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Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten

Titel: Der Hexer - NR06 - Labyrinth der weinenden Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ihn jemand sah, als er sich in nördliche Richtung wandte und ohne sichtliche Hast losging.
    Und hätte ihn jemand beobachtet, hätte er nichts als einen elegant gekleideten, vielleicht etwas fremdländisch aussehenden Mann bemerkt, der zu nächtlicher Stunde nach Hause eilte.
    Er hatte getan, wozu er gekommen war. Der Verräter war bestraft, ein Exempel statuiert worden. Es war leicht gewesen, beinahe schon zu leicht für seinen Geschmack.
    Das Gefängnis war alt, seine Wachen unaufmerksam und leicht zu täuschen gewesen. Es war keines jener sorgsam bewachten Gebäude gewesen, die wie Festungen abgeschirmt waren, sondern nur eine Art Übergangslager. Die Männer und Frauen, die hier festgehalten wurden, waren keine Kapitalverbrecher, sondern kleine Diebe, Betrüger, Untersuchungsgefangene. Entsprechend lasch waren die Sicherheitsvorkehrungen.
    Aber auch wenn sie schärfer gewesen wären, hätten sie den Mann kaum daran gehindert, zu tun, weshalb er gekommen war.
    Am nächsten Morgen, dachte er zynisch, würden sich eine Menge Leute die Köpfe darüber zerbrechen müssen, wie sie dieses Gefängnis sicherer machen konnten.
    Spätestens dann, wenn die drei Leichen entdeckt worden waren, die in einer kleinen Zelle im Erdgeschoß des Gebäudes lagen...

    * * *

    Howards gellender Schrei verklang in meinen Ohren. Ich hörte, wie die Fensterscheiben vollends zerbarsten und die Luft über uns plötzlich vom seidigen Schlagen Millionen und Abermillionen winziger Flügel erfüllt war, und ich hörte, wie Ron neben uns hysterisch zu kreischen begann, aber all dies registrierte ich nur mit einem winzigen Teil meines Bewußtseins, einer winzigen, halbwegs klar gebliebenen Insel in dem Chaos tobender Emotionen, das meine Gedanken erfüllte. Dieser Mann war ein Drachenkrieger.
    Ein Drachenkrieger: Immer und immer wieder hämmerten meine Gedanken dieses einzelne Wort, und mit jedem Male wurde der Wille, die Treppe hinaufzustürzen und ihm die Hände um die Kehle zu drücken, unbezwingbarer. Er war ein Drachenkrieger, eine jener Bestien, die Necron begleitet hatten, als er gekommen war, um Priscylla zu entführen.
    Howard erwachte plötzlich neben mir zu hektischer Bewegung, riß den hilflos dahockenden Kutscher auf die Füße und schrie irgend etwas, aber ich achtete nicht auf ihn. Von irgendwoher drang ein tiefer, dröhnender Laut wie ein machtvoller Glockenschlag an mein Ohr, aber auch das registrierte ich kaum.
    Der klar gebliebene Teil meines Bewußtseins sagte mir, daß ich mich in Lebensgefahr befand, daß nur noch Sekunden vergehen konnten, bis die Motten über uns waren und uns töteten, aber ich war unfähig, auf diese Stimme der Vernunft zu hören.
    Mit einem gellenden Schrei stürzte ich los, sprang, immer drei, vier Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf und über Rowlf hinweg. Howard brüllte eine Warnung, aber sie prallte von der unsichtbaren Wand, die plötzlich um mein Bewußtsein war, ab.
    Der Drachenkrieger erwartete mich gelassen. Er trat einen halben Schritt zurück, als ich heranstürmte, wie um mir Gelegenheit zu geben, den Balkon zu erreichen und mich zum Kampf zu stellen, bewegte den Säbel und hob gleichzeitig die Linke, als wolle er mir zuwinken. Seine Gestalt spannte sich.
    Ich versuchte erst gar nicht, ihn abzulenken, wie es normal gewesen wäre, wenn man mit leeren Händen einem Mann mit einem Säbel gegenübersteht, sondern stürmte ungebremst auf ihn los und drehte erst im allerletzten Moment den Oberkörper zur Seite.
    Seine Säbelspitze schnitt mit einem reißenden Laut durch meine Jacke und schrammte schmerzhaft über meine Rippen, aber im gleichen Moment prallte ich gegen ihn, brachte ihn allein mit der ungestümen Wucht meines Angriffs aus dem Gleichgewicht und riß ihn zu Boden.
    Ein überraschtes Keuchen entrang sich den Lippen des Drachenkriegers, als wir aneinandergeklammert zu Boden fielen und mein Knie seine Rippen traf.
    Ich kämpfte wie ein Rasender. Unter normalen Umständen hätte ich keine Chance gegen diesen Mann gehabt, aber meine Wut gab mir übermenschliche Kräfte, und ich war nicht mehr in der Verfassung, Rücksicht auf mich selbst zu nehmen. Mit der bloßen Hand schlug ich seinen Säbel beiseite, als er den Arm hochriß, um mir die Klinge in die Seite zu rammen, warf mich nach vorne und drang mit wütenden Schlägen auf ihn ein.
    Diesmal schrie er vor Schmerz, aber ich tobte weiter, riß ihn hoch und herum und schmetterte ihn gegen die Wand. Der Säbel entglitt seinen

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