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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ernsthaft verletzt zu sein.
    »Du verdammter Narr!« knurrte ich und deutete mit der Hand zum Fuß des Turmes. Meine Worte klangen nicht halb so zornig, wie sie hätten klingen sollen. Dafür war ich viel zu erleichtert. »Dieselbe Macht, die den Shoggoten erschaffen hat, wacht über den Turm«, beantwortete ich seine Frage. »Das wissen die da unten auch.« Die Besessenen hatten uns den Rücken gekehrt und machten sich auf den Rückweg. »Sie werden erst in Arcenborough wieder zu sich kommen und alles vergessen haben.«
    Mit weit aufgerissenen Augen starrte Jeff Conroy mich an und strich sich die schweißverklebten Haare aus der Stirn. Er kam nicht mehr dazu, etwas zu sagen.
    Ein gewaltiger Stoß erschütterte den Turm. Der Boden unter meinen Füßen schwankte wie ein Boot im Sturm. Ich konnte das Gleichgewicht nicht halten und wurde nach vorne geschleudert. Erst das Geländer fing meinen Sturz auf. Jeff hatte sich bereits vorher am Pfeiler festgehalten und klammerte sich nun daran.
    So plötzlich, wie er gekommen war, verebbte der Stoß wieder.
    »Was hat das zu bedeuten?« stieß Jeff Conroy hervor und starrte mich aus geweiteten aufgerissenen Augen an. »Wir hatten in dieser Gegend noch niemals ein Erdbeben.«
    »Das war kein Erdbeben«, entgegnete ich unsicher. »Eher ein...« Ich brach ab, weil mir kein passender Vergleich einfiel.
    »Eher was?« kreischte Jeff hysterisch.
    Ich konnte seine Angst verstehen. Er stand diesen magischen Phänomenen noch hilfloser gegenüber als ich. Bis vor wenigen Stunden hatte er die Existenz derartiger Kräfte noch aus seinem Denken verbannt, und nun befand er sich im Mittelpunkt eines höllischen Infernos. Er mußte einfach durchdrehen. Andere hätten schon viel früher den Verstand verloren.
    Ich ahnte Jeffs Handeln voraus und packte den Jungen, als er an mir vorbeilaufen wollte. Meine Finger krallten sich in seine Kleidung. Ich riß ihn zu mir herum und schlug ihm erneut mit der flachen Hand ins Gesicht.
    »Schau dir wenigstens an, wohin du läufst, bevor du dich in dein Unglück stürzt«, herrschte ich ihn an und deutete auf das hinter uns liegende Treppenstück. Die Stufen waren schwarz verkohlt. Kleine Flämmchen tanzten auf ihnen, griffen auch auf das Geländer über und tasteten sich langsam, aber beständig an uns heran. Es waren die gleichen Flammen, die Jeff bei seinem Fluchtversuch gepackt und zurückgeschleudert hatten.
    Ich war abgelenkt und spürte das leichte Zittern, das durch den Turm lief, zu spät. Der Stoß war noch härter als beim ersten Mal. Diesmal wurden wir beide zu Boden geschleudert.
    Hart stürzte ich auf die Holzbohlen. Lebendigen Wesen gleich wanden sie sich unter mir, verformten sich und wurden von immer neuen Wellenlinien erschüttert. Kleine Risse durchzogen das Holz.
    Instinktiv krallte ich mich an irgend etwas fest und ließ auch nicht los, als mir fast die Schultergelenke ausgerissen wurden. Um mich herum barst das Holz mit lautem Krachen.
    Benommen blieb ich liegen, als das Beben endete. Erst ein stechender Schmerz in meinem Bein schreckte mich hoch. Ich schüttelte die Holzsplitter und kleineren Bretter ab, die auf mich gestürzt waren, und richtete mich auf.
    Auch durch das Beben waren die näherrückenden Flammen nicht zum Stillstand gekommen. Sie hatten den Schmerz verursacht, als sie mein Bein erreicht hatten. Der Stoff meiner Hose glimmte ein wenig. Hastig schlug ich die Glut aus.
    Der Turm war kaum noch als solcher zu erkennen. Es war ein Wunder, daß die Stützpfeiler noch standen und weitgehend unbeschädigt schienen. Von dem Treppenstück, das wir heraufgekommen waren, war nichts mehr übrig geblieben. Ein Haufen von Asche und verbrannten Holzstücken war der einzige Überrest. Auch die in die Höhe führende Treppe bot keinen schönen Anblick. Zahlreiche Stufen waren angebrochen oder fehlten ganz. Ein Teil des über uns liegenden Absatzes war herabgebrochen, und unter den Trümmern –
    »Jeff!«
    Staub und Holzspäne in meinem Mund ließen meinen Schrei zu einem heiseren Krächzen werden. Ein Bein des Jungen ragte unter dem Trümmerhaufen hervor! War er... tot?
    »Helfen Sie mir schon endlich und räumen Sie das Gerümpel weg«, klang plötzlich eine Stimme unter dem Schutt auf. Mir fiel der berüchtigte Stein vom Herzen. Wie besessen griff ich nach den Brettern und schleuderte sie hinter mich. Sie verkohlten noch in der Luft, sobald sie die von den Flammen markierte Linie erreichten, die sich kaum mehr als einen großen

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