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Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Titel: Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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mit dem der Kasten ausgeschlagen war, lag ein auseinandergebautes Gewehr. Eine Waffe, an der auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein schien. Nur ein wirklicher Fachmann hätte erkannt, daß die vermeintliche Winchester alles andere als ein nur besonders formschönes Gewehr war.
    Mit den behutsamen Bewegungen eines Arztes, der eine komplizierte und gefährliche Operation ausführt, nahm Teagarden die Einzelteile der Büchse aus dem Kasten, setzte sie zusammen und überprüfte jeden Handgriff dreimal, ehe er den nächsten in Angriff nahm.
    Er benötigte fast die ganze halbe Stunde, die er Joe gegeben hatte, mit den Männern zurückzukommen, und auf dem kleinen Hinterhof, der sich an sein Büro anschloß, wurde bereits der Hufschlag der ersten Pferde laut, bis er das schwarze Zielfernrohr auf die Büchse aufsetzte und mit spitzen Fingern festzog.
    Aber als er fertig war und aus dem Haus trat, trug er kein normales Gewehr unter dem Arm, sondern eine Waffe, wie es sie auf der ganzen Welt vielleicht nur noch ein- oder zweimal gab. Ein Präzisionsgewehr mit einer Reichweite von mehr als einer Meile.
    Jemand, der damit umzugehen verstand, konnte mit dieser Büchse noch auf tausend Yards einer Fliege das linke Hinterbein abschießen.
    Und Spielkarten waren nicht das einzige, womit Ralph Teagarden wie ein Meister umzugehen wußte…

    * * *

    Ich versuchte zum dritten Mal, die Kaffeetasse an den Mund zu führen, ohne die Hälfte ihres Inhaltes auf mein Hemd zu schütten. Wer jemals versucht hat, in einem dahinbrausenden Speisewagen der Union Pacific einen Kaffee zu trinken, der weiß, wie schwierig dieses Unterfangen ist.
    Der Zug hatte weiter an Tempo gewonnen, kaum daß wir den Bahnhof von Frisco verlassen hatten, und die brettflache Landschaft, die sich vor uns ausbreitete, flog nur so an den Fenstern vorüber.
    Ich genoß den Anblick seit gut drei Stunden – sehr zum Verdruß des Speisewagenpersonals, das den Tisch, den ich mit regelmäßigen kleinen Bestellungen blockierte, gerne für andere Gäste frei gesehen hätte. Aber fast ebensooft, wie ich aus dem Fenster sah, huschte mein Blick zum rückwärtigen Eingang des Waggons. Früher oder später mußten Cody oder einer seiner Begleiter schließlich hier auftauchen, wenn sie nicht bis Salt Lake City hungern wollten. Ich wußte nur nicht, wie sie reagieren würden, wenn sie mich erblickten.
    Es war kein sonderliches Problem gewesen, eine Fahrkarte nachzulösen. Männer, die auf schon angefahrene Züge aufspringen, schienen für die Schaffner der Union Pacific nichts allzu Außergewöhnliches zu sein. Und der Zug war alles andere als voll, so daß ich sogar ein Abteil für mich allein hätte haben können.
    Aber der Speisewagen war der einzige Ort, von dem ich sicher war, daß Cody und die anderen früher oder später hier auftauchten.
    Ich fürchtete den Moment ebenso, wie ich ihn herbeisehnte. Ich hatte mir ein Dutzend Ausreden für mein plötzliches Hiersein zurechtgelegt und eine nach der anderen wieder verworfen. Cody war ein netter Kerl, das wußte ich, aber er war auch durch und durch unberechenbar.
    Ich hatte bisher noch keine Erklärung für seine plötzliche Gereiztheit gefunden, mit der er mich verabschiedet hatte – okay, ich hatte mich vielleicht wie ein Idiot aufgeführt, aber das mußte ein Mann wie Buffalo Bill Cody gewohnt sein. Und ich hatte ihm zumindest geholfen, aus einer – vorsichtig formuliert – prekären Situation einigermaßen ungeschoren herauszukommen.
    Als ich an diesem Punkt meiner Überlegungen angelangt war, wurde die Tür geöffnet, und ein schwarzhaariger Engel rauschte herein, gefolgt von einem Mann in heller Lederkleidung. Ich verschluckte mich vor Schrecken, als ich Annie Oakley und Bodine erkannte, beschlabberte mich endgültig mit Kaffee und erntete ein schadenfrohes Lächeln des Barmixers.
    Annie und One-Shot Bodine blieben erstaunt stehen, als sie mich erkannten. In Annies Augen erschien ein halb fragender, halb amüsierter Ausdruck, während Bodine nach einem anfänglichen Grinsen mit einem Male deutlich besorgt aussah.
    Hastig stand ich auf, tupfte mir mit einer Serviette den Kaffee vom Kragen und machte mit der anderen Hand eine einladende Geste auf die freien Plätze an meinem Tisch. Annie Oakley kam auch prompt näher, während Bodine sich herumdrehte und mit jemandem sprach, der auf der anderen Seite der Tür stand, so daß ich ihn nicht erkennen konnte.
    »Mister Craven!« sagte Annie überrascht, als sie an meinen

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