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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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dann?«
    »Irgend etwas mit diesem Ort«, erwiderte Shadow hilflos. »Ich weiß nicht, was, aber ich fühle, daß irgendeine Veränderung vor sich geht. Und es ist keine Veränderung im Guten. Ich war draußen, bei dem Tor, das Sie mir beschrieben haben, Robert. Es ist geschlossen.«
    »Dann öffnen Sie es doch«, sagte ich unwillig.
    Shadow seufzte. »Das kann ich nicht«, gestand sie. Sie lächelte unglücklich, kam einen Schritt näher und sah sich suchend um. Schließlich ließ sie sich auf einen der drei niedrigen Hocker sinken, die zusammen mit einem Tisch und einem altersschwachen Schrankbett die gesamte Einrichtung des Raumes bildeten, stützte die Ellbogen auf die Knie und verbarg für einen Moment das Gesicht in den Händen. Die Menschlichkeit dieser Geste bedrückte mich. Ich mußte mir mit Gewalt ins Gedächtnis zurückrufen, daß sie alles andere als ein Mensch war.
    »Was soll das heißen?« fragte ich. »Sie haben es einmal geöffnet, um mich zu holen –«
    »Das habe ich nicht«, unterbrach sie mich. »Warum hätte ich so etwas Dummes tun sollen, Robert? Haben Sie vergessen, daß ich es war, der Sie gewarnt hat, hierher zu kommen? Ich bin nicht so allmächtig, wie Sie zu glauben scheinen, Robert«, fuhr sie fort. »Im Gegenteil. Wäre ich es, hätte ich nicht die Hilfe der anderen gebraucht, um Shub-Niggurath zu vernichten.«
    Die Art, in der sie das Wort andere aussprach, ließ mich aufhorchen. »Die anderen?« wiederholte ich. »Sie meinen die Ratten?«
    Einen Moment lang zögerte sie, fast, als müsse sie über die Bedeutung des Wortes nachdenken. Dann nickte sie. »Die grauen Herren, ja«, sagte sie. »Ich glaube, Sie nennen sie so – Ratten.«
    »Aber die haben mich geholt!« protestierte ich.
    »Das ist es ja gerade, was mir Sorge bereitet«, murmelte Shadow. »Das hätten sie nicht gedurft. Ich habe ihnen befohlen, Sie unter allen Umständen –«
    ... grau, das wie klumpig geronnene Finsternis durch Boden und Türritzen quoll, die Fenster verdunkelte und in zähen Fäden durch die Decke tropfte...
    »– zurückhalten«, schloß Shadow. »Sie hätten nie…« Sie stockte, sah mich an und blinzelte ein paarmal. »Was ist mit Ihnen, Robert?« fragte sie.
    Diesmal war ich es, der nicht sofort antwortete. Die Vision war plötzlich gekommen, so warnungslos und mit der Wucht eines Hammerschlages. Selbst jetzt schienen noch immer graue Spinnfäden vor meinen Augen zu schweben. Selbst ihre Stimme klang grau.
    Shadow stand auf, kam rasch zwei, drei Schritte näher und blieb so abrupt stehen, als wäre sie gegen eine unsichtbare Wand geprallt. »Robert!« sagte sie alarmiert. »Was haben Sie?«
    Ich kam nicht mehr dazu, zu antworten. Ein dumpfes, stöhnendes Knirschen lief durch den Boden. Das Haus bebte. Die Fensterscheiben zerbarsten klirrend, Staub, Kalk und Holz regnete von der Decke, dann erzitterte das ganze Haus wie unter einem Schlag, und die Erschütterung riß uns alle drei von den Füßen.
    Eine halbe Sekunde lang blieb ich benommen liegen, während das Haus und der Boden einen irrsinnigen Tanz um uns herum aufzuführen schienen. Irgendwo erklang ein grauenhaftes Knirschen und Poltern, dann ertönte ein Laut, als zerrisse über uns ein gigantisches, straff gespanntes Tuch, und etwas traf mich mit furchtbarer Wucht an der Schulter.
    Der Schmerz riß mich in die Wirklichkeit zurück. Es regnete Steine und zerborstene Balken, und die Luft war so voller Staub, daß ich kaum noch zu atmen vermochte. Ich begriff, daß das Haus über unseren Köpfen zusammenbrach. Hastig griff ich nach meinem Stockdegen, stemmte mich mit verzweifelter Kraft hoch und stolperte in die Richtung, in der hinter den tanzenden Schwaden die Tür liegen mußte. Irgendwo hinter mir schrie jemand. Ich blieb stehen, sah Lady Audley und ergriff ihr Handgelenk. Rücksichtslos zerrte ich sie hinter mir her aus dem Haus und ein paar Yards auf die Straße hinaus.
    Keine Sekunde zu früh. Ein dritter, noch gewaltigerer Schlag traf das Haus und ließ es in den Grundfesten erbeben. Fenster und Türen zerbarsten, als wäre drinnen eine Bombe explodiert, und plötzlich neigte sich das ganze Gebäude zur Seite, erzitterte wie ein waidwundes Tier – und brach wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Lady Audley und ich brachten uns mit einem verzweifelten Satz in Sicherheit. Eine graue Staubwolke quoll hoch und nahm uns die Sicht,
    Aber es war noch nicht vorbei. Im Gegenteil. Was immer es war – es begann gerade erst.
    Der Boden erzitterte

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