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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zur Hälfte leerte. Prompt verschluckte ich mich und hustete qualvoll.
    Aber das spöttische Lachen, das ich von ihm erwartete, blieb aus. Und jetzt, im Nachhinein, fiel mir auch noch etwas auf: Rowlfs Dialekt war verschwunden. Er hatte das reinste Oxford-Englisch gesprochen, das ich jemals gehört hatte. Bisher hatte er seinen Slang, den er normalerweise sorgsam pflegte und zur Perfektion zu entwickeln versuchte, nur ein einziges Mal in meiner Gegenwart vergessen.
    Damals war er in Lebensgefahr gewesen.
    »Also?« fragte ich, nachdem ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war. »Was gibt es?«
    »Du hast mit Howard gesprochen?«
    Ich nickte. Mein Gesicht verdüsterte sich. War er gekommen, um mir Vorwürfe zu machen?
    »Er packt«, murmelte ich. »Aber das weißt du sicher schon.«
    »Ja«, antwortete Rowlf. »Deshalb muß ich mit dir reden. Vielleicht hört er auf dich. Mich hat er gar nicht erst zu Wort kommen lassen.«
    »Auf mich?« Ich schluckte im letzten Moment das schrille Lachen herunter, das in meiner Kehle emporstieg. »Rowlf, es ist meine Schuld, daß er packt.«
    »Quatsch«, sagte Rowlf heftig. »Glaubst du wirklich, Howard würde wie ein beleidigter Oberschüler davonlaufen, nur weil ihr euch gestritten habt?« Er schüttelte heftig den Kopf, leerte sein Glas mit einem Zug und drehte es nervös in den Fingern. »Wir wären sowieso gefahren, früher oder später. Euer kleiner Streit hat nur den Ausschlag gegeben, jetzt schon aufzubrechen. Es hat mit diesem van der Groot zu tun.«
    »Das hat Howard mir gesagt«, murmelte ich. »Aber mehr auch nicht. Was... ist passiert?«
    »Passiert?« Rowlfs Gesicht verdüsterte sich. Seine Hände spannten sich mit einer kurzen, kraftvollen Bewegung um das Glas. Es knackte, und in dem dickwandigen Whiskyglas entstand ein sichelförmiger Sprung. Rowlf zog eine Grimasse. »Was passiert ist?« fuhr er fort. »Dieser van der Groot ist passiert. Ich hätte ihm den Schädel einschlagen sollen, als noch Zeit dazu war. Ich Idiot hätte wissen müssen, was passiert.« Er schnaubte. »Eigentlich habe ich seit Jahren darauf gewartet.«
    »Ich... verstehe kein Wort«, sagte ich stockend. »Wer ist dieser van der Groot überhaupt?«
    »Was«, sagte Rowlf. »Die Frage muß lauten, was ist van der Groot, Robert. Die Geschichte ist nicht so einfach zu erklären. Und du mußt mir versprechen, Howard kein Wort davon zu verraten, daß ich hier war.«
    »Sicher«, sagte ich. »Ich verrate nichts. Bisher habe ich ja auch nichts gehört, was ich verraten könnte.«
    Rowlf grinste, stand auf und ging zum Teewagen, um sich ein neues Glas zu holen. »Dieser van der Groot«, begann er, »hat nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Er selbst ist ein ziemlich unwichtiger kleiner Handlanger, weißt du? Er kam hierher, um... einen Auftrag auszuführen.«
    »Ich weiß«, antwortete ich. »Er wollte das NECRONOMICON.«
    Rowlf drehte sich herum, nippte an seinem Drink und sah mich über den Rand des Glases hinweg scharf an. »Nein«, sagte er schließlich.
    »Nein?« Ich blinzelte verwirrt. »Aber was –«
    »Er war schon sehr viel länger in der Stadt. Die Sache mit dem NECRONOMICON war eigentlich gar nicht geplant. Van der Groot und dieser Gray-Abklatsch konnten nur nicht widerstehen, als sie erfuhren, was sich in deinem Besitz befindet. Wahrscheinlich«, sagte er mit einer abfälligen Grimasse, »haben sie gedacht, sie würden als Helden gefeiert, wenn sie mit dem Buch als Beute zurückkommen. Aber in Wahrheit waren sie hinter Howard her. Seit Monaten.«
    »Hinter... Howard?« stotterte ich. »Aber was... was wollen sie von ihm?«
    »Seinen Kopf«, sagte Rowlf trocken. »Und nicht nur bildlich gesprochen. Sie und ihre... Brüder verfolgen Howard seit Jahren.«
    Das unmerkliche Zögern in seinen Worten entging mir keineswegs. »Brüder?« wiederholte ich. »Was meinst du damit, Rowlf?«
    »Du weißt nicht viel über Howard, nicht?« fragte er anstelle einer Antwort. Ich schüttelte den Kopf, und Rowlf füllte sein Glas ein drittes Mal, ehe er antwortete. Ich hatte ihn selten zuvor so viel in so kurzer Zeit trinken sehen; ein deutlicher Beweis für seine Nervosität. »Sie haben ihn um die halbe Welt gejagt«, begann er, »in dem letzten Jahr, in dem du die Bücher deines Vaters studiert hast. Vielleicht hätten wir eine Weile Ruhe vor ihnen gehabt, wenn wir in Arkham geblieben wären.«
    »Sie? Wer sind sie?« fragte ich.
    »Die... diese Männer«, antwortete Rowlf stockend. »Van der Groot und

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