Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr

Titel: Der Hexer - NR24 - Der Zug der in den Alptraum fuhr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
Vom Netzwerk:
so viel Zeit bleibt«, flüsterte Bodine.
    Plötzlich erschütterte ein harter Stoß den Wagen. Ich strauchelte, prallte gegen die Wand und riß entsetzt die Hand zurück, die ich instinktiv ausgestreckt hatte, als das schwarze Gewebe auf meine Finger zuzukriechen begann.
    Dann erfolgte der zweite Stoß, und er war noch härter als der erste. Hätte mich Bodine nicht aufgefangen, wäre ich gestürzt.
    »Verdammt nochmal, wir fahren immer schneller!« keuchte One-Shot. »Sieh aus dem Fenster!«
    Ich gehorchte. Die Landschaft raste nur so an uns vorbei.
    »Wir werden entgleisen!« flüsterte Cody erschrocken. »Irgendwas muß mit dem Zugführer passiert sein.«
    »Irgendwas ist gut«, murmelte Bodine. Dann deutete er mit einer entschlossenen Bewegung nach vorne. »Los.«
    Allein bei dem Gedanken, durch diesen Alptraumwagen gehen zu sollen – und die anderen, die vielleicht noch größeren Schrecken bergen mochten – sträubten sich mir die Haare. Aber Bodine hatte natürlich recht. Wir hatten keine sehr große Wahl. Der Zug wurde schneller und schneller.
    »Gut«, sagte ich. »Ihr bleibt hier.«
    »Du bist wohl verrückt«, fauchte Bodine. »Wir kommen mit!«
    Er wollte unverzüglich losgehen, aber ich riß ihn am Arm zurück. »Sei vernünftig, One-Shot«, sagte ich. »Ihr könnt mir nicht helfen. Und ich bin froh, wenn ich allein lebend durchkomme.«
    »Er hat recht«, sagte Cody leise. »Du würdest ihn nur behindern.«
    Bodine preßte wütend die Lippen aufeinander und setzte zu einer Antwort an, aber in diesem Moment bockte der Boden erneut, und diesmal neigte sich der Wagen deutlich spürbar zur Seite. Für einen kurzen, schrecklichen Moment hatte ich das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren und schwerelos in der Luft zu hängen, dann fiel der Wagen mit einem spürbaren Ruck auf die Geleise zurück.
    »Mein Gott!« keuchte Bodine. »Der Paß!«
    »Welcher Paß?« fragte ich alarmiert.
    »Der Candon-Paß«, antwortete Bodine. Seine Augen waren weit vor Schrecken. »Keine fünf Meilen mehr von hier, Robert. Der Zug muß eine Schleife fahren. Wir... wir fliegen aus den Schienen, wenn wir mit diesem Tempo dort ankommen.«
    »Wieviel Zeit bleibt uns noch?« fragte ich erschrocken.
    »Ein paar Minuten«, flüsterte Bodine. »Nicht mehr. Wir... müssen nach vorne. Zur Lok!«
    Ich habe niemals an böse Omen geglaubt. Bis zu diesem Moment.
    Denn Bodine hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als die vordere Tür des Wagens mit einem berstenden Schlag aus den Angeln gesprengt wurde.
    Unter der Öffnung erschien ein Alptraum.
    Das Ding hatte keine konkrete Form; ein doppelmannsgroßer Klumpen aus schwarzem Fleisch, tentakelschwingend und mit zahllosen kleinen gezahnten Mäulern in die leere Luft schnappend.
    Cody schrie auf und feuerte seine Büchse ab, doch die Kugeln vermochten das Ungeheuer nicht aufzuhalten.
    Mit einer fließenden Bewegung kam das gräßliche Ding näher, durchquerte den Wagen aber nur zur Hälfte und blieb plötzlich hocken. Seine zahllosen Mäuler schnappten. Die schwarzen Tentakel pfiffen durch die Luft wie Peitschenschnüre. Und dann erkannte ich den zuckenden Faden, der unter der zerborstenen Tür verschwand. Auch dieses Ding war nicht mehr als eine Marionette.
    Aber nichtsdestotrotz tödlich. Selbst mit meinem Degen wäre es Irrsinn gewesen, einen Angriff auf dieses Ungeheuer zu wagen.
    Und selbst, wenn es mir gelungen wäre, die Bestie zu überwinden – mir blieb einfach nicht genug Zeit! Fünf Meilen hatte Bodine gesagt. Jetzt vielleicht schon nur noch vier! Noch wenige Minuten, und der Zug würde in die enge Kurve vor dem Paß schießen und an den Felsen zerschmettern!
    »Über die Dächer!« keuchte Bodine. »Oben über den Wagen, Robert! Das ist die einzige Chance!«
    Ich fuhr herum, sprang wieder auf die Plattform hinaus und griff hastig nach der schmalen Eisenleiter, die auf den Zug hinaufführte. Den Degen wie ein Piratenmesser zwischen den Zähnen, kletterte ich am Wagen empor, zog mich mit einer verzweifelten Bewegung auf das gekrümmte Dach und versuchte aufzustehen.
    Um ein Haar hätte mich der Wind vom Zug geschleudert.
    Mit einem erschrockenen Keuchen warf ich mich vor und blieb sekundenlang gegen das Dach gepreßt liegen. Der Wagen sprang wie ein tollwütig gewordenes Pferd hin und her, und unter den rasenden Rädern der Wagen stoben immer wieder Funken auf. Der Fahrtwind war zu einem Orkan geworden, der mich wie ein trockenes Blatt packen und davonwirbeln

Weitere Kostenlose Bücher