waldrand aus starren Augen an.
    Jetzt, als wir näher heran waren, sah ich mehr Einzelheiten: Der kiesbestreute Weg wand sich vor uns weiter den Hang hinab, lief durch das Tor und verschwand in wogendem Grün und Gelb und Braun wie abgeschnitten. In den Kronen der gigantischen Farngewächse, die an die Stelle der Bäume getreten waren, bewegten sich winzige dunkle Punkte, und weiter hinten glitzerte etwas wie ein gewaltiges Spinnennetz. Ein seltsamer, verwirrender Geruch schlug uns entgegen, und wenn man genau hinsah, konnte man ein leichtes Flimmern und Bewegen über den Hüten der Riesenpilze erkennen. Sporen, dachte ich schaudernd. Es war mit Sicherheit nicht gut, auch nur in ihre Nähe zu kommen.
    Irgendwo vor uns raschelte etwas. Für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, etwas Gigantisches, Dunkles zwischen den Stämmen zu erkennen, aber ich war nicht sicher. Dann war es verschwunden.
    »Gehen wir ... weiter«, murmelte Howard stockend. Sein Blick glitt zurück zum Haus, das sich durch die Entfernung in einen schwarzen, tiefenlosen Schatten verwandelt hatte. Ich hatte das Gefühl, daß sich seine Umrisse bewegten ...
    Howard ging weiter, lief, gegen den gleichen, unsichtbaren Widerstand ankämpfend wie Rowlf und ich, weiter den gewundenen Weg hinunter. Langsam näherte er sich dem Tor.
    »Nicht.«
    Howard blieb abrupt stehen. Einen Moment lang starrte er unsicher das hohe, aus rostigen Eisenstäben geschmiedete Tor an, dann drehte er sich zu mir herum. »Was hast du gesagt?« fragte er mißtrauisch.
    »Nicht«, sagte ich noch einmal. Meine Stimme war leise und klang in meinen eigenen Ohren wie die eines Fremden.
    »Wie meinst du das?« fragte Howard. In seiner Stimme war noch immer dieser mißtrauische, lauernde Ton.
    »Geh ... nicht hindurch«, murmelte ich verwirrt. Was war das? Das waren nicht meine Worte! Es war meine Stimme, die sie formte, aber ich wußte nicht, warum ich sie sagte. Es war, als spräche ein anderer durch mich.
    Howard wandte sich wieder um, ging jedoch nicht weiter. Sein Blick tastete über die verfallenen Reste der Mauer, die einstmals den Park umgeben hatte, die beiden halb zerbröckelten, schrägstehenden Pfeiler rechts und links des Tores und die rostzerfressenen Gitterstäbe.
    »Es ist ... gefährlich«, sagte ich stockend. »Hinter diesem Tor lauert ... der Tod.«
    In einer anderen Situation hätten meine Worte lächerlich geklungen. Aber jetzt sah ich, wie Howard wie unter einem Hieb zusammenfuhr. Erneut drehte er sich um. In seinen Augen erschien ein sonderbares Glitzern, als er mich ansah.
    Ich stöhnte. Für einen Moment begannen Howard, der Wald und das Tor vor meinen Augen zu verschwimmen. Mir wurde schwindelig, und der Boden schien unter meinen Füßen zu wanken.
    »Nicht das ... Tor«, hörte ich meine eigene Stimme sagen. »Geh nicht ... hindurch ...«
    Howard reagierte nicht. Langsam, aber ohne Zögern ging er weiter, blieb erst einen halben Schritt vor dem Tor stehen und hob langsam die Hand, um das rostige Gitter aufzustoßen.
    Mit einem gellenden Schrei setzte ich ihm nach, packte ihn an den Schultern und schleuderte ihn mit aller Macht zurück, direkt in Rowlfs ausgebreitete Arme. Aber durch die Bewegung verlor ich selbst das Gleichgewicht, taumelte, kämpfte einen winzigen, schrecklichen Augenblick um meine Balance – und kippte ganz langsam nach hinten.
    Feuer zuckte durch meine Adern, als ich das Gittertor berührte. Die rostigen Stäbe schienen zu glühen. Ein weißer, unerträglich schmerzhafter Blitz fraß sich durch meinen Leib, explodierte irgendwo tief in mir und ließ mich aufschreien. Ich taumelte, fiel auf die Knie und nahm den gräßlichen Geruch brennenden Stoffs und verschmorter Kleider wahr. Der Schmerz steigerte sich ins Unerträgliche, und es war nicht nur ein rein körperlicher Schmerz, sondern etwas Unbeschreibliches, unsagbar Fremdes, etwas, das meinen Geist so gnadenlos zu versengen schien wie die Hitze meinen Rücken. Ich schrie,

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