Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN

Titel: Der Hexer - NR12 - Im Land der GROSSEN ALTEN Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
dürfte ein paar Millionen Jahre entfernt sein.«
    Shadow lächelte. Es wirkte traurig, und ich spürte erst jetzt, daß in meinen Worten ein Vorwurf gewesen war, den ich nicht beabsichtigt hatte.
    »Entschuldige«, flüsterte ich.
    Shadow machte eine wegwerfende Handbewegung. »Du mußt dich für nichts entschuldigen«, sagte sie. »Du hast recht. Ich hätte gegen Shub-Niggurath kämpfen sollen, statt euch hierher zu bringen.«
    Einen Moment lang sah ich sie betroffen an, als ich den sonderbaren Klang in ihren Worten hörte. Dann trat ich auf sie zu und legte die Hände auf ihre Schultern. Shadow wollte sich aus meiner Umarmung lösen, aber ich hielt sie rasch an den Handgelenken fest und zog sie nur noch fester an mich. Ihr Gesicht war plötzlich ganz dicht vor meinem, und trotz der roten Brandblasen, die ihr Antlitz entstellten, war es wunderschön. Ihre Lippen bebten, und ihr Atem ging plötzlich wieder so schnell, als wäre sie meilenweit gerannt. Ich spürte, wie sie unter meinen Händen zu zittern begann.
    »Nicht, Robert«, murmelte sie. »Du darfst –«
    Ich legte ihr den Zeigefinger auf die Lippen, schüttelte sanft den Kopf und versuchte sie noch enger an mich zu ziehen.
    »Tu es nicht, Robert«, murmelte sie. »Ich bin nicht das, wofür du mich hältst.«
    »Ich weiß«, sagte ich leise. »Du bist eine El-o-hyn, was immer das sein mag. Aber ich will es gar nicht wissen.«
    »Du hast mich in meiner wahren Gestalt gesehen«, sagte Shadow traurig. Plötzlich verwandelte sich ihr Gesicht in eine grauenvolle Dämonenfratze, aber es war nur ein Augenblick, und es war auch nicht wirklich, sondern nichts als ein Bild, das Shadow in meinen Geist projizierte.
    »Laß das«, sagte ich. »Ich sagte doch: ich will gar nicht wissen, was du einmal gewesen bist. Jetzt bist du ein Mensch.«
    Ich umschlang sie mit den Armen, zog sie abermals an mich und küßte sie.
    Im ersten Moment versuchte sie sich zu wehren, dann wurden ihre Lippen weich und warm – und plötzlich stieß sie mich von sich, so heftig, daß ich das Gleichgewicht verlor und gegen die Wand taumelte.
    »Tu das nie wieder!« sagte sie scharf. Ihre Augen flammten.
    »Warum?« antwortete ich beleidigt. »Hat es dir keinen Spaß gemacht?«
    Shadow fegte meine Worte mit einer wütenden Bewegung zur Seite. »Du verstehst nichts«, sagte sie ärgerlich. »Ich habe schon viel zu viel Schaden angerichtet. Ich –«
    »Das war nicht deine Schuld«, unterbrach ich sie, aber Shadow schien meine Worte gar nicht zu hören.
    »Ich wurde geschickt, um das zu verhindern, was jetzt geschehen ist«, fuhr sie erregt fort. »Ich kam, um zu helfen, aber ich habe Unheil und Schrecken gebracht. Ich hätte euch niemals hierher bringen dürfen. Du hättest mich niemals in dieser Gestalt sehen dürfen.«
    »Ich habe es aber nun einmal«, antwortete ich, löste mich von meinem Platz und trat erneut auf sie zu. »Und du bist schon lange nicht mehr das, was du warst, Shadow. Du weißt es selbst, nicht wahr? Du willst es nur nicht zugestehen.«
    »Ich... verstehe nicht, was du meinst«, sagte Shadow, stockend und in einem Ton, der mir sagte, daß sie sehr wohl verstand, was ich sagen wollte. Und daß ich der Wahrheit zumindest nahe kam.
    »Ich will damit sagen, daß du ein Mensch geworden bist«, sagte ich. »Zumindest zum Teil. Wäre es anders, hättest du deine wahre Gestalt angenommen und Barlaam zum Teufel gejagt – wo er hingehört.«
    Ein Geräusch vom Höhleneingang her bewahrte Shadow davor, zu antworten. Verärgert fuhr ich herum – und unterdrückte einen erschrockenen Ausruf, als hintereinander ein halbes Dutzend der Urmenschen in die Höhle gekrochen kamen, einen reichlich mitgenommenen Dagon in ihrer Mitte führend.
    Seine Hände waren roh auf dem Rücken zusammengebunden, und auch zwischen seinen Fußknöcheln spannte sich ein kurzer, aus Pflanzenfasern gedrehter Strick, der ihm nur kleine trippelnde Schritte erlaubte. Sein Gesicht war geschwollen.
    Shadow trat rasch hinzu, deutete mit der Hand auf Dagon, dann auf mich und redete in einer eigentümlichen, guttural klingenden Sprache mit den Urmenschen. Ich verstand kein Wort, aber ich glaubte aus ihren Gesten und ihrer immer schärfer werdenden Betonung herauszuhören, daß das, was ich sah, einem Streit verdächtig nahe kam.
    Schließlich versetzte einer der Urmenschen Dagon einen Stoß, der ihn quer durch die Höhle taumeln und gegen die Wand prallen ließ, bleckte mit einem Zischen sein ehrfurchtgebietendes Gebiß

Weitere Kostenlose Bücher