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Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen

Titel: Der Hexer - NR29 - Necron - Legende des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene
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stützen, als Necron wieder auf mich und Shadow zutrat. »Gehen wir an einen anderen Ort, wo es sich besser redet«, sagte er.
    Ich rührte mich nicht von der Stelle.
    »Keine Sorge, Robert«, sagte Necron. »Ihre Freundin wird uns begleiten.« Abermals klatschte er in die Hände. Auch der zweite Drachenkrieger trat neben Priscylla und griff behutsam unter ihren anderen Arm. Sie versuchte einen Schritt zu machen, aber ohne die Hilfe der beiden Männer wäre sie wohl sofort gestürzt. Ihr Blick war noch immer leer, und als sie ging, waren ihre Bewegungen wie die einer Puppe.
    »Was... was haben Sie mit ihr gemacht, Sie Ungeheuer?« fragte ich. Meine eigene Stimme klang fremd in meinen Ohren.
    Necron wurde mit einem Male sehr ernst. »Ich habe nichts mit ihr gemacht, Robert. Sie ist in dem gleichen Zustand, in dem sie zu mir kam. Für sie ist keine Zeit vergangen«, sagte er, und – ohne daß ich einen Grund dafür anzugeben wußte – ich glaubte ihm sogar.
    Priscylla war krank gewesen, als er sie aus meinem Haus am Ashton Place 9 in London entführt hatte, schwer krank sogar, aber das hatte ich vergessen.
    So lächerlich es klingt – das war die Wahrheit. Ein Jahr lang hatte ich sie gesucht, und in diesem Jahr war kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht an sie gedacht hatte, aber meine Erinnerung hatte mir einen Streich gespielt. Ich hatte mich an alles erinnert, was ich an Pri geliebt hatte: Ihr Haar, ihre sanfte Stimme, die Zerbrechlichkeit ihrer Erscheinung, der Blick, der mich immer an den eines scheuen Rehs erinnert hatte, ihre Verwundbarkeit...
    Aber etwas in mir hatte die andere Priscylla verdrängt, das Mädchen, das vom Geist einer Hexe besessen gewesen war und dies niemals überwunden hatte...
    »Und er?« Shadow deutete mit einer fordernden Geste auf den zweiten kristallenen Sarg, in dem Shannons ausgestreckte Gestalt lag, im gleichen magischen Schlaf gefangen wie Priscylla zuvor.
    Aber diesmal schüttelte Necron nur den
    Kopf. »Nein«, sagte er hart. »Er ist nicht Teil meines Angebotes. Dieser Mann hat mich verraten. Er gehört mir.«
    »Und wenn wir auf seiner Freilassung bestehen?«
    Necron antwortete nicht.
    Aber im Grunde war sein Schweigen Antwort genug.

    * * *

    Es war sehr still in dem kleinen Zelt, das im Zentrum des hastig improvisierten Lagers aufgeschlagen worden war; wie durch Zufall so, daß trotz der drückenden Enge, in der die fünfzig braunweißen Zelte vor der unsichtbaren Todeslinie standen, ein Abstand von fünf, sechs Schritten zum nächsten Zelt gewahrt blieb. Nicht genug, es wirklich isoliert erscheinen zu lassen, aber ausreichend, daß niemand die Worte hören konnte, die in seinem Inneren gesprochen wurden. Über dem geschlossenen Eingang prangte das Emblem des Ordens: Ein Pferd mit zwei Reitern, von denen einer eine Lanze trug, darunter ein rotes, mit dünnen goldenen Linien eingefaßtes Kreuz mit gespaltenen Enden.
    Es war das Zelt Balestranos, das Zelt nicht nur des Leiters dieser Expedition, sondern des Oberhauptes der Tempelritter überhaupt. Trotzdem stand keine Wache vor dem Eingang. Jean Balestrano hatte sie persönlich fortgeschickt. So, wie er sich selbst davon überzeugt hatte, daß niemand in ihrer Nähe war, ehe er das Zelt hinter den vier Mastern betreten und die Plane sorgsam wieder vorgelegt hatte.
    Keinem der vier Männer war entgangen, wie überaus sorgfältig und übergenau Jean Balestrano bei allem vorgegangen war. Und auch jetzt waren seine Bewegungen von der abgehackten, fast mühsam wirkenden Art eines Menschen, der sich bei dem, was er tat, nicht den allergeringsten Fehler erlauben durfte.
    Er hatte eine Kiste geöffnet, das einzige Gepäckstück, das er aus Paris mitgebracht hatte: klein, aus morsch gewordenem Holz und äußerlich unansehnlich, von innen jedoch mit kostbarem dunkelroten Samt ausgeschlagen, auf den sonderbare, auch den vier Tempelherren fremd erscheinende Symbole mit dünnen Goldfäden gestickt waren. Darauf lag ein Stein, rund und glatt wie eine Münze und von einem bodenlos tiefen Schwarz.
    »Was bedeutete das alles, Bruder Jean?« fragte Hayworthy. Er war der erste der vier, der das Schweigen brach, und auch seine Stimme hatte etwas von ihrer gewohnten Stärke verloren. Wie die drei anderen Master spürte wohl auch er, daß das, dessen Zeuge sie wurden, nicht mehr viel mit dem normalen Tun des Ordens gemeinsam hatte. Etwas Unheimliches, mit Worten kaum zu Beschreibendes ging von dem schwarzen Stein in Balestranos Hand aus.
    Das

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