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Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Titel: Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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verwendet, um verurteilte Meuterer oder andere Verbrecher über Bord zu befördern.
    Und Sseriths dreckiges Grinsen verriet mir, daß ich mit meiner Vermutung der Wahrheit ziemlich nahe kam.
    »Was habt ihr mit mir vor?« fragte ich. Sseriths Grinsen wurde noch breiter. Es sah aus, als versuche er seine Ohrläppchen aufzufressen.
    »Das wirst du schon merken, Robert Craven«, sagte er glucksend. »Eigentlich nichts anderes als das, was du am Wall fast selbst getan hättest, zusammen mit deinem Weibchen. Nur daß es diesmal –«
    Ich sprang herum. Meine Hand krallte sich in Sseriths schmutzstarrenden Bart. Mit einem harten Ruck riß ich den Burschen herunter und drehte ihn blitzschnell herum, bis er vor mir hockte und ich ihm den freien Arm von hinten um den Hals schlingen konnte.
    Sserith versuchte sich zu wehren, aber seine Lage war derart ungünstig, daß ich auch einen zehnmal so starken Gegner ohne große Anstrengung hätte halten können.
    »Sprich nicht so von ihr!« sagte ich drohend. »Sprich nie wieder in diesem Ton von Shadow, Sserith, oder du bist der erste, der dort hinunter fällt.«
    Ich grub mein Knie zwischen seine Schulterblätter, und zwang ihn so zu einer grotesken Verbeugung, bei der sein Kopf und sein Oberkörper über den Rand der Felsnase hingen. Sserith begann zu keuchen, war aber klug genug, sich nicht mehr wehren zu wollen. Er schien zu begreifen, daß ich nichts mehr zu verlieren hatte.
    Eine Weile hielt ich ihn noch so, dann zerrte ich ihn an den Haaren in die Höhe, nahm meinen Arm von seinem Hals und trat zurück. Sserith zitterte am ganzen Leib. Unter der Kruste von Schmutz hatte sein Gesicht alle Farbe verloren.
    »Dafür bringe ich dich um, Robert Craven«, keuchte er. »Dafür stirbst du!«
    »Das beeindruckt mich nicht«, sagte ich betont gelangweilt. »Mehr als einmal kann man kaum sterben, oder?«
    Sserith hustete ein paarmal und stemmte sich taumelnd in die Höhe. Seine Augen brannten vor Zorn.
    »Sei dir da nicht so sicher, du Hund«, sagte er.
    Ich wollte lächeln, aber etwas an der Art, in der er die Worte aussprach, sorgte dafür, daß mir die spöttische Antwort, die mir auf der Zunge lag, im Halse steckenblieb.
    Ich war mir wirklich nicht mehr sicher, daß man nur einmal sterben konnte.

    * * *

    Ich weiß nicht, wie lange ich so dasaß und dumpf vor mich hinbrütete. Vielleicht ging draußen über der Festung bereits wieder die Sonne auf, vielleicht vergingen auch nur Minuten, nachdem Sserith gegangen war und mich alleingelassen hatte. Zwei der Buntgekleideten hielten am Ende des Felsvorsprungs Wache, einer von ihnen mit einem der blitzeschleudernden Silberstäbe bewaffnet, der andere mit einem Ding, das so absurd geformt war, daß ich es nicht einmal beschreiben kann.
    Neugierig sah ich zu Dagon und den anderen hinüber. Er hatte sich nicht von der Stelle gerührt, seit Sserith mich weggeführt hatte, stand auch jetzt noch da und unterhielt sich heftig gestikulierend mit Ayron. Sein lebender Mantel wogte und zitterte dabei so heftig, als spüre er seine Erregung. Auch die anderen Männer – es waren ausschließlich Männer, wie mir auffiel, keine einzige Frau – schienen immer nervöser und ungeduldiger zu werden. Immer öfter beobachtete ich, wie sich Köpfe in Richtung des gewaltigen, halbrunden Tores wandten, das auf die Empore hinausführte. Ab und zu trat einer der Männer vorsichtig an den Rand des Balkons und blickte in die Tiefe. Eine fühlbare Erwartung lag über der großen getauchten Halle.
    Und es war nichts Gutes, auf das diese Männer warteten. Ich spürte ihre Angst. Nach allem, was ich erlebt hatte, fragte ich mich, wie furchtbar etwas sein mußte, das diesen Männern Angst machte...
    Unschlüssig ging ich ein paar Schritte auf meinem steinernen Gefängnis auf und ab, ließ mich schließlich an seinem Rand nieder und blickte in die Tiefe. Wie zuvor sah ich nichts außer dem wabernden grünen Schein, wie ein See aus giftgrün leuchtendem Wasser, in dem es brodelte und zuckte.
    Und er atmete Furcht.
    Ich kann es nicht anders beschreiben. Was immer unter dem wogenden grünen Licht war, es verströmte Angst wie einen finsteren Atem, eine Angst, die vollkommen unbegründet und vielleicht deshalb so schrecklich war.
    Die einzigen Male, daß ich ein solches Gefühl – wenigstens annähernd – kennengelernt hatte, war in Gegenwart der GROSSEN ALTEN oder einer ihrer Dienerkreaturen gewesen.
    War das die Erklärung? dachte ich schaudernd. Waren die THUL SADUUN,

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