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Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mich wild um. Schlagartig wurde mir klar, daß die Schritte und Atemzüge, die ich gehört hatte, alles andere als Einbildung gewesen waren. Tornhill war nicht allein gekommen.
    »Wie ich hierher komme?« fragte Tornhill. »Sie haben Pech gehabt, Craven. Ihr Schlag war nicht fest genug, mich umzubringen.«
    »Ich habe Sie nicht... Sie sind gegen die Wand...«
    »Jemand vom Krankenhauspersonal hat mich gefunden«, fuhr er ungerührt fort. »Nur ein paar Minuten, nachdem Sie geflohen waren. Pech für Sie. Um ein Haar hätte es geklappt.« Ein boshaftes Lächeln erschien auf seinen Zügen. »Genaugenommen haben Sie mir sogar einen Gefallen getan, Craven«, sagte er mit einer Kopfbewegung auf das Buch. »Sie haben es ja selbst gesagt – ich allein hätte den Band nicht einmal berühren können. Aber jetzt haben Sie den Schutzzauber ja wohl aufgehoben, oder?«
    Hinter ihm raschelte etwas in den Büschen und eine zweite Gestalt trat auf den Weg hinaus. Wie Tornhill war sie in Mantel und Hut gekleidet, nicht in die Uniform eines Polizeibeamten, wie ich halbwegs erwartet hatte. Der Mann war groß und sehr schlank und bewegte sich mit der katzenhaften Geschmeidigkeit eines hochtrainierten Sportlers. In seiner rechten Armbeuge lag eine Winchester mit Zielfernrohr.
    »Wie ich sehe, haben Sie Ihre Spezialeinheit zusammengetrommelt«, sagte ich bitter. »Halten Sie immer noch an ihrem Wahnsinnsplan fest, Tornhill?«
    Tornhill nickte ungerührt. »Ja. Und Sie werden uns dabei helfen, Craven. Ich gebe zu, daß ich nicht genau wußte, wie wir Necron und seine Killer ablenken können. Das werden Sie übernehmen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Das werden Sie nicht«, behauptete Tornhill. »Wenn Sie es nämlich tun, lasse ich meine Männer stürmen. Wir kriegen Necron auch so. Aber vielleicht bleibt ihm dann Zeit, ihre Verlobte und Howard zu töten.«
    Und in diesem Moment begriff ich, daß er verrückt war. Tornhill war wahnsinnig geworden. Das Wissen, das er von mir erhalten hatte, hatte seinen Verstand zerstört.
    Tornhill war ein Mann der Logik gewesen, Zeit seines Lebens, jemand, der nur glaubte, was er sah. Ich hatte ihn gezwungen, sein Weltbild zu ändern, praktisch alles zu verleugnen, woran er jemals geglaubt hatte. Ich hatte ihm nicht nur die Augen geöffnet, ich hatte seine Welt zerstört, die Fundamente seines Lebens erschüttert. Und er hatte nicht einmal Zeit gehabt, sich an dieses Wissen zu gewöhnen. Es war im Bruchteil von einer Sekunde über ihn hereingebrochen, wie eine schwarze brodelnde Flut, die seinen Verstand hinweggespült hatte. Tornhill war verrückt geworden, wahnsinnig auf eine gefährliche, stille Art.
    Und ich war schuld daran.
    »Tornhill«, begann ich, »Sie –«
    »Kein Wort mehr«, unterbrach er mich. »Wir haben schon viel zu viel Zeit mit Reden vergeudet. Gehen Sie!«
    Langsam wandte ich mich um, wechselte das Buch abermals in den anderen Arm und trat wieder ganz auf den Weg hinaus. Es war sinnlos, weiter mit Tornhill reden zu wollen.
    Die Tür wurde geöffnet, als ich noch vier oder fünf Schritte von der kurzen Steintreppe entfernt war. Flackerndes gelbes Licht fiel auf die Stufen, und dann trat eine schlanke, in schwarzes Tuch gehüllte Gestalt aus der Tür.
    Der Anblick traf mich wie ein Hieb. Es war nicht das erste Mal, daß ich Necron erblickte.
    Es war der gleiche Mann, der mich in der Bibliothek überfallen hatte.
    Der gleiche, den ich erschossen zu haben glaubte.
    Der Mann, der verbrannt war.
    Den Rowlf aus zehn Metern Höhe aus dem Fenster geschleudert hatte.
    Ich hatte gesehen, wie sein Körper von den Flammen verzehrt wurde, hatte gehört, wie er auf dem harten Pflaster der Straße zerschmetterte.
    Aber er lebte. Er lebte!
    Necron schien meine Gedanken zu lesen, aber vermutlich standen sie auch deutlich auf meinem Gesicht geschrieben. Ich habe nie zu den Leuten gehört, die noch die Fassung behalten, wenn sie mit einem Toten reden.
    »Wie schön, dich wiederzusehen, Robert Craven«, sagte er. Seine Stimme klang unheimlich laut in der klaren Nachtluft. »Du bist also gekommen. Ich weiß nicht, ob ich dich bewundern oder verachten soll.«
    »Wo ist Priscylla?« fragte ich. »Sie haben gesagt –«
    »Nichts habe ich gesagt«, unterbrach mich Necron. »Aber das Mädchen ist hier – und dein närrischer Freund auch. Gib mir das Buch.«
    Ich rührte mich nicht. »Sonst nichts?« fragte ich. »Nur das Buch. Mich nicht?«
    Necron lachte leise. »Du bist klüger, als ich dachte, Craven.

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