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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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weiter. Ein mahlendes Geräusch überlagerte das Krachen und Poltern des zusammenstürzenden Hauses, und plötzlich bäumte sich die gesamte Straße auf, sackte mit einem ächzenden Laut zurück und begann zu zittern.
    Und dann brach die Hölle los.
    Lady Audley schrie auf. Ihre Fingernägel gruben sich so tief in meine Haut, daß warmes Blut meinen Arm herunterlief, und ihre andere Hand deutete auf einen Punkt am entgegengesetzten Ende der Straße. Ihr Gesicht war eine Maske des Grauens.
    Dann sah ich, was sie so entsetzt hatte: am anderen Ende des Ortes, nur wenige hundert Schritte entfernt, wölbte sich der Boden empor. Das ausgetretene Kopfsteinpflaster zerbarst, als schlüge eine unsichtbare Gigantenfaust von unten dagegen. Steine, Erdreich und Felstrümmer flogen wie tödliche Geschosse durch die Luft. Die Straße zerbrach. Ein meterbreiter Spalt entstand, raste in irrsinnig schnellem Zickzack auf uns zu und wurde dabei breiter und breiter.
    Verzweifelt zerrte ich Lady Audley mit mir und versuchte, dem heranrasenden Riß zu entgehen, stolperte, schlug der Länge nach hin. Weniger als einen halben Yard neben mir brach der Boden auseinander, und da, wo vor Sekundenbruchteilen noch massiver Stein gewesen war, klaffte plötzlich ein bodenloser Schlund.
    Ein Abgrund, in den Lady Audley langsam, aber mit unbarmherziger Beharrlichkeit abzurutschen begann!
    Sie schrie. Ihre Hände griffen verzweifelt ins Leere, fuhren über Stein und loses Erdreich und rutschten Zentimeter für Zentimeter ab.
    Ich warf mich zur Seite und griff nach ihren Armen. Der Stockdegen entglitt meinen Fingern und verschwand in der Tiefe. Meine Hände schlossen sich mit verzweifelter Kraft um ihre Handgelenke; eine Sekunde, bevor sie vollends den Halt verlor und mit einem letzten, gellenden Schrei nach hinten kippte.
    Der Ruck schien mir schier die Arme aus den Schultern zu reißen. Ich spürte, wie ich selbst den Halt verlor, über das glatte Pflaster nach vorne und auf den Abgrund zugezerrt wurde und im letzten Moment wieder zur Ruhe kam.
    Lady Audley begann wie von Sinnen mit den Beinen zu strampeln. Unter ihr zuckte und bebte der Riß wie ein gigantisches, steinernes Maul. Mein Oberkörper hing schon zur Hälfte über dem Abgrund, und Lady Audleys Gewicht zerrte wie ein Felsen an meinen Armen. Ich würde den Druck nur noch Sekunden aushalten.
    »Hören Sie auf zu strampeln!« brüllte ich verzweifelt. »Ich ziehe Sie rauf!«
    Zu meiner eigenen Überraschung reagierte sie auf meine Worte und hörte tatsächlich auf, sich hin und her zu werfen. Ihr Fuß fand sogar Halt an einem vorstehenden Felsbrocken, und für eine Sekunde verschwand der entsetzliche Druck wenigstens teilweise aus meinen Armen.
    Ich hakte meinen Fuß irgendwo fest und begann, mit aller Kraft zu zerren. Lady Audleys Körper schien Tonnen zu wiegen, und einen Moment lang rechnete ich ernsthaft damit, daß mir schlichtweg die Hände aus den Gelenken reißen würden, aber dann spürte ich, wie sie Zentimeter für Zentimeter nach oben glitt, wobei sie selbst mit den Füßen nachhalf und sich abstützte, so gut sie konnte. Trotz des Ernstes unserer beider Lage mußte ich die Kaltblütigkeit bewundern, die diese alte Frau an den Tag legte.
    »Weiter so!« keuchte ich. »Wir schaffen es! Sie sind gleich raus!«
    Bis zu diesem Augenblick habe ich nie an böse Omen geglaubt. Von jetzt an tat ich es.
    Denn genau in dem Moment, in dem ich die Worte aussprach, brach der Boden entlang einer gezackten, halbkreisförmigen Linie rings um mich herum auseinander, und Lady Audley und ich stürzten zusammen mit etlichen Tonnen Erdreich und Gestein in die Tiefe.

    * * *

    Der Abstieg war sehr mühsam, denn der Abstand der eisernen Ringe war nirgends gleich, und zudem hatte die Zeit hier unten ihren Tribut gefordert: mehrere Ringe waren zerfallen oder fehlten ganz, so daß Howards Fuß mehr als einmal ins Leere stieß und er sich auf abenteuerliche Weise zum nächsten Ring hangeln mußte. Einmal verlor er gar den Halt und hing endlose Sekunden lang an nur einer Hand über dem Nichts, ehe Cohen nach oben griff und seine wild pendelnden Füße festhielt, um sie zum nächsten sicheren Ring zu schieben.
    Er wußte nicht, wie lange der Abstieg dauerte; sicher nicht mehr als Minuten, die ihm aber wie Ewigkeiten vorkamen. Howard war in Schweiß gebadet, als sie endlich den Grund des bizarren Schachtes erreichten und unter seinen Füßen wieder fester Boden war. Aufatmend drehte er sich herum – und

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