Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
ich vorhin gesagt habe«, unterbrach ihn Cohen. »Kommen Sie – es ist viel einfacher, wenn Sie selbst sehen, was ich gemeint habe.« Er drehte sich herum, ergriff Howard am Handgelenk und führte ihn wie ein kleines Kind hinter sich her. Trotz der beinahe vollkommenen Dunkelheit bewegte er sich mit traumwandlerischer Sicherheit. Entweder, überlegte Howard, hatte er Augen wie eine Katze, oder er war schon so oft hier gewesen, daß er buchstäblich jeden Fußbreit Boden kannte. Die zweite Erklärung schien ihm wahrscheinlicher.
    Howards Geduld wurde auf keine allzu harte Probe gestellt. Der sonderbare Schein nahm rasch an Intensität zu und wurde zu einem fast taghellen, sanftgrünen Licht, das den gewölbten Stollen auf einer Länge von mehr als fünfzig Schritten erhellte. Und dann sah Howard auch, woher er kam:
    Der Gang erstreckte sich gerade vor ihnen, so weit der Blick reichte (und sicher noch ein gutes Stück weiter), aber in einer Entfernung von kaum zwanzig Schritten klaffte im Boden ein kreisrundes, gut zwei Yards großes Loch, aus dem das grünliche, sonderbar flackernde Licht drang.
    Nein, verbesserte sich Howard in Gedanken. Nicht drang. Floß. Es war das einzige Wort, das ihm passend erschien. Vorhin, als er den grünen Schein das erste Mal bemerkt hatte, war es ihm nur sonderbar vorgekommen; jetzt wirkte er bedrohlich. Es war das absonderlichste Licht, das er jemals gesehen hatte. Es schien sich – obgleich Howard sehr wohl wußte, daß dies eine physikalische Unmöglichkeit war – langsam zu bewegen, träge, wie in schwerfälligen, wellenförmigen Schüben, als wäre es gar kein richtiges Licht, sondern eine Art leuchtendes Gas oder Wasser. Und es war unangenehm.
    »Was ist das?« wisperte er.
    Cohen blieb abrupt stehen, drehte mit einem wütenden Ruck den Kopf und starrte ihn an. »Sie sollen still sein, zum Teufel!« zischte er. »Wir sind ihnen sehr nahe.« Er deutete auf den Schacht, der jetzt keine drei Schritte mehr vor ihnen lag. »Können Sie klettern?«
    Howard nickte. Cohen machte eine Grimasse, die wie ein unausgesprochenes wenigstens etwas aussah, ging rasch bis zum Rand des Schachtes und kniete umständlich nieder. Als Howard neben ihm anlangte, sah er, daß eine Anzahl rostiger Eisenringe an seiner gegenüberliegenden Seite in die Tiefe führte. Sie waren nicht genau untereinander, sondern versetzt angeordnet und – obgleich ihm der Abstand seltsam falsch erschien – doch so, daß man sie mit einigem Geschick als Leiter benutzen konnte. Howard vermochte allerdings nicht zu erkennen, wo sie endeten, denn das fremdartige Licht war hier sehr viel intensiver, so daß sich der Schacht schon nach wenigen Yards in wirbelnden grünen Schleiern aufzulösen schien.
    Cohen nickte ihm noch einmal aufmunternd zu, ging – ohne sich dabei aus der Hocke zu erheben, was seine Art der Fortbewegung einigermaßen komisch aussehen ließ – um den Schacht herum und begann unverzüglich die Ringleiter hinabzusteigen. Howard mußte ihm folgen, ob er wollte oder nicht. Aber das unangenehme Gefühl, das er dabei hatte, wurde immer stärker; mit jeder Stufe.

    * * *

    Seit ich das Erbe meines Vaters angetreten habe, bin ich Wesen begegnet, die sich ein Mensch, der das Glück hat, ein normales Leben zu leben, nicht einmal vorzustellen vermag; Ungeheuern, die zu beschreiben die menschliche Sprache keine Worte hat; Wesen, deren bloßer Anblick dazu angetan wäre, einen unvorbereiteten Geist zu zerbrechen. Dinge, denen das Leben nichts gilt und die nur existieren, um zu töten. Leben, das nicht einmal Leben im irdischen Sinne ist.
    Seit ich das kleine Haus am westlichen Rand von St. Aimes betreten hatte, ging mir der Anblick nicht mehr aus dem Kopf; das Bild, das ich für Bruchteile von
    Sekunden durch die Augen der Ratte gesehen hatte.
    Alles hätte ich ertragen.
    Einen Dämon.
    Menschenfressende Ungeheuer.
    Mordgierige Bestien.
    Monster.
    Selbst den Teufel – an den ich längst nicht mehr glaubte – in Person.
    Dies alles und vielleicht noch viel mehr hätte ich ertragen.
    Aber nicht das:
    Das Bild einer strahlend weißen, göttlich schönen Gestalt, an die zwei Meter groß, von schlankem, fast zerbrechlichen Wuchs. Die Haut so zart, daß sie durchscheinend wirkte, Züge, die nur noch mit dem Wort elfenhaft zu beschreiben waren. Haar wie gesponnenes weißes Licht, und dazu ein Paar gewaltiger, blendend weißer Adlerschwingen, die zwischen ihren Schulterblättern hervorwuchsen.
    Das Bild eines

Weitere Kostenlose Bücher