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Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich

Titel: Der Hexer - NR09 - Das Mädchen aus dem Zwischenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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zuckenden Bewegungen von der Stelle zu rühren.
    Für endlose Sekunden blieb ich reglos und erstarrt vor Schreck und Ekel vor dem Fenster stehen. Der Anblick krampfte meinen Magen zu einem harten, schmerzhaften Klumpen zusammen. Meine Hand umklammerte den nutzlosen Revolver so heftig, daß sie zu zittern begann, und trotz des eisigen Schauers, der immer und immer wieder meinen Rücken hinablief, brach mir überall am Leib der kalte Schweiß aus.
    Trotzdem war es mir unmöglich, den Blick von der grauenhaften Erscheinung zu nehmen.
    Die Ratten bildeten einen großen, zuckenden Berg aus Leibern und ineinander verkrallten Gliedmaßen, eine einzige, schwärzliche Masse, die wie ein riesiges bizarres Tier zuckte und bebte.
    Erst, als eine der grauenhaften Kreaturen auf mich zuzukriechen begann, erwachte ich endlich aus meiner Erstarrung.
    Mit einem Schrei sprang ich zurück, prallte gegen die marmorne Fensterbank und riß den Abzug des Revolvers durch.
    Der peitschende Knall zerriß die Stille wie ein Kanonenschlag. Die Kugel verfehlte das Tier und riß eine Handbreit neben ihm Splitter aus dem Boden, denn meine Hände zitterten so stark, daß ich die Waffe kaum zu halten, geschweige denn zu zielen vermochte. Aber die Ratte erschlaffte trotzdem mitten in der Bewegung, zuckte noch einmal und lag dann still.
    Wie zur Antwort auf den Knall des Pistolenschusses ertönte irgendwo im Haus ein erschrockener Ruf, dann hörte ich eine Tür schlagen und eine zweite Stimme schreien, aber die Geräusche schienen irgendwie nicht an mein Bewußtsein zu dringen, sondern blieben irreal und bedeutungslos. Der furchtbare Anblick hielt mich noch immer gefangen, und mit jeder Sekunde, die sich meine Augen mehr an die Dunkelheit gewöhnten und ich weitere Einzelheiten zu erkennen vermochte, wuchs der Schrecken noch.
    Die Ratten bildeten einen fast halbmeterhohen, kribbelnden, wogenden Klumpen vor dem Kamin, aber dahinter, wie eine grausige Spur, zog sich eine ununterbrochene Kette toter Tiere quer durch die Bibliothek, lief im Zickzack über den Parkettboden und endete vor dem Schreibtisch.
    Mein Herz schien einen Schlag zu überspringen und hämmerte dann mit schmerzhafter Wucht und doppelt schnell weiter, als ich sah, daß einer der aufgedunsenen Kadaver direkt neben der Lampe auf der Schreibtischplatte lag – wenige Zentimeter von der Stelle entfernt, an der meine Hand gewesen war.
    Ich trat ein Stück vom Fenster fort und sah, daß sich die Spur aus toten oder sterbenden Ratten auf der anderen Seite des Schreibtisches fortsetzte, in einem leicht geschwungenen Bogen zur anderen Seite des Zimmers führte und am Fuße der Standuhr abbrach.
    Das hieß – nicht an ihrem Fuß.
    Die Tür des mannshohen, monströsen Möbels stand eine Handbreit offen, und aus dem Spalt blickten mich die gebrochenen Augen einer Ratte an, erfüllt von einer Wut, die sich selbst im Tode noch in ihren Blick gebrannt hatte.
    Draußen auf dem Gang wurden polternde Schritte und Stimmen laut, dann wurde die Tür aufgestoßen; so heftig, daß sie wuchtig gegen die Wand krachte. Howard und Rowlf stürmten dicht hintereinander in die Bibliothek und blieben wie angewurzelt stehen. Howard keuchte, während Rowlf einen sonderbaren, quietschenden Laut ausstieß und zurückprallte.
    Aber ich bemerkte die beiden kaum, sondern starrte aus ungläubig aufgerissenen Augen auf die Standuhr.
    Die plötzliche Erschütterung ließ ihre Tür vollends aufgehen. Und aus dem schmalen Raum dahinter quollen Dutzende von toten Ratten, wie eine schwarze, haarige Lawine auf den Boden...

    * * *

    Irgend etwas hatte Garey Stome geweckt. Er wußte nicht, was, und er wußte nicht, woher das Geräusch gekommen war – aber der Laut war zu deutlich gewesen, um irgendwo zufällig entstanden zu sein; und zu real für den Teil eines Traumes, der ihm irgendwie in die Wirklichkeit gefolgt war.
    Für eine Weile blieb Stome reglos und mit geöffneten Augen auf dem Bett liegen, starrte die niedrige, fleckige Decke über seinem Kopf an und lauschte. Schließlich wiederholte sich der Laut.
    Es war ein Geräusch wie von Schritten; zahllosen, raschen, trippelnden Schritten, nicht die von Menschen, sondern von Tierfüßen...
    Stome lauschte noch einen Moment, dann schlug er – sehr vorsichtig, um seine Frau, die an seiner Seite lag und schlief – nicht zu wecken, die Decke beiseite, schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Die Kälte der Nacht war in das kleine Zimmer gekrochen und ließ ihn frösteln.

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