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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft
Autoren: Verschiedene
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der Zungenspitze über die Lippen, starrte einen Moment an mir vorbei auf das chaotische Bild und nickte abgehackt. »Es gibt eine Möglichkeit«, sagte er. »Aber es ist riskant.« Er sah mich an. »Lauf und hol’ diesen verdammten Trottel da unten zurück, Robert. Wir brauchen ihn. Und beeil dich!«
    Ich zögerte. Allein der Gedanke, in den lichterloh brennenden Ort zurücklaufen zu sollen, schien irgend etwas in mir zum Erstarren zu bringen. Aber Shannon hatte recht – wenn der Majunde-Magier starb, hatten wir keine Chance mehr, das Vertrauen der Eingeborenen zu gewinnen. Ich raffte allen Mut zusammen, hob schützend die Hände vor das Gesicht – und rannte los.
    Die Hitze spottete jeder Beschreibung. Ich bekam keine Luft mehr; meine Haare und Brauen und Wimpern schienen zu brennen. Halb blind von dem gleißenden Licht, das aus der geborstenen Erde drang, torkelte ich die Böschung hinab, setzte über eine brennende Erdspalte hinweg und versuchte die Gestalt des Magiers vor mir auszumachen. Es gelang mir, und er war nicht einmal sehr weit entfernt, kaum zwanzig Schritte, aber es waren zwanzig Schritte in die Hölle hinein.
    Als ich die Hälfte der Entfernung überwunden hatte, brach die Erde vor mir auf. Mit einem peitschenden Knall riß der Boden auseinander, Steinsplitter und Spritzer rotglühender Lava trafen mich. Etwas Großes, Helles bewegte sich in dem klaffenden Riß.
    Ich dachte in diesem Moment nicht mehr, sondern reagierte rein instinktiv. Statt zurückzuprallen und so wahrscheinlich das Gleichgewicht zu verlieren und zu stürzen, was einem Todesurteil gleichgekommen wäre, warf ich mich nach vorne und stieß mich mit aller Kraft ab.
    Es dauerte nur eine Sekunde, aber für mich verging eine Ewigkeit, und ich sah jedes noch so winzige Detail des Geschehens mit grausamer Klarheit. Der Riß weitete sich wie ein gierig schnappendes steinernes Maul, und ein ungeheuerliches weißglühendes Scheusal stieß seinen gesichtslosen Kopf aus der brodelnden Lava, gigantisch und heiß wie die Hölle und sich aufbäumend wie eine angreifende Kobra. Sein riesiges, zahn- und lippenloses Maul schnappte nach meinen Beinen und verfehlte sie um Haaresbreite, während ich mit einem verzweifelten Hechtsprung über die Kluft hinwegsetzte. Die Hitze ließ meine Kleider aufflammen.
    Ich fiel, rollte mich instinktiv zur Seite und stieß mich mit einer Kraft ab, die ich unter normalen Umständen nicht zu einem Zehntel aufgebracht hätte. Hinter mir erklang ein gräßlicher, zischender Laut. Die Erde bebte, als der weißglühende Leib des Ssaddit wie ein brennender Fels dort niederkrachte, wo ich vor Bruchteilen von Sekunden noch gelegen hatte.
    Wie von Sinnen sprang ich auf, setzte über ein kaum handlanges Exemplar von Dagons Höllenkreaturen hinweg und rannte im Zickzack auf den Majunde-Zauberer zu. Der Mann war gestürzt, als Shannon den Ssaddit zum Explodieren gebracht hatte, und er mußte verletzt sein, denn als ich näherkam und er mich erkannte, versuchte er sich auf Hände und Knie hochzustemmen, fiel aber mit einem wimmernden Laut wieder zurück und blieb verkrümmt liegen.
    Ich vergeudete keine Zeit damit, ihn anzusprechen, sondern riß ihn an den Schultern in die Höhe.
    Um ein Haar wäre es meine letzte Bewegung gewesen. In den Händen des Majunde blitzten plötzlich fünf Zoll rasiermesserscharf geschliffener Stahl, und zu den zahllosen brennenden Schmerzen gesellte sich ein weiterer, als der Dolch meine Kehle verfehlte und mir einen gehörigen Schmiß in der Wange zufügte.
    »Hund!« kreischte er. »Du Teufel! Du hast die Dämonen gerufen, und dafür werde ich dich töten!«
    Mein Geduldsfaden riß endgültig.
    Als er das nächste Mal mit dem Dolch nach mir ausholte, verdrehte ich ihm das Handgelenk, bis er die Waffe fallen ließ, packte ihn grob mit der Linken und knallte ihm eine, daß seine Holzmaske in hohem Bogen davonflog. Dahinter kam ein schmales, erstaunlich junges Gesicht zum Vorschein. Ich lud mir seinen plötzlich erschlafften Körper wie eine leblose Last auf die Schulter und wandte mich um, um zum See zurückzulaufen.
    Wenigstens wollte ich es.
    Aber da, wo vor Augenblicken noch fester Boden gewesen war, brodelte plötzlich ein Teich aus kochender Lava. Ich drehte mich mit meiner leblosen Last herum – und erstarrte.
    Auch hinter mir war der Boden gerissen und erbrach Lava und die Glut der Hölle! Weißes Licht drang aus dem gezackten Riß und stach wie mit glühenden Nadeln in meine Augen, und die
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