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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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ätzenden Dämpfe, die aus der Erde quollen, verbrannten mir schier die Lungen.
    Verzweifelt drehte ich mich einmal um meine Achse, aber das Bild war überall gleich. Ich war gefangen. Gefangen in einem kaum zehn Schritte messenden Kreis aus Glut und waberndem roten Licht. Und ich begann bereits zu spüren, wie der Boden unter meinen Füßen zitterte. Haarfeine Risse bildeten sich, und mit einem Male drang ein unheimlicher roter Schein aus der Erde, auf der ich stand.
    »Robert!! Paß auf!«
    Shannons Schrei ging beinahe im Prasseln der hochschießenden Flammen unter. Keuchend drehte ich mich um und versuchte seine Gestalt hinter der Wand aus Glut zu erkennen.
    Er stand noch immer an der gleichen Stelle, an der er zurückgeblieben war, wenn auch in sonderbar verkrampfter Haltung, nach vorne gebeugt und erstarrt, als schiebe er eine unsichtbare, unglaublich schwere Last von sich.
    Dann...
    Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte ich ein Licht zu sehen, einen grellen, unglaublich blendenden Schein, der aus dem Nichts kam und wie eine lodernde Zwergensonne direkt über Shannons Gestalt erstrahlte. Plötzlich stieß Shannon einen Schrei aus und machte eine Bewegung mit der Hand, und der feurige Ball wurde zu einem Blitz, der wenige Schritte neben ihm in den Boden fuhr.
    Die Uferböschung barst in einer lautlosen Explosion ungeheuerlicher Gewalten auseinander, und Wasser ergoß sich schäumend und sprudelnd in das Dorf. Ich sah, wie Shannon wie von einer Riesenfaust gepackt in die Höhe geschleudert wurde, dann erreichte die sprudelnde Woge die Lavafront.
    Und die Welt ging unter.
    Es war wie das Aufeinanderprallen zweier urgewaltiger Götter. Feuer und Wasser vereinigten sich in einer ungeheuerlichen, brüllenden Explosion aus Dampf und himmelhoch spritzendem Schaum und explodierender Erde. Ein Hammerschlag der Götter traf den Boden, riß mich von den Füßen und ließ mich hilflos davonrollen, geradewegs auf den lavagefüllten Graben zu, aber das Wasser war schneller.
    Plötzlich ergriff mich eine unsichtbare Hand, riß mich in die Höhe und schleuderte mich wie einen Spielball davon. Ich schluckte Wasser, drehte mich wie ein Kreisel in der irrsinnigen Strömung und sah Licht und brodelndes Wasser und heißen Schaum, als ich wieder auftauchte. Wenige Meter neben mir schoß eine Wand aus kochendem Dampf in die Höhe, fünfzig oder mehr Yards senkrecht gegen den Himmel und durchwoben von Fetzen rotglühender Lava, und darunter, unter dem sprudelnden Wasser nur als verschwommener Schatten zu erkennen, wand sich der gigantische Wurm im Todeskampf.
    Das Wasser riß mich weiter, schleuderte mich auf die Reste einer Hütte zu, die brennend auf dem Wasser trieb und unter meinem Anprall zerbrach. Wie in einer schrecklichen Vision sah ich den Waldrand und den bodenlosen, selbst unter dem Wasser noch von weißglühender Lava und sich windenden Wurmleibern erfüllten Riß auf mich zurasen, griff in blinder Panik um mich und bekam irgend etwas zu fassen, aber nur, um gleich wieder herumgeschleudert und unter Wasser gedrückt zu werden.
    Als ich wieder nach oben kam, sah ich den Waldrand auf mich zurasen, dann einen einzelnen, mehr als dreifach mannsdicken verkrusteten Stamm, dessen unteres Drittel in Flammen stand und der wie ein heranrasendes Rammschiff auf mich zielte.
    Den Anprall spürte ich schon nicht mehr.

    * * *

    Aus einer Entfernung von zwei Meilen betrachtet, sah es aus, als wäre ein neuer Krater auf der Flanke des Krakatau ausgebrochen, dort, wo das Dorf der Eingeborenen gelegen hatte. Der Widerschein der Flammen hatte den Himmel selbst in Brand gesetzt, und selbst jetzt, wo das Feuer erloschen war, drang noch ein unheimliches Glühen und Lodern aus der Erde, denn das Wasser hatte sich seinen Weg gesucht und dabei nicht alle Wunden gelöscht, die die finstere Magie des Fischgottes der Erde geschlagen hatte.
    Tergard setzte das Fernglas ab, rieb sich mit Daumen und Zeigefinger über die vom langen Starren in die weiße Glut brennenden Augen und seufzte tief. Die Nacht war kalt, wie es tropische Nächte sehr oft sind; er fror. Und er war müde. Es war die zweite Nacht, in der er seinem Körper keinen Schlaf hatte gönnen können. Und er wußte, daß noch sehr viel Zeit vergehen würde, ehe er sich wieder ein paar Stunden Schlaf stehlen konnte. Die nächsten Stunden – vielleicht Tage – wären zu wichtig, um sie mit etwas so Banalem wie Schlaf zu vertun.
    Das Geräusch leiser Schritte ließ ihn aus seinen Gedanken
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