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Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons

Titel: Der Hexer - NR22 - Die Hand des Dämons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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gigantischen Spinne, die ihr Netz auf irgendeine Art verkleinerte und uns mit jeder verstreichenden Sekunde näher zu sich heranholte. Ich glaubte, in mordlüsterne Facettenaugen von der Größe eines Wagenrades zu starren, sah, wie chitingepanzerte Scheren – jede einzelne so groß wie ein Mensch – auf mich zuzuckten und mich packten, um...
    Ich schloß die Augen, und die Vision verblaßte wieder.
    »Wer immer uns entführt und hier eingesperrt hat – er ist hinter Ihnen her, Mr. Craven«, sagte Jeff, als hätte er meine Gedanken gelesen. »Etwas an Ihnen stimmt doch nicht. Sie wissen über Dinge Bescheid, denen ich nicht einmal in meinen schlimmsten Alpträumen begegnet bin. Sie sprechen darüber, als handele es sich um etwas ganz Normales, fast Alltägliches. Wer sind Sie wirklich, Mr. Craven?«
    Ich zögerte. Die Art, in der der Junge die Frage gestellt hatte, zeigte mir, daß er sich diesmal nicht mit fadenscheinigen Erklärungen abspeisen lassen würde. Wahrscheinlich war es ohnehin gleichgültig, ob ich ihm alles sagte, aber etwas in mir hielt mich davon ab, ihm die volle Wahrheit anzuvertrauen.
    »Nimm einfach an, ich wäre diesen Dingen, wie du es nennst, schon mehrmals begegnet«, antwortete ich. »Diese Antwort muß dir genügen.«
    Er sah wohl ein, daß er nicht mehr von mir erfahren würde, denn nach einigen Sekunden wandte er sich ab und lief gereizt auf der Plattform hin und her.
    »Woher nehmen Sie bloß diese unglaubliche Ruhe?« rief er und rang verzweifelt die Hände. Abrupt fuhr er herum und deutete mit dem Finger auf mich. »Sie und dieses... dieses Ding da«, er zeigte auf meine Klaue, »sind mir fast noch unheimlicher als das, was um uns herum vorgeht!«
    Seine Worte machten mich betroffen. Ich wollte den Blick senken, vermochte es aber nicht und sah ihn weiterhin unverwandt an. Flüchtige Bilder tauchten vor meinem inneren Auge auf. Bilder von Menschen, die ich durch meine alleinige Existenz in den Untergang getrieben hatte. Ich selbst oder Necrons Fluch, der über mir lastete, es blieb sich gleich. Ich war ein Außenseiter, durch eine unsichtbare Barriere von anderen Menschen isoliert, und ich wußte es, aber verdammt, warum mußte Jeff mich ausgerechnet jetzt wieder darauf hinweisen? Er hielt meinem flammenden Blick nicht stand, sondern sah verlegen auf seine Schuhspitzen.
    »Es tut mir leid«, murmelte er. Aber die Worte vermochten nicht darüber hinwegzutäuschen, wie inhaltsleer die Entschuldigung war, daß sie nur der Verlegenheit des Jungen entstammte. Ich wußte, daß er nur das ausgesprochen hatte, was er schon die ganze Zeit über gefühlt hatte, ob er es nun leugnete oder nicht.
    »Was wird uns erwarten, wenn wir die Erdoberfläche erreichen?« wechselte er rasch das Thema.
    »Ich weiß es nicht«, gab ich ehrlich zu.
    Obwohl er sich bemühte, konnte Jeff nicht verhindern, daß er vor Angst zitterte. Ich trat auf ihn zu und legte ihm in einer Geste, die ihm Mut machen sollte, die Hand auf die Schulter. Jeff zuckte unter der Berührung zusammen, ergriff aber dann meine Hand und drückte sie fest.
    Es dauerte nur noch wenige Minuten bangen Wartens, bis die Plattform die Höhe der Erdoberfläche erreichte. Unsere Nerven waren bis zum Zerreißen angespannt. Nicht mehr als einen Yard lag der rettende Waldboden von uns entfernt, und dennoch unerreichbar fern. Keiner von uns beiden unternahm den sinnlosen Versuch, ihn zu erreichen. Unbarmherzig sank der Turm noch tiefer. Die Erdmassen umgaben uns wie ein Schacht, der hinabführte in ein Reich des Todes und des Wahnsinns...

    * * *

    Kaum daß das Dach der Plattform die Erdoberfläche erreicht hatte, brach Dunkelheit über uns herein. Die magischen Flammen an der Türschwelle verbreiteten weder Licht noch Wärme, und das gedämpfte Mondlicht, das noch durch die freibleibenden Kanten hereinsickerte, reichte kaum aus, um die Hand vor Augen zu sehen. Ich griff in meine Anzugtaschen und zog eine Zündholzschachtel hervor. Obwohl ich Nichtraucher bin, trage ich stets Zündhölzer bei mir. Man weiß nie, wozu man sie einmal gebrauchen kann. So auch in diesem Falle. Mit einem wuchtigen Tritt zerstörte ich einen der morschen Stühle und versuchte, eine unterarmlange Latte zu entzünden.
    Erst beim dritten Versuch fing das Holz Feuer. Der auflodernde, flackernde Schein spendete uns wenigstens etwas Zuversicht, wenn er auch kaum einen praktischen Nutzen hatte. Jenseits der kleinen Kabine blieb alles schwarz wie die Nacht, und allein das sanfte

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