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Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft

Titel: Der Hexer - NR18 - Wer den Tod ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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hatten, um uns den Weg zu den heiligen Höhlen ihres Volkes zu zeigen.
    Im Moment allerdings zweifelte ich ernsthaft daran, ob wir diese Höhlen überhaupt noch erreichen würden. Der Hang wurde immer steiler, und auch das letzte Zeichen von Leben war längst hinter uns zurückgeblieben; wir stolperten über eine verbrannte, geborstene Landschaft, über die nach Schwefel stinkende Dämpfe trieben und von deren Himmel es manchmal Feuer regnete.
    Obwohl die Sonne sank und unten im Tal längst die Dämmerung hereingebrochen sein mußte, war es hier oben noch immer taghell. Aber es war ein hartes, rotes Licht, das nicht vom Himmel, sondern aus dem Schlund des Vulkankraters vor uns kam, und es brachte eine erstickende Hitze mit sich.
    Beides würde noch schlimmer werden, sobald wir den Grat überstiegen hatten, denn der Eingang der heiligen Höhlen lag auf der Innenseite des Kraters.
    Die Sonne ging vollends unter, als wir den Grat überschritten und die Caldera des Krakatau unter uns lag – ein gigantisches, weit über eine Meile messendes Oval, dessen jäh in die Tiefe stürzende Flanken aus schwarzverbrannter, wie poliertes Glas schimmernder Lava bestanden und das von flüssigem Feuer erfüllt war.
    Der höllische See tief unter uns war von brodelnder Bewegung erfüllt. Gewaltige, träge Blasen stiegen in dem geschmolzenen Stein hoch und zerplatzten, und manchmal schossen feurige Geysire hundert und mehr Yards steil in die Höhe und ließen Feuer und brennende Lavatropfen vom Himmel regnen. Ein dumpfes unablässiges Grollen schlug uns entgegen, ein Laut, der mich an das zornige Fauchen eines gewaltigen steinernen Ungeheuers erinnerte, das uns verschlingen würde, wenn wir ihm zu nahe kamen.
    Plötzlich verstand ich, warum dieser flammenspeiende Berg für die Majunde ein Gott war. In gewisser Beziehung war er es wohl wirklich.
    »Wo sind diese Höhlen?« wandte sich Shannon an Yo Mai, der dicht hinter uns den Hang hinaufgestiegen und zwischen Shannon und mir stehengeblieben war, um keuchend nach Atem zu ringen. Es erfüllte mich mit einer absurden Zufriedenheit, daß auch die anderen unter dem Biß der schwefelgesättigten Luft litten.
    Yo Mai deutete nach rechts unten. »Dort«, sagte er. »Nicht sehr weit, aber der Weg ist gefährlich. Laßt mich vorausgehen.«
    Er machte einen Schritt, aber Shannon griff blitzschnell zu und hielt ihn zurück, mit einem so festen Griff, daß sich das Gesicht des jungen Majunde für Sekunden vor Schmerz verzerrte.
    »Keine Tricks, Eingeborener«, sagte Shannon kalt. »Wenn du versuchst, uns zu hintergehen, endest du dort unten.« Er wies mit einer Kopfbewegung auf den See aus brennender Lava und stieß Yo Mai von sich, so heftig, daß dieser um ein Haar das Gleichgewicht verloren hätte.
    Yo Mai starrte ihn eine Sekunde lang mit unverhohlenem Haß an. »Du täuschst dich, weißer Mann«, sagte er zornig. »Ich habe euch nicht begleitet, um euch zu helfen. Was unser Magier getan hat, hat unsere Ehre beschmutzt. Er hat die angegriffen, die unter unserem Schutz stehen, und unsere Gastfreundschaft gebrochen. Dafür werde ich ihn bestrafen. Ihr interessiert mich nicht.« Damit wandte er sich um und lief weiter, und Shannon und ich folgten ihm.
    »Warum bist du so feindselig?« fragte ich. »Er meint es ehrlich.«
    »Feindselig?« Einen Moment lang starrte mich Shannon wütend an, dann blickte er zu Boden, zuckte mit den Achseln und seufzte. »Du hast recht«, sagte er. »Entschuldige. Aber es wird... es wird alles zu viel. Verdammt, als ob es nicht genug wäre, gleichzeitig gegen Tergard und diesen irrsinnigen Fischanbeter zu kämpfen. Meine Nerven sind einfach nicht mehr die besten.«
    »Vielleicht wirst du alt«, vermutete ich scherzhaft.
    »Das hoffe ich«, antwortete Shannon. »Uralt sogar. Ich habe vor, im Bett zu sterben. Irgendwann in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts.« Er lachte, und nach einigen Sekunden stimmte auch ich – wenn auch etwas gequält – in sein Lachen ein. Wir waren wohl beide überanstrengt und dadurch reizbarer, als gut war.
    Eine Sekunde später hörte ich auf zu lachen und griff haltsuchend nach Shannons Hand, als ein neuer, greller Schmerz durch meine Brust schoß. Shannon fluchte, hielt mich mit der linken Hand aufrecht und fummelte mit der anderen an meinem Hals herum. Eine Sekunde später erlosch der Schmerz wie abgeschnitten. Keuchend rang ich um Atem. Diesmal war es schlimmer gewesen als zuvor. Noch zwei, drei solcher Attacken, dachte ich

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