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Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht

Titel: Der Hexer - NR25 - Ein Gigant erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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ihm ein vernünftiges Pferd, und dann steig wieder auf. Wir haben es eilig.«
    Der mit Joe Angesprochene nickte hastig, fuhr wie elektrisiert auf der Stelle herum und verschwand in der Dunkelheit, während sich der Schwarzgekleidete mit einem entschuldigenden, nichtsdestotrotz aber vollkommen kalten Lächeln an Postlethwaite wandte.
    »Bitte verzeihen Sie den etwas geschmacklosen Scherz, Sir«, sagte er. »Die Jungs sind manchmal wie die Kinder. Wenn man sie nicht an die Kandare nimmt, schlagen sie dauernd über die Stränge.«
    Postlethwaite winkte großmütig ab, schluckte einen Schmerzlaut herunter, als bei dieser Bewegung ein scharfer Stich durch seinen Rücken fuhr, und lächelte gequält. »Aber ich bitte Sie, Sir«, sagte er. »Es macht rein gar nichts.«
    »Dann ist es ja gut«, sagte der andere. »Und jetzt lassen Sie uns gehen. Die Menschen dort hinten brauchen unsere Hilfe.« Er wollte sich umwenden, blieb aber dann noch einmal stehen und sah Postlethwaite scharf an. »Wie, sagten Sie gleich, war Ihr Name?« fragte er.
    »Postlethwaite«, antwortete Postlethwaite. »Lancelot Postlethwaite. Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
    »Mein Name ist Teagarden«, antwortete der andere. »Ralph Teagarden. Aber Ralph reicht vollkommen.«

    * * *

    Ich mußte doch wieder das Bewußtsein verloren haben, denn das nächste, was ich wahrnahm, war Annie Oakleys bleiches Gesicht, das sich über mich beugte, und ihre Augen, die mit deutlicher Sorge auf mich herabblickten. Als sie sah, daß ich wach war und ihren Blick erwiderte, lächelte sie.
    Aber sie wurde sofort wieder ernst. »Ich muß mit Ihnen sprechen, Robert«, sagte sie – aber erst, nachdem sie einen fast angstvollen Blick in die Runde geworfen hatte, als wolle sie sich davon überzeugen, daß uns auch wirklich niemand belauschte.
    Ich setzte mich auf, hielt die Luft an und wartete, daß das Hammerwerk in meinem Kopf wieder zu arbeiten begann. Aber der Schmerz blieb aus, und auch das Schwindelgefühl, mit dem ich vorher jede unüberlegte Bewegung bezahlt hatte, kam nicht. Was immer Sitting Bull getan hatte – es wirkte.
    »Mit mir reden?« wiederholte ich.
    Annie nickte. Sie wirkte sonderbar gehetzt. »Allein«, bestätigte sie. »Ehe Bill zurückkommt.«
    Diesmal war ich wirklich überrascht. Für einen kurzen Moment dachte ich an die Szene vom vergangenen Abend zurück, als Annie zu mir gekommen war, mit nicht mehr als einem hauchdünnen Negligé bekleidet und offensichtlich nicht nur, um über das Wetter zu reden. Aber meine Hoffnungen wurden jäh enttäuscht, als sie weitersprach.
    »Du bist nicht wegen Teagarden mitgekommen, nicht wahr?« sagte sie. »Ich habe dich beobachtet, Robert. Gestern den ganzen Abend und auch danach, als wir von diesem... diesem Ding überfallen worden sind. Du hast keine Angst vor einem Schleicher wie Teagarden.«
    »Glaubst du?« fragte ich ausweichend. Worauf wollte sie hinaus?
    »Du bist wegen Sitting Bull hier«, behauptete sie.
    Damit kam sie der Wahrheit näher, als mir lieb war. Wenn es auch nicht ganz stimmte.
    »Warum sollte ich?« fragte ich.
    Annies Blick wurde ein ganz kleines bißchen kälter. »Ich weiß nicht, wer du bist, Robert«, sagte sie. »Und vor allem, was du bist. Aber wer immer dich geschickt hat, und was immer er dir über Sitting Bull erzählt hat – es stimmt nicht. Er ist einer der aufrichtigsten Männer, die ich jemals kennengelernt habe.«
    »Daran zweifle ich nicht«, antwortete ich, aber Annie schien meine Worte gar nicht gehört zu haben, denn sie redete einfach weiter, in jenem sonderbar gehetzten, schnellen Ton, der mir verriet, daß sie sich die Worte lange und sorgsam zurechtgelegt hatte und sie nun hervorsprudelte, um mir keine Gelegenheit zum Widerspruch zu geben.
    »Bill nimmt Sitting Bull nicht nur mit nach Europa, um seiner Show eine weitere Attraktion hinzuzufügen«, sagte sie, »sondern vor allen, um ihn endlich aus diesem verdammten Land hinauszubringen. Er ist nicht schuld an dem, was geschehen ist, glaube mir, Robert. Custer und die anderen haben die Verträge gebrochen. Sie haben die Indianer betrogen, damals. Sitting Bull hatte gar keine andere Wahl.«
    »Custer?« murmelte ich verstört. »Was hat denn Custer damit zu tun?«
    Für einen Moment wirkte Annie verwirrt. Dann huschte ein Ausdruck über ihr Gesicht, der irgendwo zwischen Ärger und Betroffenheit lag. Plötzlich stand sie auf, mit einer abrupten Bewegung, die ihre wahren Gefühle weit deutlicher verriet, als es ihre

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