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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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hochfahren. Mit einer beinahe erschrockenen Bewegung wandte er sich um, wechselte das Fernglas in die Linke und legte die freigewordene Hand auf den Schwertgriff.
    Aber es war nur Roosfeld, der aus dem Unterholz trat. Tergard schalt sich in Gedanken einen Narren. Er hatte mehr als genug getan, um sicher zu sein. Seine Feinde – all seine Feinde, auch die, die noch gar nicht wußten, daß er sie dazu deklariert hatte, dachte er voller boshafter Befriedigung – hatten im Augenblick alle Hände voll zu tun, am Leben zu bleiben. Aber sein Erschrecken war auch ein deutliches Warnzeichen für den Grad seiner Erschöpfung. Tergard nahm sich vor, deutlicher auf solche Warnungen zu achten. Es wäre fatal, im entscheidenden Moment einen Fehler zu machen, nur weil er vielleicht zu müde war, um noch klar zu denken. Vielleicht würde er sich doch einige Stunden Schlaf gönnen müssen.
    »Hat er gesprochen?« fragte er.
    Roosfeld schüttelte den Kopf. »Nicht mehr, als wir schon wußten«, antwortete er. »Er weiß nicht, wer dieser Fremde ist. Aber er hat Angst vor ihm.«
    »Bist du sicher, daß er die Wahrheit gesagt hat?« fragte Tergard.
    »Bisher hat mich noch keiner belogen, wenn ich ihn wirklich ernsthaft verhört habe«, antwortete Roosfeld beleidigt. Tergard musterte ihn einen Moment, und als er näher an den Leutnant herantrat, sah er, daß seine Hände voller Blut waren. Seine Verachtung für Roosfeld stieg. Tergard verabscheute Gewalt, wo sie nicht nötig war. Sein Entschluß, sich von Roosfeld zu trennen, sobald er jemanden gefunden hatte, der seinen Platz einnehmen konnte, festigte sich.
    »Ich werde ihn selbst noch einmal fragen«, sagte er. »Sicher ist sicher.«
    »Er weiß nichts«, sagte Roosfeld.
    »Aber du gestattest, daß ich mich selbst davon überzeuge?« schnappte Tergard. Roosfeld nickte hastig, und Tergard reichte ihm mit einer groben Bewegung das Fernglas und ging an ihm vorbei.
    Eldekerk lag auf der Erde, das Gesicht im weichen Boden vergraben und die Hände gegen den Leib gepreßt. Die beiden Soldaten, die ihn bewachten, wichen Tergards Blick aus, als er sie ansah.
    Langsam kniete der Master des Templer-Ordens neben dem Holländer nieder, drehte ihn auf den Rücken und betrachtete sein blutüberströmtes Gesicht. Eldekerk würde sterben, das sah man sofort. Die Verletzungen, die Roosfeld ihm zugefügt hatte, waren zu schlimm.
    Beinahe behutsam berührte Tergard Eldekerks Stirn und sandte beruhigende Impulse in seinen Geist. Nach wenigen Augenblicken schon begann sich Eldekerks keuchender Atem zu beruhigen. Seine Hände hörten auf zu zittern, und nach einer weiteren Minute hatte er sogar die Kraft, die Augen zu öffnen.
    Aber in seinem Blick war nur Entsetzen und Angst, als er Tergard ansah.
    »Keine Sorge, mein Freund«, sagte Tergard. »Es ist vorbei. Niemand wird Ihnen mehr weh tun.« Er unterstützte seine Worte mit einer Woge suggestiver Impulse, gegen die Eldekerks erlöschendes Bewußtsein machtlos war. Sekundenlang starrte ihn der Holländer weiter mit diesem Ausdruck grenzenlosen Entsetzens an, dann glätteten sich seine Züge, und die Andeutung eines Lächelns erschien auf seinen blutverkrusteten Lippen.
    »Ich werde Ihnen helfen«, fuhr Tergard fort. »Aber sie müssen mir die Wahrheit sagen. Was haben Craven und Shannon vor?«
    Natürlich antwortete Eldekerk nicht.
    Er konnte es nicht mehr. Sein geschundener Körper besaß kaum noch genug Kraft, sein Herz schlagen zu lassen. Aber Tergard las die Antwort auf seine Frage im Bewußtsein des Sterbenden, so deutlich, als hätte er gesprochen.
    Mit einem zufriedenen Nicken richtete er sich wieder auf und wandte sich an Roosfeld. »Du hattest recht«, sagte er. »Er weiß wirklich nichts. Aber es ist nicht schwer zu erraten, was sie vorhaben.« Er schwieg einen Moment, und als er weitersprach, schwang ein Tonfall in seiner Stimme mit, den Roosfeld falsch deutete und der – fast – amüsiert klang. »Wer weiß, Roosfeld«, sagte er. »Vielleicht bekommst du doch noch Gelegenheit zu einer Revanche, was Robert Craven betrifft. Wenn dieser Shannon wirklich der Mann ist, an den sich Craven erinnerte, brauchen wir diesen englischen Hund nicht mehr.«
    Er wandte sich mit einem Ruck um und ging, blieb aber dann noch einmal stehen und deutete auf Eldekerk hinab. »Er ist nutzlos geworden«, sagte er. »Tötet ihn.«

    * * *

    Das Dorf war nicht zerstört. Ich hatte Schlimmes erwartet, nachdem ich aufgestanden und zum Waldrand zurückgegangen war,
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