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Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen

Titel: Der Hexer - NR11 - Engel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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Engels...
    »Die Sonne geht auf.« Lady Audleys Worte, so leise sie gesprochen waren, rissen mich mit fast schmerzhafter Wucht aus dem schwer zu beschreibenden Zustand zwischen Betäubung und Schock, in dem ich die vergangenen Stunden verbracht hatte. Trotzdem dauerte es noch Sekunden, ehe ich so weit in die Wirklichkeit zurückgefunden hatte, daß ich wenigstens mit einem Nicken auf ihre Worte reagieren und aufstehen konnte.
    Ich fühlte mich zerschlagen und müde, so, wie man sich eben fühlt, wenn man die zweite Nacht ohne ausreichenden Schlaf hinter sich hat; und zudem so niedergeschlagen wie selten zuvor in meinem Leben. Müde trat ich neben Lady Audley an das schmale Fenster, zog die zerschlissene Gardine zurück und blinzelte aus brennenden Augen hinaus.
    Der Horizont begann sich aufzuhellen. Graue Fasern hatten sich in das samtene Schwarz der Nacht gewoben, und weit draußen über dem Meer zeigte sich ein erster dünner Streifen roter Helligkeit. Von dem unaufhörlichen Regen, der ganz England während der letzten Wochen heimgesucht hatte, war nichts geblieben. Fast kam es mir wie eine grausame Ironie des Schicksals vor, daß ausgerechnet dieser Morgen seit langer Zeit wieder schön zu werden versprach.
    Es konnte nämlich gut sein, daß es der letzte Morgen war, den dieses Land erlebte.
    Vielleicht sogar der letzte der Welt.
    Und ich war schuld daran.
    Meine Gedanken mußten deutlich auf meinem Gesicht zu lesen gewesen sein, denn Lady Audley drehte sich plötzlich zu mir herum, berührte mich mit einer Hand an der Wange und lächelte. Ganz im Gegensatz zu sonst war mir ihre mütterliche Art nicht peinlich; nicht einmal lästig. Im Gegenteil. Ich war fast dankbar dafür.
    »Lassen Sie den Kopf nicht hängen, mein Junge«, sagte sie sanft. »Das nutzt keinem. Ihnen am allerwenigsten.«
    Ich schob ihre Hand sanft beiseite und legte den Kopf gegen die Fensterscheibe. Die Kälte des Glases tat wohl. Meine Haut fühlte sich fiebrig an und schien überall gerissen zu sein. Ich war vollkommen übermüdet, und der kleine verbliebene Rest logischen Denkens hinter meiner Stirn sagte mir, daß es in diesem Zustand nicht sehr viel brachte, über die Zukunft nachsinnen zu wollen.
    »Ich weiß Ihre Fürsorge zu schätzen, Lady Aude«, sagte ich. »Aber es ist nicht gerade leicht zu verdauen, daß man –«
    »Einen Fehler gemacht hat?« unterbrach sie mich. Sie schüttelte – plötzlich wieder ganz energiegeladene Matrone – den Kopf und drohte in einer Mischung aus Spott und Ernst mit dem Zeigefinger. »Gut, Sie haben einen Fehler gemacht, einen furchtbaren Fehler vielleicht«, sagte sie, »nichtsdestotrotz aber einen verzeihlichen. Von Ihrem Standpunkt aus haben Sie richtig gehandelt, Robert. Sie konnten nicht wissen, worum es hier wirklich ging.«
    »Ich hätte es wissen müssen«, widersprach ich, aber wieder schüttelte Lady Audley nur den Kopf. »Shadow hat mir alles über Sie erzählt«, fuhr sie fort. »Über Sie und Ihren Vater und Ihren Freund Howard.« Sie lächelte. »Sie müssen sich köstlich über mich amüsiert haben, als ich versuchte, Sie davon zu überzeugen, daß es so etwas wie übersinnliche Phänomene wirklich gibt. Ich hoffe, Sie sehen einer alten Frau ihre Unwissenheit nach«, sagte sie, lächelte erneut und wurde übergangslos wieder ernst. »Sie konnten nicht wissen, warum sie wirklich gekommen ist. Niemand wußte es; nicht einmal ich, bis zum letzten Moment. Sie hätten niemals hierher kommen dürfen. Aber das ist nicht Ihr Fehler.«
    »Das ändert nichts an dem, was geschehen ist«, widersprach ich.
    »Machen Sie das Beste daraus«, entgegnete Lady Audley. »Dieses Ungeheuer ist nun einmal erwacht, und keine Macht der Welt kann es ungeschehen machen. Um so mehr braucht Shadow jetzt Ihre Hilfe.«
    Ich wollte antworten, aber in diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und das Mädchen mit Cindys Gesicht betrat das Zimmer. Sie sah noch immer so aus wie das Mädchen, das ich vor zwei Tagen während der verunglückten Seance zum ersten Mal gesehen hatte. Trotzdem bildete ich mir für Sekundenbruchteile ein, den Umriß einer weißen, geflügelten Gestalt durch ihre Silhouette hindurchschimmern zu sehen.
    »Irgend etwas stimmt nicht«, begann sie übergangslos.
    »Womit?« fragte ich. »Shub-Niggurath?«
    Sie sah mich an, überlegte einen Moment und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Nein«, antwortete sie. »Er ist fort. Ich... würde es wissen, wenn er noch in der Nähe wäre.«
    »Was

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