Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht

Titel: Der Hexer - NR04 - Bote vom Ende der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
Gelegenheit, Tornhill zu überrumpeln.
    Er hatte dem Bobby vor Rowlfs Krankenzimmer Befehl erteilt, niemanden zu Rowlf vorzulassen, nicht einmal die Ärzte.
    Immer wieder hatte ich auf dem Weg zum Ausgang auf ihn eingeredet, mich wenigstens mit Necron verhandeln zu lassen – vergebens.
    Tornhill reagierte gar nicht mehr darauf.
    Wir bogen auf den breiten, von Dutzenden von Gaslampen taghell erleuchteten Hauptkorridor ein. Ich wollte die Haupttreppe ansteuern, aber Tornhill bugsierte mich mit unsanften Stößen seines Pistolenlaufes nach rechts, auf eine kleine, versteckte Tür zu.
    »Wir nehmen den Lieferanteneingang«, sagte er. »Mir ist wohler, wenn ich allein mit Ihnen bin. Sie könnten auf dumme Gedanken kommen, wenn zu viele Menschen in der Nähe sind, Craven.«
    Gehorsam öffnete ich die Tür und trat hindurch. Dahinter lag ein muffig riechendes Treppenhaus. Eine einfache Metalltreppe führte in waghalsigen Windungen in die Tiefe; einen Luxus wie Lampen gab es hier nicht, und die einzige Helligkeit kam durch schmale, in die Südwand eingelassene Fenster.
    Etwas war nicht so, wie es sein sollte.
    Ich konnte das Gefühl nicht in Worte kleiden. Es war das gleiche, unheimliche Etwas, das ich in der Zelle gespürt hatte, etwas Fremdes und Lauerndes, das sich in den Schatten zu verbergen schien und uns aus unsichtbaren Augen anstarrte. Unwillkürlich blieb ich stehen.
    »Weitergehen!« fauchte Tornhill. »Versuchen Sie keine Tricks, Craven. Ich warne Sie!«
    »Das ist... kein Trick«, sagte ich stockend. »Irgend etwas... ist hier, Tornhill.«
    Tornhill starrte mich an. Er hatte die Hand wieder aus der Tasche gezogen und die Pistole auf mich gerichtet. Ich konnte direkt sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete.
    Ein dumpfes, unheimliches Krachen wehte durch den Treppenschacht zu uns hinauf und plötzlich verblaßte das Mondlicht hinter einem flackernden, grünen Schein, der irgendwo hinter mir entstand und flackernde Schatten an die gegenüberliegende Wand warf.
    Ich fuhr herum, als ich sah, wie sich Tornhills Gesicht zu einer Maske des Entsetzens verzerrte.
    Es war wie eine getreuliche Wiederholung der Szene, die ich im Keller von Scotland Yard erlebt hatte.
    Auf der nackten Ziegelwand in meinem Rücken erschienen die Umrisse einer Tür und dahinter, verzerrt und wie durch einen finsteren, auf- und abwogenden Schleier, die monotone Schwärze der alten Welt. Auch die Gestalt war da, weiß und gräßlich, und hinter meiner Stirn kicherte ihre Stimme. Wir kriegen dich, Robert Craven. Du bist tot! Tot! Tot!
    Und doch war etwas anders. Noch drei, vier der schwarzen Wellentäler, ein paar Dutzend lächerliche Schritte und die Schimäre würde hinaustreten aus der Welt des Wahnsinns in die wirkliche, würde ihre Krallen in mein Fleisch schlagen und mich töten. Ich wußte, daß es kein Entkommen gab. Und in diesem Moment, endlich, erkannte ich die Wahrheit.
    Die Vision war nie echt gewesen. Das Monster war nichts als Illusion, so wie die Welt, in der zu sein ich geglaubt hatte, nichts als ein böses, körperloses Ding war, das in mir existierte und sonst nirgendwo. Aber es würde real werden, real und tödlich, im gleichen Moment, in dem es die Tür erreichte und hinaustrat; ein Gedanke, der zum Körper wurde, geschaffen, um zu töten, und zu keinem anderen Zweck. Diese Monster-Priscylla war nicht wirklich sondern nur ein Spuk, ein Bote, der vom Ende der Nacht kam und den Tod brachte.
    Wir kriegen dich, Robert! wisperte die Stimme. Wir kriegen dich. Du bist tot!
    Dann schloß sich die Tür; lautlos und schnell. Das grüne Leuchten verblaßte und plötzlich war die Wand wieder eine Wand und das Treppenhaus nur vom blassen Licht des Mondes erhellt.
    Ich erwachte den Bruchteil einer Sekunde vor Tornhill aus meiner Erstarrung.
    Als die Lähmung von ihm abfiel, hatte ich mich bereits auf ihn gestürzt. Er versuchte, seine Pistole herumzubringen und auf mich zu richten, aber ich ließ ihm keine Chance. Es stand zu viel auf dem Spiel, als daß ich noch an Dinge wie Fairneß denken konnte.
    Meine Faust traf sein Handgelenk. Die Waffe flog in hohem Bogen davon und schlitterte klappernd über die Metallstufen der Treppe in die Tiefe. Tornhill stolperte zurück, versuchte seinen Sturz abzufangen und gleichzeitig nach mir zu treten. Ich packte seinen Fuß, verdrehte ihn und brachte Tornhill mit einem kurzen harten Ruck aus dem Gleichgewicht. Er schrie auf und krachte mit dem Hinterkopf gegen die Wand.
    Er keuchte noch einmal,

Weitere Kostenlose Bücher