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Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen

Titel: Der Hexer - NR23 - Im Netz der toten Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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wußte von der Existenz meines Feindes, während er allenfalls ahnen mochte, daß ich mich irgendwo in der Nähe aufhielt
    Wenn es mir gelang, ihm unbemerkt zu folgen, würde er mich über kurz oder lang zu Necron führen. Vorausgesetzt, er war ebenfalls hier. Was ich dann unternehmen würde, beschäftigte mich momentan nicht weiter. Das waren Schatten der Zukunft, über die ich mir noch keine Gedanken machte. Wenn es erst einmal soweit war, würde mir schon etwas einfallen.
    Wenn...
    Doch dazu mußte ich den Drachenkrieger erst einmal finden. Vom Fenster des Konferenzraumes aus hatte ich einen guten Überblick gehabt. Jetzt aber befand ich mich in der gleichen Situation wie der Drachenkrieger. Ich wußte nicht, wo er sich aufhielt, sah nicht mehr als den Weg vor mir und die rissigen Wände der Gebäude.
    Es gab keine befestigten Straßen, denn das Gelände lag ein Stück außerhalb des Ortes. Unter meinen Füßen befand sich festgetretenes Erdreich, das es mir ermöglichte, mich fast lautlos vorwärtszubewegen.
    Überall traf ich auf die Spuren von Moder und Verfall. Carringham hielt es ganz offensichtlich nicht für nötig, das Grundstück auch nur oberflächlich sauber halten zu lassen. Die ATC hatte ihre eigene Lösung für die Beseitigung anfallenden Mülls gefunden: Sie lud ihn überall da ab, wo er gerade nicht störte.
    In Ecken und an Wänden türmten sich wahre Berge von Abfall, die mir immer wieder die Sicht versperrten und ideale Verstecke abgaben. Ich schlich weiter, dabei geschickt jeden Schatten und jeden Mauervorsprung ausnutzend.
    An meiner Seite spürte ich den beruhigenden Druck des Stockdegens, den ich in meinen Gürtel gesteckt hatte. Oberflächlich betrachtet war er ein ganz gewöhnlicher Spazierstock, wie ihn ein Gentleman bei sich zu führen pflegte. Doch darin verbarg sich eine Klinge, die selbst den Kreaturen der Großen Alten gefährlich werden konnte. Denn in den Knauf des getarnten Degens war ein Shoggotenstern eingearbeitet, dem eine immense magische Kraft innewohnte. Er war zwar kein Allheilmittel, aber oft genug hatte er mich schon gerettet.
    Der Drachenkrieger aber hätte mich überwältigt, bevor ich den Degen auch nur hätte ziehen können. Seine alleinige Existenz jedoch vermittelte mir schon ein schwaches Gefühl von Sicherheit. Obwohl ich den Stockdegen außer im Bett so gut wie nie ablegte, trug ich seit einiger Zeit stets auch einen kleinen Revolver bei mir, doch für die Sitzung hatte ich darauf verzichtet, ihn einzustecken. Diese Waffe vermißte ich jetzt schmerzlich. Mit ihr konnte ich mir einen Gegner auch auf größere Distanz vom Leibe halten. Nicht einmal die Drachenkrieger waren gegen Kugeln gefeit. Hoffte ich.
    Etwas raschelte in dem Abfallhaufen, den ich gerade umrundete. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Es waren Ratten.
    Widerliche kleine Biester, mit denen ich schon unliebsame Erfahrungen gemacht hatte. Jetzt aber war ich fast erleichtert, sie zu sehen.
    Wenn mich mein Orientierungsvermögen nicht täuschte – was bei dem unübersichtlichen Gelände auch nicht weiter verwunderlich gewesen wäre – mußte ich mich der Spinnerei nähern, in der der Rohflachs zu feinem Leinen verarbeitet wurde, um dann eingefärbt und gewoben zu werden. Ich blieb stehen, als ich ein kaum sichtbares Schimmern vor mir bemerkte. Etwas spannte sich von einer Wand der Halle zur anderen über den Weg. Als ich näher herantrat, erkannte ich einen dünnen Faden, der im Sonnenlicht silbern funkelte, als wäre er mit einer hauchdünnen Schicht aus Metall überzogen worden. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen und unterdrückte den instinktiven Impuls, den Faden prüfend zu berühren. Das war ein Phänomen, um das ich mich später noch kümmern konnte. Möglicherweise stand es auch mit dem Drachenkrieger in Zusammenhang, obwohl ich mir kaum vorstellen konnte, daß er erschienen war, um das Gelände der ATC durch hübsche Silberfäden zu verschönern. Vorsichtig duckte ich mich darunter hindurch und schlich weiter.
    Der andauernde Regen der vergangenen Tage hatte den Boden aufgeweicht, und auch die schwache Märzsonne, die sich heute erstmals wieder aus ihrem Versteck hinter den Wolken hervortraute, hatte ihn kaum zu trocknen vermocht. Der Boden war an einigen Stellen noch regelrecht morastig und griff wie mit schleimigen Fingern nach meinen Schuhen. Wenn ich die Füße hob, erzeugte ich unweigerlich ein leises, schmatzendes Geräusch, deshalb bemühte ich mich, die verräterischen

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