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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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unbegründete und gerade daher um so schlimmere Angst, die jegliche Abwehr durchbrach und die tiefsten Abgründe meiner Seele berührte, die Urangst jeglicher lebender Kreatur, erweckt zu lodernder Wut.
    Dann hörte es auf. Shannon taumelte vor Erschöpfung, fing sich im letzten Moment wieder und deutete zornig auf den Majunde-Zauberer, der noch immer hoch aufgerichtet auf der Böschung stand,
    »Du verdammter Narr!« schrie er. »Um euch vor dieser Gefahr zu warnen, sind wir hier! Es sind nicht unsere Dämonen, sondern eure und unsere Feinde, die eure Brüder töten!«
    »Du lügst!« keuchte der Magier. »Du bist ein Weißer, und alle Weißen sind Teufel! Du lügst, um auch uns noch zu verderben. Aber ich werde dir beweisen, daß unsere Götter stärker sind als die euren. Ich werde die Dämonen vernichten! Sieh her!«
    Damit wandte er sich um und sprang mit weit ausgebreiteten Armen von der Böschung herab, um in das brennende Dorf zurückzulaufen.
    »Dieser Idiot!« keuchte Shannon. »Er wird...« Er brach ab, ballte eine halbe Sekunde lang in stummer Wut die Fäuste und watete dann ebenfalls los, zurück zum Ufer. Diesmal wichen die Eingeborenen beinahe panikerfüllt vor uns zurück. Niemand machte auch nur noch den Versuch, uns anzugreifen.
    Die Hitze traf mein Gesicht wie eine glühende Hand, und meine Augen begannen zu tränen, als ich versuchte, auf den brennenden Ort herabzublicken. Das Gebiet vom See bis zum Dschungel herab hatte sich in ein Muster aus flammenden Tümpeln und gezackten, weiß- und rotglühenden Rissen und Spalten verwandelt, zwischen und in denen sich glühende Leiber wanden. Es mußten Hunderte sein; Ssaddit in allen nur denkbaren Größen. Dagon mußte den größten Teil seiner Armee aufgeboten haben, um das Majunde-Dorf zu überfallen.
    Shannon ergriff mich am Arm und deutete mit der anderen Hand auf den Zauberer, der lauthals schreiend und die Arme zu einer beschwörenden Geste erhoben, auf den vordersten Höllenwurm zurannte. »Dieser Narr!« keuchte er. »Er wird sich umbringen!«
    Sein Griff verstärkte sich, so sehr, daß ich aufstöhnte – und plötzlich machte irgend etwas ganz deutlich Klick hinter meiner Stirn.
    Die Welt veränderte sich. Licht und Finsternis kippten um; aus hell wurde dunkel, aus dunkel hell, die Farben verschwanden, und ich sah alles nur noch wie in einer monochromen, noch dazu ins Negative verkehrten photographischen Aufnahme.
    Es war nicht das erste Mal, daß ich durch Shannons Augen sah.
    Der Nachthimmel war zu einer weißen, sonderbar bleichen Fläche geworden, die brennenden Risse und Klüfte im Boden zu finsteren Schächten, die Dunkelheit wie übles Pestlicht verstrahlten, die Ssaddit zu schwarzen Kreaturen der Hölle, die Spuren aus vernichtender Dunkelheit hinterließen, wo sie über den hellen Erdboden krochen.
    Dann spürte ich, wie etwas Unsichtbares, unglaublich Kaltes aus Shannon herauskroch und einen verborgenen Teil, meiner Seele berührte, und mit einem Male hatte ich das Gefühl, ausgesaugt zu werden, binnen Sekundenbruchteilen jeglicher Kraft beraubt und leer. Ich taumelte. Wäre Shannons Hand nicht gewesen, wäre ich gestürzt.
    Plötzlich schrie Shannon auf, riß den Arm in die Höhe und deutete mit Zeigefinger und Ringfinger auf den Riesenwurm, auf den der Zauberer zurannte. Etwas Schwarzes, körperlos Böses brach wie ein finsterer Blitz aus seinen Fingern, jagte an der rennenden Gestalt vorbei und traf den Ssaddit.
    Der Wurm explodierte.
    Ein Keim tiefschwarzer Finsternis glomm in seinem Körper auf, fraß das mattere Schwarz, in dem ich ihn in der bizarren Unicolor-Welt sah, die ich durch Shannons Augen erblickte, und zerriß seinen Körper.
    Shannon deutete auf einen zweiten Ssaddit und schleuderte noch einmal einen Blitz purer, destruktiver Macht auf die Höllenkreatur.
    Doch diesmal blieb die erhoffte Wirkung aus. Ich sah, wie sich die Bestie wie unter einem Stromschlag aufbäumte und sich in wilder Agonie zu winden begann, aber die lautlose Explosion, auf die ich wartete, kam nicht, und als ich mich zu Shannon umwandte, war sein Gesicht eine Maske aus Erschöpfung und Schrecken geworden. Keuchend ließ er meine Hand los, und die Welt schnappte mit einem fast schmerzhaften Ruck in die Normalität zurück.
    »Ich schaffe es nicht!« stöhnte Shannon. »Sie sind zu stark. Irgend etwas schützt sie.«
    »Aber du mußt sie aufhalten!« keuchte ich. »Sie werden uns umbringen, Shannon. Alle!«
    Shannon nickte. Nervös fuhr er sich mit
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