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Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser

Titel: Der Hexer - NR02 - Der Seelenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Höhle mit gemauerten Wänden wurde. Der Abwasserkanal verwandelte sich in einen flachen, runden See, der auf der anderen Seite der Kaverne gurgelnd durch einen zweiten, weitaus niedrigeren Tunnel abfloß.
    Mit einem erleichterten Seufzen taumelte ich ein paar Schritte in die Kaverne hinein, ließ mich gegen die Wand fallen und sackte kraftlos daran zu Boden. Plötzlich begann sich der unterirdische Dom vor meinen Augen zu drehen; mir wurde schlecht. Für zwei, drei Sekunden kämpfte ich gegen die immer stärker werdende Übelkeit an, dann gab ich auf, beugte mich zur Seite und übergab mich würgend.
    Als ich wieder klar zu sehen und zu denken vermochte, erblickte ich ein Paar Füße, die dicht vor meinem Gesicht inmitten der Pfütze von Erbrochenem standen, ohne daß es ihren Besitzer zu stören schien. Im Gegenteil – plötzlich klang ein dunkles, amüsiertes Lachen auf. Aber es war kein sehr freundliches Lachen...
    Ich blinzelte, stemmte mich mühsam in die Höhe und hob den Kopf.
    Die Füße gehörten zu den gewaltigsten Beinen, die ich jemals erblickt hatte. Aber sie paßten zu dem Körper. Dem Körper eines Riesen, mehr als zwei Meter groß und so breitschultrig, daß er schon fast verkrüppelt wirkte.
    Und sein Gesicht...
    Sein Gesicht war ein Alptraum.
    Aber das war der letzte Gedanke, den ich dachte. Dann traf mich eine Faust und löschte mein Bewußtsein aus.

    * * *

    »Sie haben ihn«, sagte Ayres. Das Gesicht der alten Frau war zu einer Maske der Konzentration geworden, wie immer, wenn sie in Trance fiel. Aber etwas war anders als die anderen Male, da Lowry die Hexe in diesem Zustand gesehen hatte. Ihre Stimme bebte vor Erregung. »Sie haben ihn«, sagte Ayres noch einmal. »Ihn und noch einen Mann. Einen Fremden.« Sie zögerte. »Etwas stimmt nicht«, fügte sie mit veränderter Betonung hinzu.
    Lowry sah, wie Bannister und Floyd alarmiert aufblickten. Das Licht der einzigen Kerze, die den großen, abgedunkelten Raum tief unter der Erde erhellte, schien für einen Moment zu flackern, obwohl es keinen Luftzug gab.
    »Was heißt das?« fragte er. »Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Nein«, sagte Ayres hastig. Sie öffnete die Augen, fuhr sich mit den Fingerspitzen über die Lippen ihres faltigen, zahnlosen Mundes und sagte noch einmal und mit größerer Überzeugung: »Nein. Curd und Wulf bringen sie hierher. Es ist alles so gekommen, wie du geplant hast, Lowry.« Sie lächelte, und in ihren vom Alter trüb gewordenen Augen glühte Triumph auf. »In zwei Stunden werden sie hier sein. Dieser andere zählt nicht. Ich werde Curd sagen, daß er ihn töten soll.«
    »Nein«, sagte Lowry schnell. »Ich... möchte nicht, daß ein Unschuldiger stirbt. Ich will nur ihn.«
    In Ayres Augen blitzte es spöttisch auf, aber zu Lowrys eigener Verwunderung nickte sie. »Wie du willst. Aber er wird alles verraten. Du wirst Schwierigkeiten bekommen, wenn alles vorbei ist.«
    Lowry machte eine ungeduldige, wegwerfende Handbewegung. »Das zählt nicht«, sagte er. »Ich will ihn, alles andere ist gleich.« Er funkelte die Alte an. »Du wirst deinem Kretin sagen, daß er dem anderen nichts zuleide tut, hast du das verstanden?«
    Ayres nickte. »Wie du befiehlst, Meister«, sagte sie spöttisch. »Es ist dein Leben, das du wegwirfst.«
    Ein kurzes, eisiges Frösteln lief über Lowrys Rücken, als er die Worte der Alten hörte. Aber dann dachte er an ihn, den Mann, den Curd und der Wolfmann brachten – und an seinen neugeborenen Sohn. Und plötzlich spürte er nur noch Haß.

    * * *

    Ein dumpfer Schmerz pochte in meinem Nacken, als ich erwachte. Ich lag mit dem Gesicht auf hartem, schmierig-feuchtem Stein, und als ich die Hände zu bewegen versuchte, spürte ich, daß meine Arme brutal auf den Rücken gedreht und mit groben Stricken zusammengebunden worden waren. Es tat ziemlich weh.
    Ich stöhnte und wälzte mich herum. Ein Fuß traf meine Seite und preßte mir die Luft aus den Lungen.
    »Versuch lieber keinen Unsinn«, sagte eine Stimme irgendwo über mir. »Es sei denn, du legst Wert darauf, daß ich dich gleich hier fertigmache.«
    »Was... was soll das?« keuchte ich, als ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. »Wer sind Sie und was... was wollen Sie von uns?«
    Der Mann über mir lachte hart. Es war der Riese, auf den wir schon oben im Hotel getroffen waren, und hinter ihm glaubte ich den verzerrten Schatten eines zweiten Mannes zu erkennen. Ein seltsam hechelndes, kaum mehr menschliches Atmen drang an mein

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