Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen
Tages ausgelaugten Männer zusätzlich schwächte.
De la Croix hatte sich angeboten, den Wind zu beruhigen, aber Balestrano hatte es ihm verboten, obgleich es sicher eine große Erleichterung für die Krieger gewesen wäre. Aber er spürte irgendwie, daß es ein Fehler wäre, die Macht der vier Master schon jetzt durchzusetzen. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollten, die Drachenburg Necrons lebend zu erreichen, dann nur, wenn sie ihre wahre Stärke verbargen.
Und es mochte sein, daß sie jedes bißchen Kraft, das sie hatten, noch dringend nötig brauchen würden.
Er zwang sich mit aller Macht, an etwas anderes zu denken, senkte den schweren hölzernen Schild ein wenig und hielt über seinen Rand hinweg nach von Schmid und den drei anderen Mastern Ausschau. Sie gingen nur wenige Schritte vor ihm, gegen seinen Befehl, aber ganz so, wie er erwartet hatte. Nicht einmal die scheinbar zufällige Formation, in der sie sich bewegten, war wirklich zufällig. Balestrano hatte darauf bestanden, nicht anders als der geringste seiner Männer behandelt zu werden, aber natürlich waren solche Forderungen nichts als leere Gesten; obgleich ernst gemeint, nicht durchführbar. Von Schmid, de la Croix, van Velden und Hayworthy hätten ihr Leben geopfert, um das seine zu schützen.
So wie die dreißig Krieger, die Hayworthy zu Balestranos persönlichem Schutz ausgewählt hatte. Die Besten der Besten.
Und trotzdem fühlte sich Jean Balestrano mit jedem Schritt, den sie weiter nach Osten gingen und tiefer in die Wüste eindrangen, unsicher. Es war keine Angst vor dem Tod oder den namenlosen Schrecken, die Necron für sie bereithalten mochte, sondern eine völlig neue, gestaltlose Art von Furcht, die mit dem Wind herantrieb, sich auf dürren Spinnenbeinen in seine Seele schlich und sie vergiftete. Gegen die er wehrlos war.
Er war nicht einmal sicher, ob sie es wirklich mit Necron zu tun hatten. Vielleicht war es einfach die Angst vor der Wüste, von der van Velden ihm erzählt hatte.
Ein gellender Schrei wehte von der Spitze der Kolonne heran, seltsam dünn und weit entfernt in der klaren Nachtluft, bis er mit erschreckender Plötzlichkeit abbrach.
Die Stille, die ihm folgte, war beinahe noch schrecklicher.
Aber sie währte nur eine Sekunde. Dann begann eine zweite Stimme zu schreien, gleich darauf eine dritte, vierte.
Balestrano ließ mit einem Ruck seinen Schild sinken. Die Kolonne war zum Stehen gekommen, und irgendwo weiter vorne, verborgen hinter den Schatten der Nacht, bewegten sich Körper, harte Stiefelsohlen trampelten über den Sand, Männer riefen aufgeregt durcheinander, Metall klirrte. Und dazwischen gellten immer noch diese entsetzlichen Schreie.
Eine Gestalt vertrat ihm den Weg, als er aus der geordneten Formation der Kolonne ausschwenken und nach vorne laufen wollte. Es war von Schmid. »Bleib hier, Bruder«, sagte er hastig. »Bruder Rupert und Bruder Nies sind vorausgegangen.«
Balestrano wollte den Herzog einfach aus dem Wege schieben, aber von Schmid stand wie ein Fels da. Er wirkte sehr entschlossen. Balestrano begriff, daß Botho von Schmid nötigenfalls sogar Gewalt anwenden würde, um ihn am Weitergehen zu hindern. Das Schreien hielt noch immer an.
»Was geht dort vorne vor?« fragte Balestrano scharf. »Werden wir angegriffen?«
Von Schmid schien einen Moment in sich hineinzulauschen, dann schüttelte er den Kopf. Trotz der herrschenden Dunkelheit konnte Balestrano deutlich den Schrecken erkennen, der plötzlich in seinen Augen aufglomm. »Nein«, flüsterte er. »Kein... Angriff. Es ist...« Er verstummte, starrte einen Moment lang aus weit geöffneten Augen ins Nichts und fuhr plötzlich herum. »Komm mit!« keuchte er.
Sie liefen los, begleitet von André de la Croix und den dreißig Elitekriegern.
Die geordnete Vierer-Formation, in der das Heer durch die Wüste gezogen war, war zu einem heillosen Chaos geworden. An die zweihundert Männer drängelten sich am Fuße einer mächtigen, sanft ansteigenden Düne, aufgeregte Stimmen hallten durch die Nacht. Von Schmid und seine dreißig Krieger mußten mit Gewalt eine Gasse für sich und Balestrano durch die Menge bahnen.
Als Jean Balestrano den Fuß der Sanddüne erreichte, verstand er von Schmids Schrecken.
Van Velden und Bruder Hayworthy knieten im Sand, und dicht vor ihnen lagen die verkrümmten Leichen von vier Tempelrittern. Ihre Kehlen waren durchgeschnitten.
In dem Augenblick, in dem Balestrano herabsank, erhob sich Bruder Hayworthy,
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